Berlinale
Wes Anderson: «Unsere Hunde sind de facto Menschen»

Berlin – Der Ausgangspunkt seines neuen Stop-Motion-Animationsfilms, sagt Wes Anderson, «klingt vielleicht nicht wie der beste Pitch aller Zeiten: Hunde und Müllberge». Aus der vagen Idee sollte «Isle of Dogs», der Eröffnungsfilm der diesjährigen Berlinale, werden.
Publiziert: 16.02.2018 um 10:00 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 16:48 Uhr
Regisseur Wes Anderson erklärt den Medien auf der Berlinale, wie sein Film «Isle of Dogs» entstanden ist.
Foto: Keystone/EPA/PHILIPP GUELLAND

Im Vorfeld der Weltpremiere am Donnerstagabend gaben der US-Regisseur und seine Co-Autoren einen Einblick in den Schreibprozess.

«Das Schönste an der Arbeit mit Wes ist: Am Anfang steht einfach nur ein Gefühl, das er hat», sagte Jason Schwartzman vor Journalisten. Der US-Amerikaner ist seit Andersons Anfängen vor über 20 Jahren in dessen kreative Arbeit miteingebunden.

Frühere Filmerfolge

In der frühen Komödie «Rushmore» spielte er den exzentrischen Teenager Max Fischer, später wirkte er unter anderem an der Seite von Bill Murray und Frances McDormand in «Moonrise Kingdom» und neben Owen Wilson in «Darjeeling Limited» mit. «Das Schöne ist, herauszufinden, was hinter Wes' Gefühl steckt - und mit ihm nach der Geschichte zu suchen.»

Anders als in «Der fantastische Mr. Fox» (2010), Andersons erstem animierten Stop-Motion-Film, verhalten und bewegen sich die Vierbeiner in «Isle of Dogs» wie Hunde, nicht wie Menschen. Dennoch: «'Unsere' Hunde sind de facto Menschen. Sie werden gesprochen von Menschen, denken wie Menschen, machen menschliche Erfahrungen.»

Gesprochen von Leuten wie Edward Norton, Bryan Cranston, Tilda Swinton und Bill Murray, finden sich die Hunde im Film vom autoritären Bürgermeister Kobayashi auf «Trash Island» verbannt, einer Mülldeponie vor der Küste der fiktiven Stadt Megasaki City.

«Was passiert, ist: Die Gesellschaft, deren Teil sie sind, richtet sich gegen sie und schickt sie ins Exil. Und eine populistische politische Bewegung will ihren Tod», so Anderso. «Es war klar, dass wir als Teil der Fiktion diese politischen Begebenheiten erfinden müssen, und dafür haben wir uns von allen möglichen Seiten inspirieren lassen. Parallel zur Entwicklung unserer Geschichte hat sich die Welt verändert - und da hat vieles Eingang gefunden. Am Ende war dieser Aspekt zentraler, als wir geplant hatten.»

Früh angedacht hingegen war das japanische Setting. «Japan war die entscheidende Zündung», so Roman Coppola, Sohn von Francis Ford Coppola. «Ab da hat sich alles zusammengefügt.» So sind viele der 240 Miniatur-Sets von tatsächlichen Orten inspiriert, und stilistische Elemente sind Filmen von Akira Kurosawa nachempfunden.

Eine grosse Unterstützung war der japanische Journalist Kunichi Nomura, ein langjähriger Freund Andersons, der bereits einen Auftritt in dessen Vorgängerfilm «Grand Budapest Hotel» hatte. «Auf gewisse Dinge stösst man online erst gar nicht, wenn man nicht die richtige Tastatur hat», scherzte Anderson. «Kun hat Dinge gefunden, die wir nie gefunden hätten.»

Nicht nur die Dialoge in Englisch und Japanisch, auch der Umfang der Produktion stellte das Filmteam vor Herausforderungen. «Wir hatten dasselbe Budget wie bei 'Der fantastische Mr. Fox', aber hatten dreimal so viele Charaktere und doppelt so viele Sets», so Anderson.

Laut Produktionsnotizen waren 670 Mitarbeiter mit Puppenbau und Animation beschäftigt. 500 tierische und 500 menschliche Figuren wurden gebastelt, 240 Sets gebaut, 130'000 Stills aufgenommen. (SDA)

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