Der erste Teil der Verfilmung der Erotiktrilogie war ein riesiger Kinoschlager. Die jungen Frauen – und Männer – zog es in Scharen in die Kinos. Nun kommt der zweite Teil, «Fifty Shades Darker», auf die Leinwand, und die Faszination ist ungebrochen.
BLICK: Woran liegt das? Warum ist der Hype um «Fifty Shades» nicht schon lange vorbei?
Caroline Fux: Das Buch hat die Sexualität von mehr Menschen beflügelt, als ich es mir zu Beginn hätte vorstellen können. Manche haben einfach die Lektüre genossen, andere haben Rollenspiele in ihre Sexualität übernommen, wieder andere haben Toys für sich entdeckt. Wer nun eine positive Erfahrung mit einer Sache macht, der möchte mehr davon.
Also ist es gar kein Hype, sondern ein Thema, das zeitlich unbegrenzt fasziniert?
Der Hype konnte nur entstehen, weil das Buch universelle Themen der Sexualität angesprochen hat: stark und schwach, aktiv und passiv, dominieren und sich hingeben. Sex ohne diese Zutaten ist wie backen ohne Mehl: Kann schmackhaft werden, aber für die meisten Leute fehlt langfristig etwas.
Der neue Film nimmt nicht nur das Tabuthema SM auf, sondern auch Sex in der Öffentlichkeit. Worin liegt hier der Reiz?
Auch das ist ein universelles Thema beim Sex: Sich zeigen, beobachten, damit spielen, ob man erwischt wird. Das gibt vielen Leuten einen Kick. Da hat «Fifty Shades» ja auch etwas Mechanisches: Oft hinterlässt das Buch den Anschein, dass checklistenmässig die gängigen Tabus durchgerattert werden. Eine Taktik, die die Figuren leider flach und die Handlung langweilig werden lässt.
Auch das Thema Respekt und Liebe wird wieder gross aufgegriffen. Wieso finden es Männer antörnend, eine Frau zu schlagen, die sie eigentlich lieben?
Wer SM damit gleichsetzt, jemanden zu schlagen, hat SM nicht verstanden. SM ist ein inszeniertes Spiel mit Grenzen und Rollen. Der aktive Partner muss unglaublich viel im Griff haben, damit das Erlebnis stimmt. Da fällt «Fifty Shades» übrigens in vielen Belangen flach: Christian Grey ist kein sehr kompetenter Dominator. Er bricht einige absolut grundsätzliche Regeln des SM. Entsprechend gross war auch die Frustration der Szene über einige Facetten von Buch und Film. Sie zeigen streckenweise eher das, was sich die Autorin unter SM vorstellt als das, was effektiv gelebt wird.
Und können die Frauen Männer wirklich ändern?
Sein Glück darauf aufzubauen, dass sich der andere ändert, ist keine kluge Taktik. Klar gibt es Dinge, die man aushandeln muss, und es braucht ein Entgegenkommen. Liebe setzt aber auf Akzeptanz und nicht darauf, ein Gegenüber als Projekt zu verstehen. Aber manchmal muss man sich abgrenzen und dem Partner die eigenen Wünsche und Grenzen aufzeigen. Dann kann das Gegenüber entscheiden, ob es sich anpassen mag oder nicht.