Internet-Komiker bringen uns auf neue Art zum Lachen
Diese Jungen sind der Brüller

Bei den seit 1999 durchgeführten Swiss Comedy Awards (heute Dienstag im Bernhard-Theater Zürich, live auf SRF 2 ab 20.10 Uhr) wird zum zweiten Mal eine Auszeichnung in der Kategorie Online vergeben. Die Art und Weise, wie Komiker ihr Publikum erreichen, verändert sich.
Publiziert: 17.09.2019 um 01:12 Uhr
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Auf ihrem Instagram-Profil hat Nadia Goedhart, Moderatorin beim Radiosender Energy, rund 25000 Fans, die sich über ihre Ulkvideos mit prominenten «Opfern» wie Tokio-Hotel-Sänger Bill Kaulitz amüsieren.
Foto: Energy Zürich
Jean-Claude Galli und Patricia Broder

Früher ging Comedy vereinfacht gesagt so: Einer steht auf der Bühne und reisst Witze, das Saalpublikum lacht. Heute findet Comedy vermehrt im Internet und in den sozialen Medien statt. Ein Komiker stellt Aufnahmen online, das Publikum schaut irgendwo auf dem Handy oder Laptop zu.

Dieser Trend schafft neue Stars. Einer von ihnen ist Zeki Bulgurcu (29), der mit seinem Instagram-Kanal «Swissmeme» bei den Swiss Comedy Awards von heute Dienstag im Zürcher Bernhard-Theater (live SRF 2, 20.10 Uhr) in der 2018 neu geschaffenen Kategorie Online nominiert ist. Ebenfalls im Finale: Hoti & Nali (Swisscomedytv), Energy-Moderatorin Nadia Goedhart (25), Ramin Yousofzai (27) und Julian Graf (26) mit ihrer SRF-Show «Zwei am Morge» sowie Robin Pickis (25, «Schwiizchiste»). Der Sieger wird – nicht verwunderlich – mittels Online-Voting erkoren.

«Stabhochsprung sollte man nicht mit Marathon vergleichen» 

Ist Online-Comedy eine Modeerscheinung oder die alles bestimmende Zukunft? «Jede Generation findet ihre neuen Formen. Eben noch war es Slam Poetry, jetzt ist es Online-Comedy», kommentiert Bänz Friedli (54), der in der Kategorie Solo nominiert ist, die Entwicklung. «Das mag mit der Kurzatmigkeit unserer Zeit zu tun haben. Vor allem aber handelt es sich nicht um eine Verlagerung, sondern um ein Nebeneinander. Es sind zwei verschiedene Disziplinen, man sollte nicht Stabhochsprung und Marathonlauf vergleichen.»

Bereichernde Ausdrucksformen

Als blosse Mode sieht er Online-Comedy nicht. «Wie jedes neue Medium erlaubt auch das Web neue Ausdrucksformen. Das ist bereichernd. Als
54-Jähriger bin ich sozusagen ein Bindeglied zwischen der Franz-Hohler-Generation und den jungen Comedians und muss mich nicht allem anbiedern. Ich kann das Web nutzen, mein Schwerpunkt bleibt die Bühne», sagt Friedli.

«Ein neuer Kanal»

Untrennbar mit der Bühne verbunden ist Peach Weber (66). Die Online-Comedy sieht er klar «als neuen Kanal. Allerdings ist die Lustigkeit dort im Schnitt nicht grösser. Es ist nämlich viel leichter, für ein Fünf-Minuten-Filmli ein Like zu bekommen, als die Leute für ein abendfüllendes Programm mit Eintritt in einen Saal zu locken. Diese Erfahrung macht jeder Online-Komiker, sobald er auf der Bühne steht».

«Lachen ist die ehrlichste Reaktion des Menschen»

Einen klaren Nachteil der Online-Plattformen im Vergleich zur herkömmlichen Form ortet Weber an einem für jeden Künstler entscheidenden Punkt: «Das direkte Feedback und Lachen fehlen. Lachen ist wohl die ehrlichste Reaktion des Menschen – es entsteht, oder es entsteht nicht. Zudem ist es ein Unterschied, ob ich die Leute 5 Minuten, 20 Minuten oder einen ganzen Abend zum Lachen bringen muss.»

«Perfekter Weg, um die Leute anzufixen»

Doch bietet das Internet gleichzeitig unbestreitbare Vorteile, wie Stefan Büsser (34) weiss, der die Awards moderiert und Bühne wie Online kennt. «Es war für einen Komiker noch nie so einfach, sein Publikum zu erreichen, wie via Social Media und Youtube, und es ist der perfekte Weg, die Leute mit deinem Programm anzufixen. Ohne meine Bachelor-Videos würde ich wohl auch immer noch vor knapp 50 Leuten auftreten.»

Was aber wirklich wichtig ist, weiss Frank Baumann (62), Direktor des Arosa Humorfestival: «Ganz egal, ob online oder on stage, zuallererst muss die Komik mal komisch sein.» 

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