Buchmesse-Splitter
Depardieu als Comic-Held: Am Rockzipfel des Leinwandstars

Leipzig – Das Denken und Leben von Gérard Depardieu in Sprechblasen und bunten Strichen. Fünf Jahre lang hing der Zeichner und Autor Matthieu Sapin dem Star an den Fersen. Nun kommt der Comic auf Deutsch heraus und wird auf der Leipziger Buchmesse vorgestellt.
Publiziert: 16.03.2018 um 08:36 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 18:40 Uhr
Ausschnitt aus dem Cover von Matthieu Sapins Comic «Gérard. Fünf Jahre am Rockzipfel von Depardieu», dessen deutschsprachige Übersetzung auf der Leipziger Buchmesse vorgestellt wurde. (zVg)
Foto: Pressebild

Nackt unter der Dusche mit Gérard Depardieu, gemeinsam Badetücher klauen und durch Gasfelder in Aserbaidschan fahren. Wenn jemand eine Reise tut, so kann er was erzählen, lautet das Sprichwort. Erst recht, wenn er mit dem Urgestein des französischen Kinos unterwegs ist.

Fünf Jahre lang hat der Autor und Zeichner Mathieu Sapin den französischen Schauspieler begleitet. Dabei ist eine über 150 Seiten lange Comic-Reportage herausgekommen, die den Star erleben lässt - wie er leibt und lebt. Die Comicreportage kommt Ende März auf den deutschsprachigen Markt. Erstmals vorgestellt wird sie am Freitag und Samstag auf der Buchmesse in Leipzig.

«Gérard. Fünf Jahre am Rockzipfel von Depardieu» heisst das Buch. Das Titelbild spricht Bände: Depardieu gibt Gas auf einem Motorrad, Sapin im Sidecar mit Angstschweiss auf der Stirn. «Depardieu zu folgen, ist anstrengend. Er ist ständig in Bewegung und redet pausenlos», sagte Sapin in einem Interview der Deutschen Presse-Agentur in Paris. «Nach mehr als drei Tagen Depardieu war ich immer völlig erschöpft.»

Der 43-Jährige hat den Star über fünf Jahre hinweg immer wieder bei Dreharbeiten, Promotions-Reisen und dunklen Geschäftsterminen unter anderem nach Russland, Aserbaidschan, Spanien und Portugal begleitet. Dabei hat Sapin vor keinem Thema und noch so peinlicher Lage halt gemacht.

Über dem Kaspischen Meer beginnt Sapin ein Gespräch mit Depardieu über den Tod. Dabei erfährt der Leser, dass der Abschied Gégé, so nennen die Franzosen ihr Leinwandmonster, nicht traurig macht. Denn: Wenn man an jemanden denke, lebe er solange weiter, wie man selber lebe.

Rührend, unterhaltsam, genervt, aufbrausend, lustig, provozierend: Sapin hat Depardieu in allen Facetten und Situationen beobachtet und gezeichnet. Allein unter vier Augen in seinem Luxusstadthaus in Paris, mit Filmkollegin Fanny Ardant bei Dreharbeiten, mit einfachen Fischern und tschetschenischen Mafiabossen. Mit Depardieu sei alles möglich, so Sapin.

Nichts wird beschönigt. Depardieu schnauft und rülpst, gibt ohne Vorwarnung Obszönitäten von sich. «Ich komme mir vor, als würde ich ein wildes Tier beobachten», schreibt Sapin in seiner Textblase.

Sapin stellt sich in dem Comics gern als verschreckter und verblüffter Zeichner dar, der aus dem Staunen nicht herauskommt. So auch, als zu Depardieu ein junger Mann ins Haus kommt, um dem Schauspieler Unterricht in chinesischer Kalligrafie zu geben, oder ihn eine Freundin anruft, die wissen will, nach welchem Rezept sie Lachs oder Wolfsbarsch zubereiten soll.

Mit schnellen und leichten Strichen hat Sapin von Depardieu ein Porträt entworfen, das ebenso komplex und vielfältig ist wie dessen Rollen. Denn zwischen Obelix, dem schüchternen, romantischen Poeten Cyrano de Bergerac und dem Draufgänger und Rebell in die «Ausgebufften» liegen Welten.

Wer der Steuerflüchtling und Neu-Russe - Depardieu besitzt seit 2016 einen russischen Pass - nun eigentlich sei? Das sei schwer zu sagen, meinte Sapin nach seinem Roadtrip. Eines weiss er jedoch sicher. «Jemandem wie Depardieu begegnet man kein zweites Mal mehr.» Nicht viel anders ergeht es dem Leser. Vor Depardieu hat sich Sapin an die Fersen des ehemaligen Präsidenten François Hollande geheftet.

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