Der Name Emmett Till steht für ein dunkles Kapitel in der Geschichte der USA. Till war ein schwarzer Jugendlicher aus Chicago, der bei einem Besuch seiner Verwandten im Mississippi der 1950er-Jahre von Rassisten entführt, gefoltert und gelyncht wurde. Erst jetzt wird das Schicksal des Teenagers endlich auf der Leinwand aufgearbeitet. Auch dank Oscar-Preisträgerin Whoopi Goldberg (66), die in «Till» mitspielt und als Produzentin fungiert.
Frau Goldberg, «Till» handelt von Emmetts Mutter Mamie, die 1955 Gerechtigkeit für ihren 14-jährigen Sohn einforderte. Hat diese Story nach 67 Jahren …
Whoopi Goldberg: ... 67? Oh shit! Guten Morgen erst einmal! 67 Jahre! Diese Geschichte liegt bereits seit 67 Jahren herum. Die Leute glauben, die Story zu kennen, und werfen ständig mit dem Namen Emmett Till um sich. Doch in Wirklichkeit kennt die Details kaum einer.
Haben Sie deshalb das Projekt selbst mit in die Hand genommen?
Genau. Ich habe es aber hauptsächlich für mich getan. Ich habe schon so viel Unsinn gedreht, da war dieser Film das genaue Gegenteil. Tills Schicksal muss endlich genauso bekannt werden wie das Tagebuch der Anne Frank. Wir alle müssen sehen, was damals wirklich passiert ist. Denn erst danach werden sich viele auch eingestehen müssen, dass Rassismus uns alle angeht.
Sein Schicksal ist Ihrer Meinung nach heute noch immer sehr relevant?
Dieser Film wird in meinen Augen mit jedem Tag relevanter. Die Zuschauer werden darin alle Elemente wiedererkennen, mit denen wir uns auch noch heutzutage auseinandersetzen müssen. Und die Thematik betrifft nicht nur uns, sondern kann auch auf viele andere angewandt werden.
Wie meinen Sie das?
Es ist wirklich wichtig, dass jeder erkennt, wie institutioneller Rassismus aussieht. Denn wir werden immer weiter und weiter da hineingezogen. Bis wir den Leuten zeigen können, was damals in Amerika abgegangen ist, werden sie es nicht sehen. Wie Leute einfach in dein Haus marschieren können, weil es ihnen egal ist, wer du bist – weil sie dich nicht als menschliches Wesen sehen.
Whoopi Goldberg (66), geboren als Caryn Johnson, stand schon als Kind auf der Bühne und besuchte die School of the Performing Arts in New York, danach tourte sie als Stand-up-Comedian und Sängerin. Ihre erste Kinorolle hatte sie 1985 in Steven Spielbergs (75) «Die Farbe Lila». 1990 gewann sie für «Ghost – Nachricht von Sam» ihren ersten Oscar, einen Welthit landete sie 1992 mit «Sister Act». Goldberg war dreimal verheiratet. Mit ihrem ersten Mann Alvin Martin (64) hat sie die gemeinsame Tochter Alexandrea (49), die ebenfalls Schauspielerin ist.
Whoopi Goldberg (66), geboren als Caryn Johnson, stand schon als Kind auf der Bühne und besuchte die School of the Performing Arts in New York, danach tourte sie als Stand-up-Comedian und Sängerin. Ihre erste Kinorolle hatte sie 1985 in Steven Spielbergs (75) «Die Farbe Lila». 1990 gewann sie für «Ghost – Nachricht von Sam» ihren ersten Oscar, einen Welthit landete sie 1992 mit «Sister Act». Goldberg war dreimal verheiratet. Mit ihrem ersten Mann Alvin Martin (64) hat sie die gemeinsame Tochter Alexandrea (49), die ebenfalls Schauspielerin ist.
Sie glauben wirklich, was in den 1950er-Jahren war, könnte in den USA heute noch einmal zurückkehren?
Wenn wir nicht aufpassen, könnten wir durchaus Gefahr laufen, dass sich diese Dinge so noch einmal wiederholen! Aber ich glaube auch, dass die Mehrheit das nicht will. Das hat man ja auch an den Reaktionen nach dem Tod von George Floyd gesehen. Wir wollen uns das nicht mehr länger gefallen lassen. Doch wir müssen von Punkt A aus den nächsten Schritt machen. Und sagen: «Wir können es stoppen, wenn wir uns dazu entscheiden, es zu tun.»
Sie denken, dieser Film könnte ein echter Wendepunkt für die US-Gesellschaft sein?
Naja ich rede immer viel. Jeden Tag. Weshalb man auch ständig «Halt die Klappe, Whoopi» zu mir sagt (lacht). Ich will andere dazu bringen, sich selbst besser zu informieren. Durch Fakten werden Menschen schlauer, weil sie dann auch verstehen, wie sie selbst ein Teil des Ganzen sind. Emmett Till ist nur der Anfangspunkt.
Wovon?
Seine Story ist die Geschichte des Rassismus. Doch man kann sie auch übertragen auf Sexismus und all die anderen schlimmen Vorurteile und Ideologien, in deren Namen Menschen anderen Menschen schreckliche Dinge antun. Deshalb werden sich auch homosexuelle, heterosexuelle, schwarze, weisse und weibliche Zuschauer von diesem Film angesprochen fühlen.
Welcher Aspekt der Story geht Ihnen besonders nah?
Ich spiele Emmetts Oma und bin auch selbst schon eine Grossmutter, seit ich 33 bin. Und es gab viele Momente, in denen ich meine Tochter damit genervt habe, meine Enkel einfach mal loszulassen – so wie ich es im Film zu meiner Tochter Mamie sage. Nur dass dieses Loslassen bei mir und meinen Enkelkindern natürlich einen ganz anderen Ausgang hatte als bei Emmett. Das wird einem dann plötzlich bewusst.