Festival del film
Harvey Keitel in Locarno - gut gelaunt und streng bewacht

Nachdem Harvey Keitel am Samstag den Lifetime Achievement Award erhalten hat, hat er sich am Sonntag den Fragen des Publikums gestellt. Die 200 Sitze im Spazio Cinema waren eine Stunde vor Beginn der Veranstaltung besetzt. Ein halbes Dutzend Securities hielt Wache.
Publiziert: 07.08.2016 um 14:00 Uhr
|
Aktualisiert: 28.09.2018 um 23:45 Uhr
Hollywoodstar Harvey Keitel mit seinem Lifetime Achievement Award, den er am Samstag auf dem Festival del film in Locarno erhalten hat. Tags darauf plauderte er vor Publikum aus dem Nähkästchen.
Foto: KEYSTONE/ALEXANDRA WEY

Vom Moderator gefragt, wie seine Karriere begonnen habe, antwortete der 77-jährige Schauspieler, der fast mit allen bedeutenden zeitgenössischen Regisseuren gearbeitet hat: «I was born unknown».

Das hat sich inzwischen gründlich geändert, wie sich auch in Locarno zeigte. Nicht nur Publikums- sondern auch Fotografenaufmarsch war gewaltig. Von zwei Dutzend Kameras belagert, stellte sich Keitel zu Beginn auf einen Stuhl, um dem Publikum über die Köpfe der Fotografen hinweg zuzuwinken.

Danach gab er Anekdoten zum Besten. Beispielsweise wie der noch unbekannte und notorisch klamme Quentin Tarantino, der mit Keitel «Reservoir Dogs» (1992) drehte, ständig seinen Kühlschrank leerfrass. Oder dass Scorsese, mit dem er 1967 «Who's There Knocking at my Door?» machte - für beide der erste Spielfilm - seinen Namen konstant «Kiitl» aussprach statt «Keitell».

Oder über Scripts: Dass beispielsweise das von Abel Ferraras «Bad Lietenant» (1992) nur zwanzig Seiten gehabt habe, obwohl der Regisseur, um es zu verlängern, eine extra grosse Schrift benutzt hatte.

Oder - im Gegenzug - wie geschwätzig das Drehbuch von «Smoke» gewesen sei. «So viele Worte», habe er sich gesagt, «Paul Auster muss damit irgendwas meinen, auch wenn ich keine Ahnung habe, was». Der Film von Wayne Wang gewann bekanntlich 1995 in Locarno den Publikumspreis.

Zwischen den Nähkästchen-Plaudereien gab Keitel Ratschläge für junge, (noch) unabhängige Filmemacher: Man solle nicht nach Hollywood schielen, «gute Filme kann man überall machen». Hollywood sei dennoch ein «guter Ort». Mit dem Geld, das man dort verdiene, könne man danach Filme produzieren, wie man sie wirklich machen wolle.

Externe Inhalte
Möchtest du diesen ergänzenden Inhalt (Tweet, Instagram etc.) sehen? Falls du damit einverstanden bist, dass Cookies gesetzt und dadurch Daten an externe Anbieter übermittelt werden, kannst du alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen lassen.
Fehler gefunden? Jetzt melden