Der New Yorker Juwelier Howard Ratner (Adam Sandler, 53) betritt seinen Laden. Darin ist es noch lauter als auf den Strassen der Grossstadt. Das Geschäft ist voll, alle wollen etwas von ihm. Schmuck, Anweisungen, Entscheidungen – und vor allem Geld. Wegen seiner Spielsucht hat Howard bei halb New York Schulden. Er manövriert sich zwischen seinen Mitarbeiter und Gläubigern hindurch, hat für alle eine Entschuldigung bereit. Von Gangster Phil (Keith Williams Richards) kassiert er allerdings eine Ohrfeige. Noch nicht einmal danach wird es ruhig im Laden. Howard redet weiter, findet neue Ausreden, bleibt in Bewegung.
Keine Verschnaufpause
Die Anfangsszene von «Der Schwarze Diamant – Uncut Gems» ist an Nervosität kaum zu überbieten. Die Dialoge sind übereinander gesprochen, der Soundtrack vermischt sich mit den Stimmen, die Kamerabewegungen sind hektisch, genau so der Schnitt. In den nächsten zwei Stunden wird es so bleiben. Der Netflix-Streifen gönnt dem Zuschauer keine Verschnaufpause.
Denn auch Howard hat keine Zeit. Seine Welt bricht auseinander. Der Juwelier steht immer am Rande des Abgrunds. Trotzdem gibt es für ihn nur eine Richtung: nach vorne. Es muss weiter gehen.
«Der Schwarze Diamant» rast immer
«Der Schwarze Diamant» ist mit seiner ständigen Hektik ein Drahtseilakt. Die könnte schnell dazu führen, dass man die Lust am Film verliert. Schliesslich braucht ein Film einen Rhythmus. Der Rhythmus von «Der Schwarze Diamant» gleicht einem Schlagzeuger aus der Speed-Metal-Szene. Der Film rast so schnell, dass man ständig Angst hat, dass er aus dem Takt fällt. Das tut er allerdings nie. Die ständige Spannung reisst nicht ab, sondern steigert sich von Szene zu Szene. Bis zu einem Finale, bei dem man es kaum noch wagt, zu atmen.
Das liegt auch an einem brillanten Adam Sandler. Dessen Name löst bei den meisten Kino-Liebhaber eher Augenrollen als Anerkennung aus. In seiner Filmographie finden sich einfach zu viele Katastrophen. Blödel-Filme wie «Grown Ups». Oder noch schlimmer: «Grown Ups 2». Ohne ihn könnte «Der Schwarze Diamant» aber nicht funktionieren. Sandler verleiht Howard Ratner einen spitzbübischen Charme, so dass man trotz seinen ekelhaftesten Entscheidungen noch will, dass am Ende noch alles gut geht.
Für seine Rolle konnte der Comedian einige Preise gewinnen. Eine Nominierung als bester Hauptdarsteller bei den diesjährigen Oscars war allerdings nicht dabei. Auf Twitter machte er seinem Ärger darüber Luft. «Die schlechte Nachricht: Die Academy hat keine Liebe für den Sandman übrig», schreibt er über sich selbst. «Die gute Nachricht: Der Sandman kann aufhören, Anzüge zu tragen.»
Schade. Die würden ihm eigentlich gut stehen.