Sie sehen blendend aus, ist 80 das neue 40?
Jane Fonda: Ich möchte nicht nochmals in meinen 40ern sein. Ich habe sie gehasst. Man kommt in die Wechseljahre, und es geht einem dreckig. Wir sollten zu unserem Alter stehen und einfach darauf achten, gut zu essen und sich zu bewegen. Das Wichtigste ist, dass man gesund bleibt und länger lebt.
Dennoch sehen Sie um Jahrzehnte jünger aus. Wie geht es Ihnen gesundheitlich?
Hervorragend. Nur meine Hüfte will nicht mehr so recht. Aber ich bekomme eine neue eingesetzt, im November ist es so weit. Die Ärzte haben mir versprochen, dass ich einen Monat später wieder laufen kann wie früher.
Sie haben längere Zeit in Frankreich gelebt. Bekommt man da eine andere Sicht auf die Heimat?
Auf jeden Fall. Erst in Frankreich habe ich wirklich verstanden, was es heisst, eine Amerikanerin zu sein.
Wie meinen Sie das?
Ich habe realisiert, wie jung wir als Land sind. Europa mit seiner uralten Kultur ist in vielen Dingen reifer als wir. Apropos reifer: Es war wundervoll zu sehen, dass man dort auch ältere Frauen liebt (lacht).
Was sonst lernten Sie dort?
Alter schützt vor Liebe nicht. Und dass wir älteren Frauen viel zu dem Thema zu sagen haben. Darüber habe ich ja sogar ein Buch geschrieben – über das Älterwerden und Sex im Alter. Ich habe Paare, die in den 90ern und teilweise über 100 waren, dazu interviewt. Leider ist es für viele noch immer ein Tabuthema.
Dann klären Sie uns doch bitte auf!
Ich bin 80, solo, und bei mir ist unten geschlossen (lacht). Aber bei anderen geht da noch so einiges. Nur dass man als älteres Paar nicht mehr so spontan sein kann und einfach miteinander ins Bett springt. Dazu gehört etwas Vorbereitungszeit. Auf der anderen Seite kann Sex besonders für Frauen im Alter besser sein als vorher. Da ja die Herren nun mit allen möglichen Pillen unterstützt werden.
Sie sind Single. Wieso hat keine Ihrer Partnerschaften gehalten?
Ich glaube, es hat damit zu tun, wie man aufwächst. Ich hatte immer Angst davor, zu tief in einer Beziehung zu stecken, weil ich nicht verletzt werden wollte. Und dann ist es trotzdem immer wieder passiert. Ich bin ja dreifach geschieden ...
Sie ist entfernt mit dem englischen König Heinrich VIII. verwandt, ihr Vater ist die Filmlegende Henry Fonda (1905–1982). Mit ihm stand Jane schon als 17-Jährige auf der Bühne. Es folgte eine rasante Filmkarriere. In den 80ern wurde sie zur Aerobic-Queen. Auch politisch macht sie sich stark, einst gegen den Vietnamkrieg, zurzeit protestiert sie gegen Fracking-Pipelines. Mit der TV-Serie «Grace und Frankie» ist sie noch heute als Schauspielerin erfolgreich.
Sie ist entfernt mit dem englischen König Heinrich VIII. verwandt, ihr Vater ist die Filmlegende Henry Fonda (1905–1982). Mit ihm stand Jane schon als 17-Jährige auf der Bühne. Es folgte eine rasante Filmkarriere. In den 80ern wurde sie zur Aerobic-Queen. Auch politisch macht sie sich stark, einst gegen den Vietnamkrieg, zurzeit protestiert sie gegen Fracking-Pipelines. Mit der TV-Serie «Grace und Frankie» ist sie noch heute als Schauspielerin erfolgreich.
Fühlen Sie sich manchmal einsam?
Gar nicht. Ich habe sehr gute Freunde, die ich treffe. Für mich gab es nie Wichtigeres als tiefe Freundschaften. Menschen, die einem nahestehen und mit denen man sich austauschen und lachen kann.
Sie sind Anfang der 60er-Jahre nach Hollywood gekommen. Haben es junge Schauspieler heute leichter oder schwerer, erfolgreich zu sein?
Ich fände es furchtbar, heutzutage noch mal von vorne anfangen zu müssen. Allein wegen Social Media. Man kann nichts machen, ohne dass jemand ein Foto knipst und es irgendwo veröffentlicht. Wenn es das damals bei mir schon gegeben hätte, wäre ich nicht mehr am Leben (lacht).
Erinnern Sie sich noch an Ihren ersten Film?
Oh ja. Es war ein Schwarz-Weiss-Film. «Tall Story» mit Tony Perkins. Wir waren im Film verheiratet und haben trotzdem in getrennten Betten geschlafen. Stellen Sie sich das mal vor! Heutzutage hätte ich sicher nackt sein und mich in allen möglichen Sexszenen zeigen müssen. So haben sich die Zeiten geändert.
Oft sind es Frauen, die aus Neid anderen Frauen in den Rücken fallen. Haben Sie damit auch schlechte Erfahrungen gemacht?
Ich kann mich nicht erinnern. Aber es stimmt, dass wir in einer patriarchalischen Gesellschaft leben, in der Frauen eingeimpft bekommen, dass sie sich wie Männer miteinander messen sollen. Und manche glauben, dass sie wie Männer kämpfen müssen, um an die Spitze zu kommen. Dabei bringen wir Frauen ganz andere Qualitäten mit als Männer. Unser Führungsstil ist anders, wir brauchen das ganze hierarchische Denken nicht, sondern bevorzugen zu kooperieren.
Sie kommen als Frau rüber, die absolut furchtlos ist. Oder gibt es doch etwas, wovor Sie sich fürchten?
Ich habe Angst, dass mich Leute ohne Make-up sehen und mich nicht mehr leiden könnten (lacht).
Haben Sie Angst vor dem Tod?
Ich weiss, dass ich höchstens noch zwei Jahrzehnte habe. Der Tod ist ein Teil des Lebens, darum macht Sterben Sinn für mich. Wenn wir nicht sterben würden, wäre alles, was wir tun, sinnlos. Licht hat ohne Dunkelheit keine Bedeutung. Deshalb ist es wichtig, den Tod nicht zu verdrängen und sich vorzubereiten.
Wie kann man das?
Man muss achtgeben, dass man zum Ende des Lebens nicht zu viele Dinge bereut. Und dass man viel Liebe um sich herum hat. Aber am wichtigsten für mich ist, dass ich bis zuletzt das Leben geniesse, eine positive Energie habe und nie aufhöre zu lernen.