«Auch wenn ich mich sehr auf die faszinierende neue Aufgabe freue, im Moment ist mein Kopf voll und ganz in Locarno» sagte der Italiener am Freitag zu Keystone-SDA. Überhaupt müsse er wohl erst realisieren, dass er nächstes Jahr bereits für die «grosse Maschine» Berlinale arbeiten werde.
Auch Marco Solari, Präsident des Locarno Festival, klang am Telefon mit Keystone-SDA glücklich. «Die Freude darüber, dass Carlo Chatrian diese Chance bekommt, ist enorm», sagte er. Und abgesehen davon, dass in Locarno nach 15 Jahren «eine kompetente und aussergewöhnliche Persönlichkeit» verloren gehe, sei er stolz, dass sein Festival als Sprungbrett zur grossen internationalen Karriere gedient habe.
Die Berlinale wird in Zukunft von einer Doppelspitze geleitet. Nachfolger von Festivaldirektor Dieter Kosslick, der vom 7. bis 17. Februar 2019 das letzte Mal als Festivaldirektor auf dem roten Teppich stehen wird, wird neben Chatrian als künstlerischer Leiter die gebürtige Niederländerin Mariette Rissenbeek als geschäftsführende Leiterin.
Die seit den 80er-Jahren in Deutschland lebende Rissenbeek ist Geschäftsführerin von German Films, der Auslandsvertretung des deutschen Films. Beide erhalten einen über fünf Jahre laufenden Vertrag, wie Kulturstaatsministerin Monika Grütters als Vorsitzende des Aufsichtsrates der Kulturveranstaltungen des Bundes in Berlin (KBB) am Freitag in Berlin bekannt gab.
Über die Nachfolge von Carlo Chatrian in Locarno ist zu diesem Zeitpunkt nichts bekannt. Für Festivalpräsident Marco Solari steht einzig fest, dass «wir nichts überstürzen». Es hätten sich bereits mehrere Interessenten aus dem In- und Ausland gemeldet, doch man wolle sich Zeit nehmen, um alle Optionen zu prüfen.
Ebenfalls offen ist, was Chatrians Arbeit in Berlin für das Filmfestival im Tessin bedeutet. «Wenn er dort anfängt, werden auch wir vor einer neuen Herausforderung stehen», so Solari. Denn selbst wenn man privat befreundet sei und die Herzen für dasselbe schlagen: Filmfestivals stünden nun mal in Konkurrenz zueinander.
Carlo Chatrian kann selbst noch nichts dazu sagen, in welche Richtung sich die Berlinale bewegt. «Viel zu früh», meinte er am Freitag nach der Medienkonferenz in Berlin. Er werde zwischen dem Ende des Locarno Festivals und seinem offiziellen Start in Berlin erst einmal in seine neue Heimat reisen, seine neuen Mitarbeiter kennen lernen und nicht zuletzt mit der Sprache vertraut werden müssen. «Ich werde auf jeden Fall Deutsch lernen. Schon allein, um lesen zu können, was die Medien in Zukunft über die Berlinale schreiben werden.»
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