Sven Schelker spielt Bruno Manser
«Das Thema lässt mich nicht los»

Da war doch dieser Bruno Manser, der für den Urwald von Borneo kämpfte und dort irgendwann verschwand. In "Bruno Manser - Die Stimme des Regenwaldes" spielt Sven Schelker die Geschichte des Basler Umweltaktivisten - realistisch und trotzdem fiktiv.
Publiziert: 05.11.2019 um 10:29 Uhr
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Aktualisiert: 05.11.2019 um 11:52 Uhr
Die Dreharbeiten zu "Bruno Manser - Die Stimme des Regenwaldes" haben den Schauspieler Sven Schelker verändert. Am Donnerstag kommt der Film in die Kinos.
Foto: ENNIO LEANZA

Ein Urwaldteppich aus der Vogelperspektive, unberührte Natur, soweit das Auge reicht. In diesem saftig grünen Dickicht, über das die Kamera schwebt, leben Menschen, die nichts weiter brauchen, als das, was der Dschungel ihnen bietet. Lebten - die Realität sieht leider anders aus als in diesen eindrücklichen Anfangsszenen von «Bruno Manser - Die Stimme des Regenwaldes».

Holzfäller haben die Penan, wie die indigene Volksgruppe auf Borneo heisst, längst aus ihrem Paradies vertrieben. Die früheren Urwaldnomaden leben heute in Siedlungen, zur Sesshaftigkeit gezwungen, sie haben Motorräder, Smartphones und eine Vorstellung von der Welt. «Es ist ja inzwischen praktisch kein Dschungel mehr da, in dem sie so leben könnten wie im Film», sagt Sven Schelker, Hauptdarsteller in der auf wahren Begebenheiten beruhenden Verfilmung, anlässlich der Weltpremiere am 15. Zurich Film Festival zu Keystone-SDA.

Der Basler Schauspieler, der 2015 für seine Rolle als Röbi Rapp in «Der Kreis» den Schweizer Filmpreis als Bester Schauspieler erhielt, hat zur Vorbereitung für den Bruno-Manser-Film mehrere Monate mit den Penan gelebt. Er hat das einfache Leben kennengelernt und mit Menschen gesprochen, die Bruno Manser persönlich kannten. «Er war einer von ihnen.»

Die Geschichte, die Regisseur Niklaus Hilber («Amateur Teens») in seinem neuen Kinofilm erzählt, beginnt in den 1980er Jahren, als der Basler Umweltaktivist auf seiner Reise in den Urwald von Borneo erstmals mit den Penan zusammentrifft. Der Ethnologe und die Urwaldbewohner teilen vorerst nicht viel mehr als grossen gegenseitigen Respekt und denselben Sinn für Humor. Doch der Schweizer lernt schnell, sowohl das Jagen als auch die Sprache - und er erkennt die existentielle Gefahr, die den Penan droht, als die gefährlichen Baumaschinen auffahren.

Im Film verliebt sich Bruno Manser nicht nur in das einfache und gleichzeitig so reiche Leben im Urwald, sondern auch in eine Penan-Frau. Das kann man als unnötigen, weil erfundenen, Kitsch abtun. Anders betrachtet könnte diese Liebesgeschichte das nötige Element sein, um dem Zuschauer auch nur annähernd verständlich zu machen, warum Bruno Manser für die Penan alles zurückliess und sein Leben riskierte.

Sven Schelker, der seine Zeit im Urwald als «die grosse Freiheit» empfunden hat, kann sein Rollenvorbild letztlich auch nur versuchen zu verstehen. «Zu kämpfen, wie Bruno es tat, braucht Mut, Entschlossenheit, Empathie und Durchhaltevermögen.» Er habe in einer Zeit, als man sich noch nicht so leicht vernetzen konnte, mehr oder weniger allein einen unerbittlichen Kampf gegen Windmühlen geführt: «Ich weiss nicht, ob ich das könnte.»

«Bruno Manser - Die Stimme des Regenwaldes» ist ein eine fiktive Filmbiografie, die alle Kriterien für eine Oscar-Nominierung erfüllt. Mit sechs Millionen Franken ist es eine der teuersten und aufwändigsten Schweizer Produktionen der letzten Jahre. Der Freiburger Filmemacher Niklaus Hilber hat jahrelang recherchiert und echte Penan als Schauspieler engagiert. Nick Kelesau, der den Penan-Häuptling Along Sega spielt, ist eine Entdeckung.

Mit über zwei Stunden ist der Streifen lang, aber nie langweilig. Von der faszinierenden Leistung Schelkers, der für seine Rolle die Sprache der Penan gelernt hat, über das Drama der Waldrodung bis hin zu den fantastischen Naturbildern - «Bruno Manser - Die Stimme des Regenwaldes» löst auf allen Gefühlsebenen etwas aus. Und die Thematik ist aktueller denn je.

Obwohl sich Sven Schelker nach den Dreharbeiten erstaunlich schnell wieder eingelebt hat, spürt er bis heute eine nachhaltige Veränderung seiner selbst. Sein Bewusstsein für die Umwelt sei gestiegen, sagte er, «das Thema lässt mich nicht mehr los». Der 29-Jährige hofft, dass der Film auch andere «berührt, aufweckt und an das Werk Bruno Mansers erinnert.» Der Aktivist ist 2000 in Borneo verschwunden und 2005 für verschollen erklärt worden. (SDA)

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