Danach, sagte der 69-Jährige, der etwa die Drehbücher für «Giulias Verschwinden» oder «Nachtlärm» verfasste, mit einem Schmunzeln, höre das Hofieren auf und man lande «während den Festivals in der Besenkammer der Hotels». Im Gegensatz zum Theater habe der Autor beim Film gegen Aussen eine weit weniger wichtige Bedeutung.
Was seiner Meinung nach durchaus auch Vorteile hat. So machte Martin Suter als Drehbuchautor schon davon Gebrauch, im letzten Moment seinen Namen zurückzuziehen. Bei der TV-Serie «Die Direktorin» etwa, für die er zahlreiche Episoden geschrieben hat, verbarg er seine Identität bei einigen Folgen hinter dem Pseudonym Rüdiger Schulze-Schmitz. Das Resultat habe in diesen Fällen einfach zu wenig mit seiner Vorlage gemein gehabt.
So nennt Suter denn auch die Herausforderung, ein Skript so zu schreiben, dass es in möglichst vielen Köpfen die gleichen Bilder auslöst, als eine der grössten. Er selber achte darauf, seine Szenen beziehungsweise die Beschreibungen von Räumen oder Personen nach rund fünf «Codes» aufzubauen. Fünf Stichworten, mit denen die Leute in unseren Breitengraden in etwa dasselbe assoziieren.
Zum Beispiel Aromat, wenn es um die Beschreibung einer Kantine gehe. «Da hat man gleich ein ganz anderes Bild, als wenn das Aromat nicht erwähnt wird», erklärte der Autor im Gespräch mit Gesa Schneider, der Leiterin des Literaturhauses Zürich.
Seine Romane zu Drehbüchern umzuschreiben, hat Martin Suter nie sehr gereizt. Von Anfang an ein Drehbuch zu verfassen, sei jedoch «ein anderes Vergnügen». Aber eben, man muss «sein Baby aus der Hand geben» und vertrauen können. Als er noch «jung und temperamentvoll» gewesen sei, habe er sich oft genervt, wenn Produzenten, Regisseure und Geldgeber seine Geschichten verändert hätten.
Heute bleibe er ab einem gewissen Punkt ruhig, sei offen und gespannt auf das Endprodukt. «Man arbeitet ja nicht mit Leuten zusammen, die das Produkt schlechter machen wollen.» Und am Filmset hat ein Drehbuchautor dann seiner Meinung nach ohnehin nichts mehr verloren. «Er stört nur, und die Unbefangenheit der Crew leidet.»
Für den Zürcher, von dessen Büchern etwa «Die dunkle Seite des Mondes», «Small World» oder «Der Koch» verfilmt worden sind, wird das Romanschreiben immer das Höchste sein. Hauptsächlich, weil er da «der Chef» sei und das letzte Wort habe, so Suter. In seinem Fall zähle vor der Veröffentlichung einzig noch die Meinung seiner Frau, «meiner ersten Leserin», und seiner Lektorin.
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