Zwei britische Soldaten müssen im Ersten Weltkrieg einen Brief zustellen. Um ein Bataillon davor zu warnen, in eine Falle der Deutschen zu stürmen, müssen sie feindliches Gebiet durchqueren. Dafür haben sie nur einen Tag Zeit.
So simpel die Geschichte von «1917» ist, so aufwendig ist die Umsetzung. Der Kriegsfilm erweckt den Eindruck, in einem einzigen Take entstanden zu sein. Das heisst: Im ganzen Film gibt es gefühlt keinen Schnitt, sondern nur eine lange Kamerafahrt. Technisch ist das eine Meisterleistung. Man will sich gar nicht vorstellen, welche Hürden das Team um Regisseur Sam Mendes (54) überwinden musste, um an dieser Vision festzuhalten.
Spannung erhöht sich ins Unermessliche
Die Kamera begleitet die Soldaten Blake (Dean-Charles Chapman, 22) und Schofield (George MacKay, 27) vorbei an Leichenbergen, Ruinen und durch Bunker, die eher an Gräber erinnern. Wenn ein Schuss neben ihnen einschlägt, weiss der Zuschauer genauso wenig, woher er kam, wie sie. Man weiss nicht, ob die Soldaten auf dem richtigen Weg sind. Man weiss nicht, ob es vielleicht schon zu spät für ihre Mission ist. Dadurch, dass die Kamera die Seite von Blake und Schofield nie verlässt, erhöht sich die Spannung ins Unermessliche.
Beeindruckend sind auch die Darsteller. Besonders George MacKay kauft man den verängstigenden Soldaten, der mehr Mut als alle anderen beweisen muss, zu jeder Zeit ab. Von dem jungen Schauspieler wird man in Zukunft noch viel hören.
«1917» lässt einen auch Tage später nicht los. Am Ende des Kriegsfilms fühlt man sich ausgelaugt, müde und atemlos. Dem Zuschauer das Gefühl der Panik eines Soldaten im Ersten Weltkrieg vollumfänglich zu vermitteln, ist für einen Spielfilm unmöglich. Zu gross waren die Schrecken in den Schützengräben. Doch so nah wie «1917» ist diesem Unterfangen zuvor noch fast kein Film gekommen.
5/5