Die schweizerisch-französische Koproduktion «Ma vie de Courgette» von Claude Barras erhielt den Preis als bester Europäischer Animationsfilm 2016. Diese Ehre wurde damit erstmals einem Schweizer Animationsfilm zuteil.
Der Walliser Regisseur Claude Barras zeigte sich bei der Preisvergabe hoch erfreut über die Auszeichnung. Der Film «Ma vie de Courgette» setzt damit seine erfolgreiche Karriere fort, die letzten Mai am Filmfestival Cannes begonnen hatte.
An über 35 Festivals
Seither war der Film an weltweit über 35 Festivals eingeladen und hat dabei rund 25 Preise gewonnen. Er ist zudem im Rennen um den Oscar als bester nicht-englischsprachiger Film und als bester Animationsfilm.
«Ma vie de Courgette» ist in über 50 Länder verkauft worden, auch in die USA. In Frankreich haben ihn bisher 580'000 Zuschauer gesehen, in der Romandie bereits 85'000. Der Deutschschweizer Kinostart ist für 16. Februar 2017 geplant.
Der in der Stop-Motion-Technik realisierte Puppenfilm erzählt die Geschichte eines Knaben namens Courgette, der ohne Vater bei seiner alkoholkranken Mutter aufwächst. Nach dem Unfalltod seiner Mutter lernt er im Heim erstmals Zuneigung, Freundschaft und sogar Liebe kennen.
Acht Millionen Franken teuer
Der Film, zu dem Sophie Hunger die Musik geschrieben hat, hat rund acht Millionen Franken gekostet. Die Dreharbeiten dauerten neun Monate, wobei im Studio in Lyon auf neun verschiedenen Plateaus parallel gedreht wurde. Pro Tag und Dreh-Plateau konnten im Schnitt dreieinhalb Sekunden Film realisiert werden, wie Claude Barras in Wroclaw gegenüber der Nachrichtenagentur sda sagte.
Das Vater-Tochter-Drama «Toni Erdmann» holte neben dem Hauptpreis vier weitere Auszeichnungen. Hauptdarstellerin Sandra Hüller wurde zur besten europäischen Schauspielerin gekürt. Der Österreicher Peter Simonischek, der im Film den «Toni Erdmann» spielt, gewann die Trophäe als bester Schauspieler. Ade selbst wurde als beste europäische Regisseurin und Drehbuchautorin geehrt.
«Ich hoffe, es wird nicht langweilig mit uns...», meinte Ade bei der Preisverleihung lachend. Ihr Film war bereits bei den Filmfestspielen in Cannes der grosse Favorit, ging dann aber überraschend leer aus. «Toni Erdmann» erzählt von einer ehrgeizigen jungen Managerin und ihrem Alt-68er-Vater.
Filme waren auch bei Internationalen Filmfestspielen bereits hoch im Kurs
Der Italiener Gianfranco Rosi wurde für sein Werk «Seefeuer» mit dem Preis für den besten europäischen Dokumentarfilm ausgezeichnet. Rosis erschütternder Film über das Flüchtlingssterben im Mittelmeer hat in diesem Februar bereits den Goldenen Bären der Internationalen Filmfestspiele Berlin gewonnen.
Ein Preisträger stand bereits fest: Ex-James-Bond-Darsteller Pierce Brosnan wurde für seinen Beitrag zum Weltkino geehrt. Der 63-jährige Brosnan («Mamma Mia!», «Survivor») nahm die Auszeichnung sehr gerührt entgegen und meinte: «Diese Bestätigung für meine Arbeit könnte zu keinem besseren Zeitpunkt kommen.»
Der französische Drehbuchautor Jean-Claude Carrière («Cyrano von Bergerac», «Dieses obskure Objekt der Begierde») wurde von der Europäischen Filmakademie mit dem Preis für sein Lebenswerk geehrt. Die Laudatio auf den 85-jährigen Carrière hielt der deutsche Regisseur Volker Schlöndorff. Die beiden arbeiteten gemeinsam am Drehbuch von Schlöndorffs mit einem Oscar ausgezeichneten Film «Die Blechtrommel».
Die Preisstatue in Gestalt einer Frau in einem mit Europa-Sternen besetzten Kleid gilt als europäisches Pendant zum amerikanischen Oscar und ist in der Filmbranche heiss begehrt. Mehr als 1200 Gäste aus der Filmbranche waren zu der Filmpreis-Gala gekommen. (SDA/stj)