Warum Hollywood plötzlich mit Superheldinnen Kasse macht
Ganz schön stark

Wonderwoman, Supergirl, weibliche Geisterjägerinnen: in Kino und TV sind diesen Frühling auffallend viele Action-Rollen von Frauen besetzt. Was steckt hinter der Emanzipation in der Filmbranche?
Publiziert: 31.03.2016 um 21:32 Uhr
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Aktualisiert: 30.09.2018 um 19:56 Uhr
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Claire Underwood Robin Wright (49) spielt in «House of Cards» eine ehrgeizige Ehefrau, die sich von ihrem Mann emanzipiert.
Barbara Lienhard

Action, muskelbepackte Männer und viel Tes­tos­teron. Das war in der Vergangenheit ein Erfolg versprechendes Rezept für volle Kinosäle. Nun haben die harten Kerle Konkurrenz: Eine ganze Garnison nicht minder harter Frauen zieht in den Kampf um Zuschauerzahlen.

Wonder Woman gibt ihr Leinwand-Comback, Supergirl tritt in die Fussstapfen ihres berühmten Cousins und vier unerschrockene Frauen machen sich in «Ghostbusters 3» auf Gespensterjagd. Letztes Jahr stahl Charlize Theron (40) als Imperator Furiosa ihren männlichen «Mad Max»-Mitstreitern die Schau.

Völlig neu sind kämpfende Filmfrauen nicht: Uma Thurman in «Kill Bill», Sigourney Weaver in «Alien» oder Angelina Jolie als Lara Croft schlüpften in die Rolle der Heroinnen. Die Filme waren Ausnahmen. Zwischen ihren Erscheinungsdaten lagen Jahre. Heute können Filmfans zwischen verschiedenen Leinwandheldinnen wählen. Vanessa Taylor (45), Drehbuchautorin der Fantasy-Serie «Game of Thrones», erklärt den Paradigmenwechsel: «Irgendwann beschlossen wir alle, dass die Prinzessin nicht immer gerettet werden kann. Plötzlich gab es resolute Prinzessinnen mit einer Waffe, die halfen, Prinzen zu retten. Jetzt gibt es Frauen, die selber der Prinz sind.» Dass sich mit diesen weiblichen Prinzen richtig viel Geld verdienen lässt, hat eine junge Frau mit Pfeil und Bogen bewiesen: Katniss Everdeen. Als Heldin der «Tribute von Panem»-Reihe spielte sie weltweit knapp drei Milliarden ein.

Lange wurden Frauen im Film nur in Bezug zu Männern dargestellt und auf zwei Stereotype reduziert: das Heimchen am Herd oder die Femme fatale. Heute sind weibliche Charaktere komplexer, tiefgründiger, streitbarer.

Als Beispiel für dieses veränderte Frauenbild nennt die Kulturwissenschaftlerin Elisabeth Bronfen (57) die US-Serie «House of Cards»: «In der vierten Staffel setzt sich Claire Underwood durch. Teilweise sehr brutal, gegen alle Männer – und wird zum Running Mate ihres Mannes. Wenn man bedenkt, dass Robin Wright mit dieser Rolle ein Comeback hatte und selber auch Mitregie führt, lässt das Rückschlüsse auf ein verändertes Frauenbild zu.»

Doch Gleichberechtigung ist nicht der Hauptgrund für das aufkeimende Interesse der Filmbranche an Heldinnen. Die jungen Männer, die Jahrzehnte lang die Kinosäle füllten, schauen Filme lieber gestreamt zu Hause oder spielen Videogames. Junge Frauen sollen die Lücke füllen. Ralph Dietrich (50), CEO des Filmverleihers Ascot Elite, bestätigt den Trend auch für die Schweiz: «Frauen werden immer wichtiger. Sie sind ein treues Publikum, gehen gerne in Gruppen  aus und erzählen weiter, wenn ihnen ein Film gefallen hat.» Da kann es bis zum ersten weiblichen 007 ja nicht mehr ewig dauern.

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