Vor 25 Jahren stieg sein Stern in Hollywood auf, als er für «Good Will Hunting» der jüngste Oscargewinner in der Sparte «Bestes Drehbuch» wurde. Jetzt darf sich Ben Affleck (50) auch als Studioboss bezeichnen. Zusammen mit Berufskollege Matt Damon (52) will er Hollywood mit der neuen Produktionsfirma Artists Equity revolutionieren. Laut Affleck sollen nicht nur Regisseure, Produzenten und Schauspieler an den Gewinnen der Filme beteiligt werden, sondern auch die übrigen Crewmitglieder. Glaubt man einigen begeisterten Kritikern, könnte bereits mit dem allerersten Film ordentlich die Kasse klingeln. «Air» ist die wahre Geschichte, wie die damals kleine Sportschuhfirma Nike in den 80er-Jahren Michael Jordan (60) davon überzeugte, für ihn einen eigenen Basketballschuh zu entwerfen. Affleck führt nicht nur Regie, er spielt auch Nike-Boss Phil Knight (85) – der als schrulliger Mega-Kapitalist mit Buddhismus-Fimmel für einige Lacher im Film sorgt.
SonntagsBlick: Herr Affleck, warum haben Sie sich ausgerechnet die Story eines Turnschuhs als erstes Projekt für Ihre neue Produktionsfirma ausgesucht?
Ben Affleck: Das Thema Michael Jordan und seine eigenen Nike-Schuhe haben insbesondere meine Generation gefesselt. Und man darf nicht vergessen, was für ein Meilenstein es war. Es hat nicht nur Michaels Leben für immer verändert, auch andere Athleten haben dadurch seither Milliarden von Dollars einstreichen können. Ausserdem ist es nicht nur ein Sportfilm, sondern ein Film, dank dem sich auch Sportmuffel gut fühlen werden.
Kennen Sie Michael Jordan eigentlich persönlich?
Michael war mein grosses Idol. Und ich habe das Glück, dass ich ihn ein paar Mal treffen durfte. Ich werde jetzt nicht so tun, als wären er und ich dicke Freunde. Aber jede Minute, die ich mit ihm verbringen konnte, werde ich meinen Lebtag nie vergessen. Ich bin mir sicher, er weiss jetzt schon nichts mehr von unserem Treffen (lacht).
Haben Sie ihn um Erlaubnis gebeten, bevor Sie mit «Air» loslegten?
Natürlich musste ich ihm Bescheid sagen. Das ist allein eine Sache des Respekts für ihn und seine Familie. Es wäre das Dümmste überhaupt, einen Film mit ihm als Mittelpunkt zu drehen, wenn er total dagegen wäre.
Hätten Sie das Projekt wirklich abgeblasen, hätte Jordan die Filmidee nicht gut gefunden?
Hätte er «mach es nicht» gesagt, hätte ich es nicht getan. Ich war übrigens auf dieses Szenario vorbereitet. Ich hatte keinen Grund anzunehmen, dass er offen für meine Idee sein würde. Es war ja auch nicht die Michael-Jordan-Story, sondern die Story von Nike und einem Schuhvertrag.
Ben Affleck kam 1972 in Kalifornien zur Welt, wuchs aber im US-Staat Massachusetts auf. Berühmt wurde er durch seine Rollen in «Good Will Hunting», «Armageddon – Das jüngste Gericht» und «Pearl Harbor». Auch als Regisseur feierte er Erfolge, unter anderem mit «Gone Baby Gone – Kein Kinderspiel» und «Argo». Affleck gewann zahlreiche Auszeichnungen, darunter zwei Oscars. Seit Juli 2022 ist er mit Sängerin Jennifer Lopez verheiratet, mit der er schon von 2002 bis 2004 liiert war.
