Den Metropolen Lagos, Dakar, Johannesburg, Kinshasa, Lubumbashi und Luanda widmet das Festival 16 seiner 30 Filmprogramme. «Es sind nur ausgewählte Blicke, die Videoex damit auf den höchst vielfältigen Kontinent werfen kann», sagt Festival-Leiter Patrick Huber. «Gleichwohl soll das Publikum eine Ahnung davon bekommen, welche Strategien die afrikanische Bevölkerung entwickelt, um kreativ mit ihrem komplexen politischen und kulturellen Alltag umzugehen.»
Zu sehen sind im Kunstraum Walcheturm mehrheitlich Arbeiten von afrikanischen Regisseurinnen und Regisseuren. Ein Höhepunkt ist laut Huber «Touki Bouki» (1973) des Senegalesen Djibril Diop Mambéty. Die Bedeutung dieses Films könne in der Geschichte des afrikanischen Films kaum überschätzt werden. Von gleicher Sprengkraft seien die Filme von Mambétys Nichte Mati Diop. Von ihr zeigt Videoex «Mille Soleils» (2013) und «Atlantiques» (2009).
Allein fünf Programme nehmen Johannesburg ins Blickfeld. Eine zentrale Figur dieser Szene ist der Künstler William Kentridge, der sich in seinen frühen Animationsfilmen wie «Mine» (1991) oder «Monument» (1990) kritisch mit Rassentrennung und Ausbeutung in Südafrika auseinandersetzt.
Weitere Schwerpunkte widmet Videoex der portugiesischen Filmerin Salomé Lamas, die ein peruanisches Bergdorf erforscht, und ihrer Landsfrau Filipa César. Sie bereitet in «Spell Reel» (2017) revolutionäres Filmmaterial des African Liberation Movement (ALM) in Guinea-Bissau auf und macht es zugänglich.
Wie immer gibt es einen internationalen und einen Schweizer Wettbewerb mit entsprechenden Programmen. Den CH-Fokus richtet das Festival dieses Jahr auf Pauline Boudry und Renate Lorenz und auf deren inszenierte Filme und filmische Installationen.
Auch Kinder ab 6 Jahren sind bei Videoex willkommen. Sie sind eingeladen zu einer Entdeckungsreise in die Welt des Animationsfilms. In Spezialvorstellungen fliegen die Kleinen mit Zirkusakrobaten in luftige Höhen oder tauchen zu funkelnden Meerestieren in den nächtlichen Ozean hinunter.
Das Sorgenkind des Festivals bleiben die Finanzen. Das Budget ist mit 215'000 Franken vergleichsweise sehr klein. Zu einem Drittel kommt das Geld von Kanton und Stadt Zürich. Ein weiteres Drittel übernehmen private Stiftungen und Sponsoren.
Eigenleistungen finanzieren den Rest. Darunter fallen die in den letzten Jahren rund 3000 Eintritte und die Gratisarbeit der rund zehn Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. «Die steigenden Lebenskosten in Zürich machen es immer schwieriger, solche Leute überhaupt noch zu finden», sagt Patrick Huber.
www.videoex.ch
Verfasser: Karl Wüst, sfd