Für Hollywood-Kritiker ist es die Rolle, die ihm vom seichten «High School Musical»-Beau endgültig zum ernsthaften Schauspieler aufsteigen lässt. Im biografischen Film «The Iron Claw» (ab 25.01.2024 in den Schweizer Kinos) verwandelt sich Zac Efron (36) in den muskelbepackten Wrestler Kevin Von Erich, dessen Story so triumphal wie auch tragisch ist.
Sein Vater, der ehemalige Profi-Ringer Fritz Von Erich, baute mithilfe von fünf seiner sechs Söhne in den 1980er Jahren die wohl berühmteste Wrestler-Familiendynastie auf. Doch die sportlichen Erfolge wurden vom «Von Erich-Fluch» in den Schatten gestellt. Denn bis auf Kevin starben alle seine Brüder früh – drei davon durch Selbstmord.
Blick: Ihr Rollenheld und seine Brüder waren eine riesige Nummer in den 80er Jahren – also bevor Sie geboren waren. Kannten Sie das Schicksal der Von Erichs?
Zac Efron: Um ehrlich zu sein, hatte ich den Namen Von Erich noch nie gehört. Als ich dann das Drehbuch las, war mein erster Gedanke: Das ist doch nicht echt. Ich konnte mir einfach nicht vorstellen, dass ein einziger Mensch, eine einzige Familie, so viele Tragödien durchleben muss.
Profi-Wrestling hat eine eingefleischte Fangemeinde, doch die Mehrheit kann damit nicht viel anfangen. Warum ist Ihr Film es wert, in die Kinos zu gehen?
Weil er nicht wirklich von Wrestling handelt. Es ist ein tiefgehendes Drama und handelt von einer Familie, die unheimlich viele Verluste zu verkraften hat. Und es ist der Triumph von Kevin von Erich über einen verrückten Fluch – und der Triumph über seinen eigenen Vater.
Sie mussten sich den Körper eines Wrestlers antrainieren. Wie schwer war das?
Es war hart mal zehn! Ich habe mit einem Mann namens Chavo gearbeitet, der aus einer Wrestling-Familie stammt und mir sehr geholfen hat. Er hat mich und die anderen richtig gepusht, damit die Kämpfe auch so authentisch wie möglich aussehen. Ich habe gelernt, Schmerz wegzustecken. Problematisch war eher, dass ich durch das Rollenstudium scheinbar einige der perfektionistischen Tendenzen von Kevin Von Erich übernommen habe.
Welche waren das?
Dass ich mich sozial zurückgezogen habe, um mich perfekt vorbereiten zu können. Die Notwendigkeit, perfekt auszusehen, wurde zu einer regelrechten Besessenheit für mich.
Wie kann man dagegen ansteuern?
Indem man sich daran erinnert, einfach Spass zu haben. Ich kenne es als Schauspieler nur zu gut, dass man mit einem abgedrehten Film gleich die nächste Mission, die Rollenvorbereitung für die folgende Produktion, antritt. Manchmal muss man innehalten und den Moment geniessen. Wir haben alle nur ein Leben zu leben.
Gab es im Leben von Kevin Von Erich Dinge, die Ihnen persönlich bekannt vorkamen?
Einiges. Insbesondere wenn man im Rampenlicht steht, dann fühlt man sich oft isoliert und einsam. Ich wünschte, ich könnte mit meinem jüngeren Ich nach dem Erfolg in «High School Musical» sprechen. Dann würde ich mir raten: «Relax einfach mal – du darfst auch ruhig mal etwas nicht machen.»
Die Geschichte der Von Erichs ist voller Tragödien. Mussten Sie in Ihrem Leben auch schon ähnlich Schlimmes überwinden?
Ich kann nicht behaupten, dass ich auch nur ansatzweise so schlimme Tragödien wie Kevin in meinem Leben durchmachen musste. Dennoch konnte ich mich in einer wichtigen Sache sehr gut in ihn hineinversetzen, weil ich selbst einen jüngeren Bruder habe. Die Beziehung zwischen Brüdern ist etwas ganz Besonderes. Ein Bruder ist gleichzeitig dein bester Freund und dein grösster Motivator im Leben.
Kevin Von Erich ist der einzige Überlebende der Brüder. Haben Sie sich mit ihm vorher über die Rollen austauschen können?
Leider konnte ich vor dem Dreh nicht mit ihm sprechen. Aber ich habe ihn dann später persönlich getroffen.
Wie hat sich das angefühlt, plötzlich den Mann vor sich zu haben, zu dem Sie für den Film geworden sind?
Die Begegnung mit Kevin, die tiefe Unterhaltung mit ihm, war einer der herausragendsten Momente meines Lebens. Ihn in einer Phase seines Lebens zu treffen, in dem er eine grosse Familie hat und einfach nur glücklich ist, war unbeschreiblich schön. Er hat auf mich fast wie ein Guru gewirkt, weil er diese weise, fast ätherische Aura um sich hatte.
Wie fand er den Film über seine Familie?
Er hat den Film geliebt. Besonders, wie wir die Beziehung zwischen ihm und seinen Brüdern dargestellt haben. Als ich das aus seinem Mund hörte, war ich so glücklich, wie nur selten zuvor im Leben.
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