Ben Affleck kam 1972 in Kalifornien zur Welt, wuchs aber im US-Staat Massachusetts auf. Berühmt wurde er durch seine Rollen in «Good Will Hunting», «Armageddon – Das jüngste Gericht» und «Pearl Harbor». Auch als Regisseur feierte er Erfolge, unter anderem mit «Gone Baby Gone – Kein Kinderspiel» und «Argo». Affleck gewann zahlreiche Auszeichnungen, darunter zwei Oscars. Seit Juli 2022 ist er mit Sängerin Jennifer Lopez verheiratet, mit der er schon von 2002 bis 2004 liiert war.
Scheinbar konnten Sie Jordan überzeugen!
Er war unglaublich liebenswürdig. Ich habe ihm gesagt, dass wir uns einige künstlerische Freiheiten nehmen würden, weil wir ja vieles von seiner Seite nicht wissen. Ich wollte einfach nur von ihm erfahren, welche fundamentalen Dinge für ihn gar nicht gehen würden. Stattdessen hat er mir die ganze Background-Geschichte erzählt und so der Story eine ganz neue Richtung gegeben.
Nämlich?
Seine Mutter Deloris hatte im Originaldrehbuch nur ein paar Sätze. Doch als Michael voller Respekt, Zuneigung, Liebe und Verehrung von seiner Mama gesprochen hat, habe ich mich geschämt, dass ich beim Schreiben einfach nie auf die Idee gekommen bin, dass Deloris Jordan die Schlüsselperson war. Ich habe geglaubt, es war allein Michael, der damals gesagt hat: «Das bin ich wert und das will ich haben!»
Die Schlüsselrolle seiner Mutter haben Sie dann ins Drehbuch eingebaut?
Das und noch vieles mehr, was von Michael kam. Wie sein Vater dargestellt wird – als der netteste Mensch der Welt. Oder auch, dass er bis zuletzt nicht einmal zum Nike-Hauptquartier nach Portland kommen wollte. Er hatte sich eigentlich für Adidas entschieden. Er sagte zu mir: «Ben, ich hätte meine Schuhrechte sofort an sie abgetreten, weil sie mir einen roten Mercedes versprochen haben.»
«Air» ist in Tat und Wahrheit also die Story einer Mutter, die die Sportschuhwelt revolutionierte.
Genau. Für so viele junge Athleten, die über Nacht in die Welt von Ruhm und Geld einsteigen, sind die Mütter oft der wichtigste Anker. Und das war bei Michael eindeutig der Fall. Weshalb er mir auch klarmachte, dass seine Mutter im Mittelpunkt stehen muss.
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Oscargewinnerin Viola Davis verkörpert Deloris Jordan.
Das war Michaels Idee. Er hat auf der Besetzung bestanden, und der Druck hätte für mich nicht grösser sein können. Ich war gezwungen, einer genialen Schauspielerin eine Rolle auf den Leib zu schreiben. Als Regisseur mit einer Viola Davis arbeiten zu dürfen, ist ein Ritterschlag. Natürlich mache ich mir keine Illusionen darüber, warum sie am Ende zugesagt hat.
Weil Ihr Skript so genial war und Sie als Regisseur sich einen Namen in Hollywood gemacht haben?
Als ob! Natürlich kann ich mir viel einbilden. Aber die wahrscheinlichste Begründung, warum sie Ja gesagt hat, war ein einziger Satz: Michael Jordan möchte gerne, dass du seine Mutter spielst! Und wenn der grösste Basketballer aller Zeiten das zu der – meiner Meinung nach – grössten Schauspielerin aller Zeiten sagt, dann bekommt man ein Ja.
Warum wird Michaels Gesicht eigentlich im ganzen Film nie gezeigt?
Er ist einfach zu bekannt als Marke, und jeder kennt sein Gesicht. Niemand würde einem Schauspieler abnehmen, dass er der echte junge Jordan ist.
«Air: Der grosse Wurf» läuft aktuell in den Deutschschweizer Kinos.
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