Mit «Wolkenbruchs wunderliche Reise in die Arme einer Schickse» landete Autor Thomas Meyer (45) einen Hit: 2012 erschienen, hat sich das Buch seither rund 170'000-mal verkauft – ein Bestseller, wie es ihn in der Schweiz nur selten gibt. Und spätestens seit der Verfilmung ist die Hauptfigur Motti, ein jüdisch-orthodoxer Student, der seinem Milieu zu entfliehen versucht, ein Begriff geworden. 300'000 Zuschauer haben sich den Kinofilm angesehen – im Schnitt kommt ein Schweizer Film auf 3500 Besucher.
Nun kehrt Motti zurück: In der Fortsetzung «Wolkenbruchs waghalsiges Stelldichein mit der Spionin» verliebt er sich in eine deutsche Geheimagentin.
BLICK: Sie haben mit «Wolkenbruch» einen Bestseller geschrieben, jetzt erscheint die Fortsetzung. Stehen Sie nicht extrem unter Erfolgsdruck?
Thomas Meyer: Absolut nicht. Meine Arbeit hat weder mit Druck noch mit Angst zu tun. Sie ist eine einzige Freude.
Leiden Sie nie unter Schreibstau?
Doch, immer wieder. Dann mache ich zwischendurch andere Sachen, beispielsweise meinen Haushalt. Und ich warte, bis es wieder fliesst. An der Fortsetzung von «Wolkenbruch» habe ich alles in allem sieben Monate geschrieben. Dafür sitzt man täglich viele Stunden am Computer und hat den Kopf für nichts anderes mehr frei.
War der Erfolg des Films der Auslöser für das Buch?
Die Idee vom stümperhaften Weltjudentum hatte ich schon länger – also dass die jüdische Weltverschwörung tatsächlich existiert, aber nicht funktioniert. Dieser Idee habe ich den realen Hass im Internet gegenübergestellt und behauptet, er sei das Werk von Cyber-Nazis. Es treten also zwei Verschwörungstruppen gegeneinander an. Und Motti Wolkenbruch wird zum Boss der einen. Für mich ist er als Antiheld perfekt dafür geeignet.
Der erste Teil war eine Liebesgeschichte, jetzt wirds politisch und geht sogar zurück zum Zweiten Weltkrieg. Warum?
Mich reizt es, schwere Themen mit Leichtigkeit und Humor anzugehen. Es ist ein Spagat zwischen Entertainment und Seriosität. In der richtigen Dosierung ist das eine starke Medizin. Das bedeutet nicht, dass man Dinge verniedlicht, sondern in gewisser Weise verflüssigt. Darum habe ich dieses Buch geschrieben. Ich finde Antisemitismus und Online-Hetze schrecklich. Aber entweder werde ich verbittert, oder ich mache es erträglich – eben mittels Humor.
Wie gelingt der Spagat zwischen abgedrehter Fiktion und wahrer Geschichte?
Indem man die Plausibilität respektiert. Im einen der beiden Erzählstränge weigert sich eine SS-Einheit, das Ende des Krieges und des Deutschen Reichs zu akzeptieren. Sie zieht sich in einen Berg zurück, erfindet Internet und Smartphone als Nachfolger des «Volksempfängers», um durch perfide Propaganda Unruhe zu stiften. Das ist nicht unmöglich und, wenn man die Reichsbürger-Bewegung anschaut, leider auch nicht an der Realität vorbei.
Spielt die Liebe wieder eine Rolle?
Motti hat ja einen problematischen Frauengeschmack: Erst verliebt er sich in eine unsolide Schickse und jetzt in eine Nazi-Agentin, die auf ihn angesetzt wird.
Inwiefern spiegelt sich da Ihr eigenes Liebesleben?
Ich war noch nie mit einer Jüdin zusammen und habe, wie nun auch Motti, ein Flair für deutsche Frauen. Sie sind viel direkter und klarer als Schweizerinnen. Ich suche mir das nicht gezielt aus. Aber ich denke, es passt einfach besser, weil ich selbst eine unverstellte Art habe. Ich mag auch keinen Smalltalk.
Wie viel von Motti steckt denn in Ihnen?
Ich bin zwar nicht in einem orthodoxen Umfeld geboren, aber auch ich musste mich von einem starren Erwartungssystem befreien. Darin sind Motti und ich uns sehr ähnlich. Das müssen übrigens viele Menschen, nicht nur jüdische. Aber es gelingt längst nicht jedem.
Sie schreiben auch als Ratgeber. Was macht Sie zum Experten für Lebensfragen?
Wenn es ums Zwischenmenschliche und Liebe geht, sind wir alle Experten. Wir alle besprechen sehr Persönliches miteinander und versuchen, einander zu helfen. Ich mache mir vielleicht ungewöhnlich viele Gedanken zu solchen Themen. Und ich glaube, es liegt mir ausserdem, meine Einsichten prägnant zu formulieren.
