«Fifty Shades of Grey»-Filmkritik
Das Vorspiel dauert viel zu lange!

Morgen läuft «Fifty Shades of Grey» in den Schweizer Kinos an. Blick.ch hat den S&M-Streifen für Sie unter die Lupe genommen. Hält er, was er verspricht?
Publiziert: 11.02.2015 um 09:59 Uhr
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Aktualisiert: 04.10.2018 um 19:57 Uhr
Journis zu Shades of Grey: «Der harte Sex fehlt!»
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:Journis zu Shades of Grey: «Der harte Sex fehlt!»
Von Jasmin Gruber

Ich erwarte Sex. Viel Sex. Harten Sex. Wie wird die Traumfabrik Hollywood den Sadomaso-Knüller «Fifty Shades of Grey» umsetzen? Meine Erwartungen sind sehr hoch, als ich im Kino «Metropol» in Zürich Platz nehme. Ist der Streifen besser als das Buch? Er muss. Der Bestseller ist erbärmlich schlecht geschrieben. Grottenschlecht. Und doch haben ihn mehr als 100 Millionen Menschen gelesen. Vorwiegend Frauen. Und ich bin eine davon.

«Ich ficke. Hart.»

Die Frage, die mich am brennendsten interessiert: Wann gehts zur Sache? Meine Geduld wird, so viel steht fest, ein wenig auf die Probe gestellt. Nach einer gefühlten Ewigkeit gibts den ersten Sex. «Werden wir jetzt Liebe machen?», fragt Anastasia Steele schüchtern. «Nein, ich mache keine Liebe. Ich ficke. Hart», entgegnet ihr Christian Grey. Das ist ja mal ne Ansage! Peitschen, Dildos und Fesselspiele? Nein. Blümchensex. Klar, ist ja ihr erstes Mal. Und mit der Tür ins Haus fallen ist nicht gerade die feine Art. Aber muss es gleich so romantisch und zärtlich von sich gehen?

Nun gut. Die schüchterne Studentin und der dominante Milliardär müssen sich erstmal kennenlernen. Das Vorspiel dauert jedoch sehr lange. Für das, dass er nicht auf ein «normales Kennenlernen» steht, haben die zwei zu viele Dates. «Ich stehe nicht auf Romantik», sagt er ihr unverblümt. Und doch gibts einen Helikopterflug nach Seattle, er schenkt ihr zum Uni-Abschluss ein nagelneues Auto und stellt sie sogar seiner Familie vor.

No Go: Anal- und Vaginalfisting

Trotzdem: Eine 08/15-Liebesgeschichte ist es auch im Kino nicht. Christian Grey knallt Anastasia Steele einen knallharten Vertrag auf den Tisch. Und der ist wirklich alles andere als romantisch. Sie muss ihm von Freitag bis Sonntag zur Verfügung stehen, er bestimmt über ihren Essplan, nach dem Sex gehts in getrennte Betten. Und natürlich sind auch die Grenzen klar festgelegt. Anal- und Vaginalfisting gehen gar nicht, dafür klärt sich Steele beim Vertragsabschluss mit Dildos und Peitschen einverstanden. Eine wirklich gelungene, amüsante Szene im Film. Auch wenn sie den Fackel nicht unterschreibt.

Dann kommt endlich die Schlüsselszene: Er zeigt ihr das Spielzimmer. Werden wir Zuschauer jetzt endlich in die Abgründe von Christian Greys sadomasochistischer Welt eingeführt? Wieder nein. Anastasia Steele baumelt zwar gefesselt von der Wand und muss ein paar Peitschenhiebe einstecken - aber in die Kategorie «Ich ficke. Hart» ist das hier nicht einzustufen.

Jetzt wird er ihr den Arsch versohlen

Als mein Füdli schon langsam zu brennen anfängt und ich ungeduldig auf die Uhr schaue, richte ich mich gespannt auf. Anastasia Steele steht verheult vor Christian Grey, will wissen, wieso er denn so ist, wie er ist. «Das verstehst du nicht», entgegnet er. «Dann weihe mich ein.» Peng! Jetzt wird ihr - Pardon - der Arsch versohlt.

Diese Szene ist mir vom Buch am meisten geblieben. Die Schilderung, wie sie sich vor Schmerzen windet, am ganzen Körper blaue Flecken hat, sich kaum bewegen kann. Und dann kommt das hier: Christian Grey fitzt Anastasia Steele sechs Mal mit seinem Gurt auf das Füdli. Ihr kommen die Tränen, sie will ihn nie wieder sehen. Ende.

Zusammenfassung

Wie? Das wars jetzt? Wie konnte man gerade diese Szene so verharmlosen? «Fifty Shades of Grey» erfüllt die Erwartungen nur zum Teil. Viel nackte Haut (ich kann ihre Brüste jetzt im Traum zeichnen), eine gute Besetzung (Jamie Dornan spielt glaubwürdig. Und er ist heiss!) und ein fesselnder Soundtrack. Aber ein harter S&M-Streifen ist der Film nicht - er ist den Kinokassen zuliebe ab 16 freigegeben. Prüdes, geldgeiles Hollywood!

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