Der Wettbewerbs-Film von dem japanischen Regisseur Kore-eda Hirokazu dreht sich um eine komplizierte Mutter-Tochter-Beziehung. Ein stilles Drama über Familiengeheimnisse, Lügen und verletzte Gefühle.
Getragen wird «La vérité» vor allem von Catherine Deneuve. Sie spielt eine französische Schauspiellegende, die gerade ihre Memoiren herausgebracht hat. Ihre Tochter (Binoche) kommt mit ihrem Mann (Ethan Hawke) aus den USA zu Besuch - schnell werden die Spannungen zwischen den beiden Frauen deutlich: die erfolgreiche Diva auf der einen, ihre im Schatten stehende Tochter auf der anderen Seite.
Kore-eda Hirokazu deutet dabei einiges nur an und fängt stattdessen viele kleine Momente und Beobachtungen ein. Das erinnert an seinen grossen Erfolg «Shoplifters», mit dem er im vergangenen Jahr die Goldene Palme beim Filmfestival Cannes gewann. «La vérité» kann nun zwar nicht auf ähnliche Weise berühren, dennoch gelingt Kore-eda ein facettenreiches Porträt einer Konflikt geladenen Mutter-Tochter-Beziehung sowie das einer alternden Diva.
Spielt sich Deneuve hier in Teilen vielleicht sogar selbst? Das fragte man sich beim Zuschauen immer wieder, immerhin gab es dafür einige offensichtliche Parallelen. «In dieser Rolle steckt viel von mir», sagte Deneuve vor der Premiere am Abend. Dennoch habe sie einen Charakter geschaffen. «Das bin nicht ich.»
Festivalleiter Alberto Barbera musste sich bei der Eröffnungspressekonferenz vielen kritischen Fragen stellen - auch wegen der geringen Anzahl von Regisseurinnen im Wettbewerb. Ob es wirklich so schlimm wäre, zumindest für ein paar Jahre eine Frauenquote einzuführen, fragte ihn die Jury-Präsidentin Lucrecia Martel. Er halte nichts von einer Frauenquote bei einem Festival, antwortete Barbera der argentinischen Regisseurin. Wichtiger sei es, den Wandel in der Filmindustrie voranzutreiben, etwa mit Quoten an Filmhochschulen.
(SDA)