Jahrzehntelang war Gérard Depardieu (74) einer der meistbejubelten Schauspieler Frankreichs. Dann folgte der tiefe Fall. Seit 2020 ermittelt die französische Justiz wegen Verdachts auf Vergewaltigung. Im Frühling dieses Jahres kamen weitere schwerwiegende Missbrauchsvorwürfe von 13 Frauen dazu.
Anweisung des Regisseurs
Nun berichtet der französische Filmstar Sophie Marceau (56), dass Depardieu sich schon in jungen Jahren komplett daneben benommen habe. Bei den Dreharbeiten zum Film «Der Bulle von Paris» im Jahr 1985 habe Depardieu die damals erst 18 Jahre alte Schauspielerin gegen ihren Willen berührt und sie gedemütigt, berichtet Marceau in einem Gespräch mit der französischen Zeitung «Le Monde». Regisseur Maurice Pialat (1925–2003) habe dieses Verhalten gar noch unterstützt.
Pialat habe Depardieu offenbar dazu angehalten, Marceau während einer Szene zu schlagen, um die Darstellung echter wirken zu lassen. Depardieu schlug immer wieder zu, bis die Teenagerin in Tränen ausbrach. Pialat soll sie daraufhin als «Schlampe» beleidigt haben, so Sophie Marceau. Während der Dreharbeiten zum Film soll Depardieu vor einer Szene offenbar gar absichtlich Schnecken gegessen haben. Mit dem dadurch entstandenen Mundgeruch habe er Marceau zusätzlich demütigen wollen, erzählt sie.
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Zudem soll Depardieu Marceau während einer Bettszene unter der Decke berührt haben, obwohl dies so nicht im Drehbuch stand. Depardieu hat sich selbst noch nicht zu den neusten Anschuldigungen geäussert. Als Marceau ihn im Jahr 2015 bereits als «Raubtier» und die Zusammenarbeit als «gewalttätig» bezeichnete, entschuldigte er sich später. «Ich war sehr jung, als wir diesen Film drehten, und es stimmt, dass ich damals ein wenig ein Raubtier war. Und auch ein bisschen dumm», gab er zu.
Französische Justiz ermittelt seit 2020
Es sind nicht die ersten schwerwiegenden Vorwürfe von Frauen, die mit Depardieu zusammen Zeit am Set verbracht hatten. 13 Frauen hatten Depardieu sexuelle Übergriffe und Gewalt in einem Bericht des französischen Online-Portals Mediapart vom April vorgeworfen. Depardieu soll die Frauen in den Jahren 2004 bis 2022 «während der Dreharbeiten zu elf Filmen oder Serien» oder im Anschluss sexuell berührt oder sie verbal belästigt haben.
Schon seit 2020 ermittelt die französische Justiz gegen Depardieu. Die junge Schauspielerin und Tänzerin Charlotte Arnould (28) wirft Depardieu vor, sie 2018 in seiner Pariser Wohnung zweimal vergewaltigt zu haben.
Hauptrolle trotz Missbrauchsvorwürfen und Putin-Freundschaft
Im vergangenen Jahr kritisierte Depardieu den russischen Machthaber Wladimir Putin (70) und distanzierte sich vom russischen Angriffskrieg, verkündete in diesem Jahr in einem Interview mit der «Augsburger Allgemeinen» aber, dass sich für ihn nichts verändert habe: «Ich bin noch immer Russe. Ich liebe die russische Kultur.» Depardieu galt lange als grosser Putin-Freund. 2013 überreichte Putin dem Schauspieler öffentlich die Staatsbürgerschaft.
Seiner Karriere haben seine Skandale und die Missbrauchsvorwürfe offenbar nur bedingt Abbruch getan. Im Mai kam der Film «Umami» in die Kinos, in dem Depardieu eine Hauptrolle spielte. (hon)