Allererste Biografie über Franz Schnyder (1910–1993)
Vom «Regisseur der Nation» zum Psychiatriefall

Mit seinen Gotthelf-Verfilmungen wie «Uli der Knecht» war Franz Schnyder (1910–1993) erfolgreich. Doch der Meisterregisseur aus dem bernischen Burgdorf durchlebte auch finstere Zeiten. Die Tragik seines Lebens bringt jetzt eine neue Biografie zum Vorschein.
Publiziert: 10.05.2020 um 00:16 Uhr
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Aktualisiert: 10.05.2020 um 16:04 Uhr
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Bei den Dreharbeiten zu «Die 6 Kummer-Buben», die 1968 als Film und 13-teilige TV-Serie erschienen, trug Regisseur Franz Schnyder bei guter Laune eine weisse Zipfelkappe – bei schlechter eine schwarze.
Foto: RDB
von Jean-Claude Galli aus Burgdorf BE

Der 15. Februar 1993 ist neblig und eiskalt. Liselotte Pulver (90) und Hannes Schmidhauser (1926–2000) – als Uli und Vreneli Mitte der 50er-Jahre zum Schweizer Traumpaar geworden – geben ihrem «Schöpfer» Franz Schnyder (1910–1993) in Burgdorf BE das letzte Geleit. «Bhüet di Gott, Franz», werden sie anderntags im BLICK zitiert.

Es ist eine überschaubare letzte Ehre für jenen Regie-Giganten, der mit seinen Gotthelf-Verfilmungen zwischen 1954 und 1964 Millionen Zuschauer in die Kinos lockte. Und sein Tod lässt das bittere Ende einer grossen Karriere schnell vergessen. Schnyder stirbt einsam im Bezirksspital in Münsingen BE – unweit der Psychiatrischen Klinik, in der er die letzten Lebensmonate verbrachte.

Dort eingewiesen wird er, nachdem er im Mai 1992 samt Pistole in eine Burgdorfer Galerie eingedrungen ist und Geld gefordert hat, das ihm seiner Meinung nach zustehe. Er wird verhaftet, in die «Spinnmühle» (Zitat Schnyder) gebracht und nach einem Suizidversuch mit Medikamenten ruhiggestellt. Am 8. Februar 1993 findet man ihn reglos in seinem Bett. Offizielle Todesursache: Lungenembolie.

Genie und unberechenbarer Querschläger

Mit diesen dramatischen Ereignissen beginnt das Buch «Regisseur der Nation» von Ursula Kähler (45) und Raff Fluri (40), der diese Woche im Verlag Hier und Jetzt in Baden AG erschienen ist. Dass es sich dabei um die allererste Biografie über diesen epochalen Leinwandkünstler handelt, ist bester Beweis für die Komplexität seines Wesens.

Denn Schnyder ist nicht nur Urheber von Gotthelf-Kassenschlagern wie «Uli der Knecht» oder Perlen wie «Gilberte de Courgenay» von 1941, die Anne-Marie Blanc (1919–2009) zum Star machen und ihm selber zum Durchbruch verhelfen, nebst seinem Perfektionsdrang und der pionierhaften Technik – regelmässig besuchen ihn Hollywood-Grössen wie Charlie Chaplin (1889–1977) zwecks Inspiration – ist er auch dies: ein unberechenbarer, zur Manie neigender Querschläger, der Projekte durchboxt, selbst wenn sie ihn ruinieren.

Längst überfälliges Denkmal

Ein Musterbeispiel dafür ist der für viele Kritiker beste Schnyder-Film überhaupt, «Wilder Urlaub» von 1943 nach dem Roman von Kurt Guggenheim (1896–1983). Das staatskritische Drama ist der Zeit weit voraus und sorgt dafür, dass er zehn Jahre lang kaum mehr Aufträge erhält.

Und in dieses Muster passt auch «Der 10. Mai» von 1957 mit internationaler Topbesetzung, eine restaurierte Fassung ist neu in der SRF-Mediathek greifbar. Das Thema – der Westfeldzug der Deutschen – fällt an den Kassen durch, die handwerkliche Meisterschaft geht unter. Der jetzt vorliegende, sorgfältig edierte Biografie-Band stellt nun ein längst überfälliges Denkmal für den «Bergman des Emmentals» dar.

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