Endlich wieder Polster, Popcorn und eine richtig grosse Leinwand: Kommenden Samstag öffnen die Kinos nach dreimonatiger Pause. Procinema-Generalsekretär René Gerber (62) schätzt den Corona-Schaden für die Branche auf 50 bis 60 Millionen Franken. Der Restart ist heiss ersehnt: «Wir haben die Bestätigungen der Ketten Pathé, Kitag und Arena und von wichtigen regionalen Playern. Mindestens zwei Drittel der Häuser sind dabei.»
Frühlingsprogramm im Sommer
Das Schutzkonzept ist finalisiert. Maximal 300 Personen sind pro Saal zugelassen, links wie rechts bleibt je ein Sitz leer. Dazu kommt das Contact Tracing. «Dies können sehr viele Anbieter gewährleisten, weil sie ein Online-Ticketing mit persönlicher Registrierung haben. Wir garantieren, dass die Kundendaten festgehalten und wenn nötig ans BAG übergeben werden», sagt Gerber.
Programmatisch verläuft die Wiederaufnahme vielerorts «Back to the Future» – die erste Woche wird mit Titeln bestritten, die vor dem Lockdown liefen. So kommen auch bereits bekannte Schweizer Werke wie «Platzspitzbaby» oder «Jagdzeit» nochmals zum Zug. Für diesen Frühling geplante Blockbuster wie «No Time to Die» wurden bereits im März auf später verschoben: Die Abschiedsgala von Daniel Craig (52) ist ab dem 12. November zu sehen. Der Winterkalender wird neu aufgemischt, und der nächste Schweizer Hit, «Stürm» mit Joel Basman (30), startet neu statt diesen Sommer im Januar 2021.
Wetter, Sommer, Kreativengpässe: Viele Hasen sind des Kinos Tod
Unsicherheiten gibt es für den Sommer einige: Können die Indoor-Kinos ihre Chance, dass viele Freilicht-Events abgesagt sind, zu ihren Gunsten nutzen? Und finden Open-Air-Kinos überhaupt statt? Die Allianz-Versicherung hat sich mit ihrer Reihe schon für eine Autokino-Lösung entschieden. Eine der wichtigsten Fragen betrifft den Nachschub von Filmen: Auch Filmemachen ist im Lockdown.
«Nach unseren Kenntnissen sind es exakt 17 Projekte, die durch Corona unterbrochen wurden», sagt BAK-Filmchef Ivo Kummer (61) zur Situation in der Schweiz. «Darunter sind elf Spielfilme, fünf Dokfilme und ein Kurzfilm.» Wann es wieder losgeht, liesse sich bloss vorsichtig einschätzen. «Wir wissen von kurzen Dreharbeiten von einer Woche für einen Spielfilm Ende Juni. Weitere Spielfilme sind Mitte Juli auf einer Alp und Ende Juli in einer Grossstadt geplant.»
Entscheidend ist das Schutzkonzept, das aktuell beim BAG liegt. Erfolgsproduzent Peter Reichenbach (65) sagt dazu: «Positiv in Bezug auf das Contact Tracing ist die Tatsache, dass wir alle Involvierten immer namentlich kennen.» Nächste Woche gibt es Gespräche zwischen Produzenten, Filmförderung und Fernsehen, in denen auch ein Hilfsfonds ähnlich wie in Österreich thematisiert wird. Dort wurden 25 Millionen für Soforthilfen gesprochen. «Wir sind grundsätzlich positiv eingestellt. Produzenten sind sowieso Berufsoptimisten, sonst hätten sie ihr Fach total verfehlt.» Das gilt für die gesamte Branche.
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