Die Jury in Cannes kürte den Film des Regisseurs Bong Joon-ho am Samstagabend zum besten Film des diesjährigen Wettbewerbs. Der 49-Jährige erzählt in dem Werk von einer Familie, die in prekären Verhältnissen lebt.
Die Eltern sind arbeitslos. Dann aber bekommt der erwachsene Sohn die Chance, bei einer wohlhabenden Familie zu arbeiten. Gemeinsam mit seinen Eltern und der Schwester räumt er nach und nach die anderen Hausangestellten aus dem Weg.
«Vielen Dank. Ich fühle mich sehr geehrt. Das französische Kino hat mich schon immer sehr inspiriert», sagte der 49-Jährige, als er die Goldene Palme entgegennahm. Bong ist der erste Filmemacher aus Südkorea, der den Hauptpreis des weltweit grössten Filmfests gewinnt.
Der Grosse Preis der Jury, die zweitwichtigste Auszeichnung des Festivals, ging in diesem Jahr an «Atlantics» der Regisseurin Mati Diop. In dem märchenhaften Drama erzählt die Französin eine tragische Liebesgeschichte im Senegal.
Als bester Schauspieler wurde der Spanier Antonio Banderas geehrt. Der 58-Jährige spielt in «Dolor y Gloria» von Pedro Almodóvar einen schwulen Regisseur, der auf sein Leben zurückblickt.
Beste Schauspielerin wurde die US-Britin Emily Beecham. Die 35-Jährige verkörpert in «Little Joe» der Österreicherin Jessica Hausner eine Wissenschaftlerin, die eine genmanipulierte Pflanze entwickelt. «Little Joe» ist eine deutsche Koproduktion.
Der Preis der Jury wurde zwei Mal vergeben: Er ging zu gleichen Teilen an das Sozialdrama «Les Misérables» des jungen Franzosen Ladj Ly sowie an die Gesellschaftssatire «Bacurau» der Brasilianer Kleber Mendonça Filho und Juliano Dornelles.
Für die beste Regie wurden die belgischen Brüder Jean-Pierre und Luc Dardenne für ihr Drama «Le jeune Ahmed» ausgezeichnet. Die Ehrung für das beste Drehbuch ging an die Französin Céline Sciamma für das lesbische Liebesdrama «Portrait of a lady on fire". Eine lobende Erwähnung der Jury gab es für die deutsche Koproduktion «It must be heaven» des Palästinensers Elia Suleiman.
Der als Favorit gehandelte US-Regisseur Quentin Tarantino, dessen Wettbewerbsbeitrag «Once Upon a Time... in Hollywood» zu den Favoriten zählte, ging hingegen leer aus.
Zu den Favoriten für die Preisvergabe zählte auch «A Hidden Life», ein Film, der mit deutschsprachigen Schauspielern gedreht wurde, darunter der im vergangenen Februar verstorbene Bruno Ganz und Joel Basman. Regie führte der US-Amerikaner Terrence Malick. Schweizer Filme waren im Hauptwettbewerb nicht vertreten.
Ebenfalls in Cannes zu Gast war Seraina Gabathuler, die Produzentin von «Chris the Swiss» - der Animationsfilm hatte vergangenes Jahr in Cannes Weltpremiere. Dieses Jahr wollte Gabathuler in Cannes ihr neues Projekt «Frozen Soil» präsentieren, den zweiten langen Animationsfilm von Kofmel.
In der Sektion «Un Certain Regard» zeigte das Festival den Animationsfilm «Les Hirondelles de Kaboul» von Eléa Gobbé-Mévellec und Zabou Breitmann. Der Film ist eine Koproduktion der Schweiz mit Frankreich und Luxemburg.
In der Sektion «Quinzaine des Réalisateurs» schliesslich feierte «Les Particules» von Blaise Harrison Weltpremiere. Der Spielfilm ist das Debüt des französisch-schweizerischen Regisseurs und wurde mit Frankreich koproduziert.
(SDA)