«50 Shades of Grey» lässt Verkaufszahlen von Sexspielzeugen anschwellen
Erst läuten die Hochzeitsglocken, dann klicken die Handschellen

«50 Shades of Grey» – da steigt auch die Lust auf Sexspielzeuge.
Publiziert: 14.02.2018 um 18:19 Uhr
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Aktualisiert: 13.09.2018 um 03:10 Uhr
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Jetzt im Kino: «50 Shades of Grey - Befreite Lust»
Foto: UNIVERSAL PICTURES
Christiane Binder

Im dritten Teil des verquälten Sex-Dramoletts sind Anastasia und ihr fesselnder Christian endlich verheiratet. Doch auch als Ehepaar rackern sie unverdrossen im exquisit eingerichteten Folterkeller ihres Upperclass-Domizils. Das mag zwar völlig unglaubwürdig scheinen. Tatsache ist, dass die Zuschauer sich aus dem Film Tipps fürs Liebesleben im Reihenhaus abgucken. Im Februar 2015, damals kam der erste Film der Reihe ins Kino, habe der Verkauf von «Cuffs», wie Handschellen in der Sexspielzeug-Branche beschönigend heissen,einen Höchststand erreicht, erklärt Alan Frei (35), Gründer des Online-Sexshops Amorana. Der Verkauf schwoll damals um über 300 Prozent an.

Frei spricht vom «Starbucks-Effekt». Er meint damit: Zwar serviert die Kaffeekette vielleicht nicht den besten Kaffee, aber es wird mehr über Kaffee geredet. Bei «50 Shades of Grey» mag das Machwerk selbst also inhaltlich schlapp wirken. Aber es ist ein Stimulanz, sich sogar beim bürgerlichen Dinner-Talk über das Thema Weib und Peitsche auszulassen.

Im dritten Teil kommt nebst Handschellen und einem formschönen Masturbationsgerät auch ein silberfarbener Analblock  zum Einsatz – neue Verkaufshöhepunkte auf dem Sextoy-Markt, ist sich Frei sicher.

Schweizer greifen gerne zu Sextoys

Grundsätzlich ist der Schweizer im Schlafzimmer Sexspielsachen zugeneigt, allerdings jahreszeitlich schwankend. Im November sei der Verkauf am höchsten, erklärt Frei, ebenso an Weihnachten, im Advent und vor dem Valentinstag. Laut Befragungen unter 14- bis 65-jährigen Kunden durch Amorana hält eine Mehrheit der Schweizer beiderlei Geschlechts mechanische Sex-Turbos für nutzbringend: 58 Prozent der Männer und 60 Prozent der Frauen stehen dazu, schon welche genutzt zu haben oder es in Zukunft zu beabsichtigen.

Dass Frauen sich gerne den Hintern verklopfen oder sonst wie traktieren lassen, klingt in Zeiten von MeToo deplaziert. Doch besteht offenbar ein Unterschied, ob der Chef sich ungebeten nähert oder zu Hause der willkommene Liebste. Das freiwillige, inszenierte Unterwerfungsritual und der echte Übergriff sind zwei verschiedene Dinge. Warum manche Frauen sich gern dominieren lassen, erklären Fachleute unterschiedlich. Eine Theorie erklärt das Phänomen mit Narzissmus. Narzisstinnen wollten keine wirkliche Nähe schaffen, der Partner sei nur ein Instrument, der sie begehrt und ihr Anerkennung verschafft. Populärer ist die Berufung auf die Evolutionsbiologie: Irgendwo im Innern auch der modernen Frau schlummere der archaische Wunsch nach Sicherheit und Dominanz durch den Mann. Ist er stark, hat er gute Gene und zeugt neue, starke  Nachkommen. Aber nicht  jede, die sich beim Sex gern unterwerfen lässt, sei dann auch im Leben devot. Wenn sich der Mensch zum Affen macht, dann nur beim Sex.

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