Seinen Übernamen Master of Disaster (der Katastrophen-Meister) mag er nicht besonders. Anderseits kann Roland Emmerich (59) wie kein anderer Regisseur die Welt in Schutt und Asche legen. Sein Siegeszug an der Kinokasse begann vor 20 Jahren mit «Independence Day». Der Blockbuster spielte mehr als 300 Millionen Dollar ein. Kein Wunder, dass Hollywood Emmerich seither zu einer Neuauflage drängte. Doch er mag keine «Teil 2»-Filme. Nun ist Emmerich schwach geworden. Und dreht in den Monster-Studios von Neu-Mexiko «Independence Day Resurgence», der uns 2016 das Fürchten lehren wird. Blick.ch hat den Erfolgsregisseur auf dem Set besucht.
Blick.ch: Sie sind Ihrem Prinzip, keine Sequels zu machen, untreu geworden!
Roland Emmerich: So sehe ich das nicht. Ich hasse Fortsetzungen nach wie vor. Aber wir machen hier keine zweite Folge, sondern einen Neustart. Wir erweitern das Universum. Ich bin sehr stolz darauf und kann es kaum erwarten, dass die Leute unseren Film sehen.
Was können Sie über die Handlung verraten?
Die Erde weiss, dass die Ausserirdischen zurückkommen. Fragt sich nur, wann. Drei Milliarden Menschen sind vor 20 Jahren bei dem Angriff aus dem All ums Leben gekommen. Die Überlebenden bereiten sich auf den nächsten Angriff vor. Vereint! Alle Erdbewohner gemeinsam gegen die Aliens. Es gibt keine Grenzen mehr.
Wie hat sich die Welt seither technologisch entwickelt?
Aus dem, was die Aliens damals zurückgelassen haben, hat man intergalaktische Antriebs-Aggregate gebaut. Die Rohstoffe des Mondes können ausgebeutet werden. Mit Dingern wie dem hier (er weist auf eine gigantische Maschine im Studio). Das Teil wiegt 35 Tonnen oder so.
Mit «Independence Day» haben Sie damals Will Smith zum Weltstar gemacht. Ist er wieder dabei?
Wir haben ihm eine Rolle in «Resurgence» angeboten. Er fand sie gut, konnte aber wegen anderer Projekte nicht mit dabei sein. Nun haben wir ihm einen Film-Sohn gewidmet, der in Papas Fussstapfen tritt.
Und wer rettet diesmal die Welt?
Lassen Sie sich überraschen!
Wie haben Sie sich in den letzten 20 Jahren eigentlich persönlich verändert?
Da müssen Sie andere fragen (lacht). Also: Ich glaube, dass ich heute ein besserer Regisseur bin. Ich verstehe Schauspieler besser. Anderseits bin ich detailbesessener geworden. Irgendwie verrückt.
Haben Sie Angst, dass Sie sich mit «Resurgence» selbst Konkurrenz machen? Mit dem ersten «Indepence Day» haben Sie die Messlatte für diese Art Filme sehr hoch gelegt.
Ja klar! Ich finde nicht, dass «Independence Day» mein bester Film ist – aber ein sehr guter.
Sind die Menschen heute enger verbunden als vor 20 Jahren?
Wir haben das Internet, aber manchmal weiss ich nicht, ob das etwas Gutes ist. Ich sehe, wie junge Leute immer ungeduldiger miteinander und distanzierter werden. Als ich aufwuchs, gab es kein Internet. Man hing mit Freunden ab. Für die Eltern von heute ist es perfekt, wenn sie ihrem quengeligen Kind ein iPad in die Hand drücken können. Ich glaube, deswegen sind Kinder heute zwar klüger als wir, aber emotional hinken sie nach.
Dank Computer-Technik und Bluescreen können Sie Filme komplett im Studio machen.
Das macht mir grossen Spass! Ich kann Dinge genau da ins Bild setzen, wo ich sie haben will. Den Helikopter ein bisschen mehr nach links? Kein Problem. Ich kann alles kontrollieren. Auch die Sonne.
Sie sind Gott!
(lacht) Ein bisschen schon, ja. Aber Gott steht nicht unter einem Zeitdruck wie ich.
Sie werden in diesem Jahr 60. Ist das ein grosser Schritt in Ihrem Leben?
Das versuche ich noch herauszufinden.
Man sagt ja, 60 ist das neue 40.
Das neue 50 würde mir schon reichen.