Kann man zu Ihnen auch in die Therapie kommen?
Nein, man kann zu mir ins Coaching kommen, dafür habe ich auch eine Ausbildung. Es gab schon Paare, die von mir explizit getrennt werden wollten. Meist sind es aber Einzelpersonen, hauptsächlich Frauen. Sie sind meiner Meinung nach beziehungsaktiver. Männer richten sich eher mit dem Status quo ein und wundern sich, wieso die Frau immer noch mehr Nähe will.
Satteln Sie eines Tages vom Autor ganz aufs Coaching um?
Bloss nicht! Ich mache das sehr gern mit den Coachings. Es sind sehr persönliche, intime, oft auch lustige und heilsame Begegnungen. Es ist ein schönes Kompliment, dass ich das machen darf. Aber ich bin Schriftsteller und ich bleibe es.
Sie sind zudem überzeugter Veganer. Weshalb?
Primär wegen der Umwelt. Der Amazonas brennt, weil wir nicht vegan leben. Und mir tun die Tiere einfach unendlich leid. Fast alle führen ein todunglückliches Leben und werden brutal ermordet. Daran will ich mich nicht beteiligen.
Wie lange leben Sie schon vegan?
Seit sechs Jahren. Es fing an, weil ich mich über die unsägliche Pelzmode informiert habe. Dabei bin ich auf grauenhafte Videos gestossen. Nicht nur von Pelzfarmen, auch von Schlachthöfen, Milchfarmen oder von Küken, die geschreddert werden. Und je mehr man weiss, desto konsequenter wird man. Wer solche Bilder gesehen hat, bestellt sich im Restaurant kein Steak mehr. Umgekehrt ist in meinen Augen ein Feigling, wer sich weigert, sich so etwas anzuschauen.
Thomas Meyer wurde 1974 in Zürich geboren und wuchs in Mellingen AG und Wädenswil ZH auf. Nach drei Semestern Jurastudium wurde er Juniortexter bei einer Werbeagentur. 2006 machte er sich als Autor und Texter selbständig. 2012 veröffentlichte Meyer seinen Debütroman «Wolkenbruchs wunderliche Reise in die Arme einer Schickse». Es folgten weitere Bücher. Seit 2014 schreibt er für das Magazin des SonntagsBlicks die Kolumne «Meyer rät». 2018 wurde «Wolkenbruch» – das Drehbuch schrieb Meyer – zum erfolgreichsten Schweizer Film. Thomas Meyer lebt in Zürich und hat einen Sohn (7) aus einer früheren Partnerschaft.
Thomas Meyer wurde 1974 in Zürich geboren und wuchs in Mellingen AG und Wädenswil ZH auf. Nach drei Semestern Jurastudium wurde er Juniortexter bei einer Werbeagentur. 2006 machte er sich als Autor und Texter selbständig. 2012 veröffentlichte Meyer seinen Debütroman «Wolkenbruchs wunderliche Reise in die Arme einer Schickse». Es folgten weitere Bücher. Seit 2014 schreibt er für das Magazin des SonntagsBlicks die Kolumne «Meyer rät». 2018 wurde «Wolkenbruch» – das Drehbuch schrieb Meyer – zum erfolgreichsten Schweizer Film. Thomas Meyer lebt in Zürich und hat einen Sohn (7) aus einer früheren Partnerschaft.
Nachdem Motti Wolkenbruch mit seiner frommen jüdischen Familie gebrochen hat, wird er von Schicksalsgenossen aufgenommen. Wie sich jedoch bald zeigt, haben die weit mehr als nur gegenseitige Unterstützung im Sinn: Sie trachten nach der Weltherrschaft, allerdings völlig erfolglos. Erst als Motti das Steuer übernimmt, geht es vorwärts. Doch eine Gruppe von Nazis hat das gleiche Ziel – und eine gefährlich attraktive Agentin in petto. «Wolkenbruchs waghalsiges Stelldichein mit der Spionin» stammt aus der Feder von Thomas Meyer, wird vom Diogenes Verlag herausgegeben ist ab jetzt im Handel erhältlich.
Nachdem Motti Wolkenbruch mit seiner frommen jüdischen Familie gebrochen hat, wird er von Schicksalsgenossen aufgenommen. Wie sich jedoch bald zeigt, haben die weit mehr als nur gegenseitige Unterstützung im Sinn: Sie trachten nach der Weltherrschaft, allerdings völlig erfolglos. Erst als Motti das Steuer übernimmt, geht es vorwärts. Doch eine Gruppe von Nazis hat das gleiche Ziel – und eine gefährlich attraktive Agentin in petto. «Wolkenbruchs waghalsiges Stelldichein mit der Spionin» stammt aus der Feder von Thomas Meyer, wird vom Diogenes Verlag herausgegeben ist ab jetzt im Handel erhältlich.
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