In «Fast & Furious: Hobbs & Shaw» bekommen zwei Nebenfiguren einen eigenen Blockbuster: Man nehme die beiden Charaktere aus dem Film-Universum, die sich am meisten hassen – in diesem Fall Secret Service-Agent Luke Hobbs (Dwayne «The Rock» Johnson, 47) und Ex-Elitesoldat Deckard Shaw (Jason Statham, 52, hier im BLICK-Interview) – und zwingt sie zur Zusammenarbeit. Denn nur gemeinsam – na klar – haben sie eine Chance, Cyborg-Bösewicht Brixton Lore (Idris Elba, 46) zu besiegen. Denn die Welt muss vor einem tödlichen Virus gerettet werden – ebenso wie Shaws Schwester Hattie (Vanessa Kirby, 31), die den Virus in sich trägt.
Damit ist die Geschichte des Films auch schon erzählt. Doch darum geht es bei dem Streifen auch gar nicht. Regisseur David Leitch (49) legte den Fokus auf den Zickenkrieg zwischen zwei vor Testosteron strotzender Männer. Hobbs und Shaw liefern sich neben hübsch durchchoreografierten Kampfszenen einen verbalen Schlagabtausch – der aber spätesten nach der dritten Runde langweilig wird.
Das, was die «Fast & Furious»-Reihe ausmacht – die spektakulären Autorennen –, kommt für meinen Geschmack zu kurz. Die Prügelszenen sind zwar kurzweilig, aber irgendwann auch so überzogen, dass ich froh bin, wenn sie vorbei sind. Auf Action, Geballer und gewaltig viel Blechschaden wird trotzdem nicht verzichtet. Mein Highlight ist eine wilde Verfolgungsjagd mit Shaws McLaren 720S durch die Londoner Innenstadt – oder eine explodierende Fabrik, in der sich die Protagonisten einen bildgewaltigen Kampf liefern.
Der «Fast & Furious»-Charme fehlt
Was neben aufgemotzten Karren ebenso fehlt – das zentrale Thema Familie. Der Zusammenhalt, die bedingungslose Liebe, die in der «Fast & Furios»-Reihe immer im Mittelpunkt zwischen den tobenden Action-Szenen stand, kommt beim «Hobbs & Shaw»-Spin-Off zu kurz. Zwar haben die Macher versucht dieses Element aufzugreifen – doch es wirkt gewollt statt gekonnt und lässt einen peinlich berührt im Kinosessel zusammensinken. Cool dagegen ist der unverhoffte Gast-Auftritt von Shaws und Hatties Mutter, der – Achtung Spoiler – britischen Leinwand-Legende Helen Mirren (74).
Ob es übrigens Absicht oder Zufall ist, dass das tödliche Virus Snowflake heisst, darüber lässt sich nur spekulieren. Schneeflocke soll im Film die «Schwachen» töten. Der Begriff wurde in den USA zu einem politischen Kampfbegriff und wird für angeblich übersensible und für auf politische Korrektheit bedachte Menschen verwendet – ebenso für Liberale und Angehörige von Minderheiten.
Fakt ist: Nur wenn man den Kopf ausschaltet, kann man das Action-Feuerwerk, das Kindergarten-Geplänkel der erwachsenen Hauptfiguren und die Prügelszenen bei Popcorn geniessen.
«Fast & Furious: Hobbs & Shaw» läuft ab dem 1. August in den Schweizer Kinos.
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