Bond-Darsteller Daniel Craig im grossen Interview
«Wer als reicher Mensch stirbt, hat versagt»

Kurz vor der Veröffentlichung des neuen James-Bond-Abenteuers spricht Daniel Craig über Ungerechtigkeit. Und erzählt, wo er privat am liebsten Zeit verbringt.
Publiziert: 30.12.2019 um 23:39 Uhr
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Daniel Craig am 15. November 2019 im kalifornischen Beverly Hills bei der Pressekonferenz zum World Release seines aktuellen Films «Knives Out».
Foto: WireImage
Dierk Sindermann

Daniel Craig ist die Bescheidenheit in Person und fühlt sich als Prominenter gar nicht unbedingt wohl. Während sich sein letzter Bond-Film in der Post-Produktionsphase befindet, bastelt der smarte Brite an seiner Zukunft. In seinem neuen Krimi «Knives Out» wird auf Knalleffekte verzichtet – es ist also eher eine Rückkehr zu Craigs Wurzeln als Bühnenschauspieler.

Hat Ihre Rolle eine Ähnlichkeit mit James Bond?
Daniel Craig: Nein. Meine Figur Benoit Blanc ist eher der Hercule Poirot aus einem Agatha-Christie-Krimi.

Ist es Zufall, dass Ana de Armas in diesem Film mitspielt und auch das nächste Bond-Girl ist?
Ja und nein. Als wir am Bond-Film arbeiteten, kam Regisseur Cary Fukunaga auf mich zu und fragte, ob ich Ana kenne. Da er sie für Bond wolle. Ana und ich hatten gerade «Knives Out» abgedreht und da lag es auf der Hand, dass ich für sie stimmte.

Der Film handelt von Familienkonflikten. Wie gehen Sie solchen aus dem Weg?
Die beste Lösung ist, darüber zu sprechen, wenn sich Streit anbahnt. Nur so kannst du sie lösen. Man muss sich dabei in die Augen schauen können, dann klappt es.

Sie kommen immer sehr cool und gelassen rüber. Was lässt Sie aus der Haut fahren?
Wenn Leute sich gegenseitig ans Messer liefern, fahre ich aus der Haut. Ungerechtigkeit finde ich ebenfalls schlimm.

Im Film streiten die Geschwister um das Erbe ihres Vaters. Sie haben eine ältere Schwester, gab es bei Ihnen zu Hause auch Reibereien?
Ich glaube, das haben wir alle doch schon erlebt. Generell finde ich: Hinterlässt man seiner Familie ein Erbe, gibt es doch meistens Zoff. Selbst wenn es nur um kleine Summen geht. Wer als reicher Mensch stirbt, hat versagt!

Wie meinen Sie das?
Es ist doch einfach geschmacklos, ein Erbe zu hinterlassen. Jeder sollte seinen Besitz vor seinem Tod weggeben. Man sollte nichts hinterlassen, wenn man diese Welt verlässt. Damit verhindert man unnötigen Konflikt.

Was machen Sie als Erstes, wenn Sie am Ende eines langen Filmdrehs wieder daheim sind?
Ferien! Am liebsten lege ich mich irgendwo an den Strand und mache nichts. Ich habe vor ein paar Wochen den Bond-Film beendet. Das war an einem Freitagabend. Schon am Montag sonnte ich mich am Meer.

Ist das Kapitel Bond für Sie wirklich abgeschlossen?
Ja. In Zukunft muss das ein anderer machen.

007 war ein grosser Teil Ihres Berufslebens. Was steht als Nächstes auf Ihrer Wunschliste?
Ich habe keine Wünsche. Ich bin in der glücklichen Situation, dass ich ganz verschiedene Rollen angeboten bekomme. Mein einziger Wunsch ist es, mit guten und netten Leuten zusammenzuarbeiten.

Haben Sie Interesse, auch selbst mal Regie zu führen?
Um Gottes willen, nein! Ich will nach dem Job nach Hause kommen, was essen und mich dann ins Bett legen. Bist du Regisseur, musst du nach Drehschluss bis nachts um drei noch mit den Produzenten, Drehbuchautoren und mit wer weiss wem sonst noch alles rumtelefonieren. Dann schaffst du es knapp, dir eine Mütze Schlaf zu holen und dann gehts gleich wieder zum Set. Nein danke!

Sie haben aus dem coolen Bond einen Mann mit Gefühlen gemacht. Sind Sie privat auch eher sensibel?
Ich bin schrecklich sensibel (lacht). Selbst bei einer emotional gemachten TV-Werbung verdrücke ich manchmal eine Träne. Mich rührt besonders, wenn Menschen anderen Gutes tun.

Verändert sich mit dem Alter die Einstellung zum Leben?
Wie meinen Sie das?

Kümmert es Sie heute beispielsweise mehr, welche Welt wir unseren Kindern hinterlassen?
Niemand kann allein die Welt verändern. Höchstens James Bond (lacht). Ernsthaft: Ich versuche schon, mir bei wichtigen Dingen eine richtige Meinung zu bilden und mich auch zu engagieren. Aber allein für den Klimaschutz zu kämpfen, bringt nicht viel. Das müssen wir in der Gemeinschaft unternehmen. Am Ende ist es aber immer noch die Aufgabe von Regierungen, Massnahmen gegen grosse Probleme wie den Klimawandel zu ergreifen.

Im Geheimdienst Ihrer Majestät

Daniel Craig (51) wurde im englischen Chester geboren und entdeckte seine Liebe zur Schauspielerei dank seines Künstler-Stiefvaters Max Blond und seiner Mutter, der Kunstpädagogin Olivia Williams. Regie-Haudegen John G. Avildsen («Rocky») brachte ihn 1992 im Apartheid-Drama «Im Glanz der Sonne» erstmals auf die Leinwand. Als besten Auftritt handeln Kenner seine Darstellung eines Mossad-Agenten in Steven Spielbergs «Munich» von 2005. Im selben Jahr erfuhr Craigs Karriere die entscheidende Wende, als er als neuer 007 präsentiert wurde. Eine Rolle, die er im April 2020 in «Keine Zeit zu sterben» zum fünften und letzten Mal übernimmt. Sein aktueller Film, der komödiantische Krimi «Knives Out», läuft am 2. Januar an. Craig ist seit 2011 mit Oscarpreisträgerin Rachel Weisz (49) verheiratet. 2018 kam ihre gemeinsame Tochter zur Welt.

Daniel Craig (51) wurde im englischen Chester geboren und entdeckte seine Liebe zur Schauspielerei dank seines Künstler-Stiefvaters Max Blond und seiner Mutter, der Kunstpädagogin Olivia Williams. Regie-Haudegen John G. Avildsen («Rocky») brachte ihn 1992 im Apartheid-Drama «Im Glanz der Sonne» erstmals auf die Leinwand. Als besten Auftritt handeln Kenner seine Darstellung eines Mossad-Agenten in Steven Spielbergs «Munich» von 2005. Im selben Jahr erfuhr Craigs Karriere die entscheidende Wende, als er als neuer 007 präsentiert wurde. Eine Rolle, die er im April 2020 in «Keine Zeit zu sterben» zum fünften und letzten Mal übernimmt. Sein aktueller Film, der komödiantische Krimi «Knives Out», läuft am 2. Januar an. Craig ist seit 2011 mit Oscarpreisträgerin Rachel Weisz (49) verheiratet. 2018 kam ihre gemeinsame Tochter zur Welt.

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