Erst konnte sie ihren Triumph selbst nicht fassen. Zusammen mit einer – vergleichsweise – spindeldürren Mitkandidatin steht die füllige Sara Milliken (23) auf der Bühne der Wahl zur Miss Alabama 2024. Die beiden halten sich die Hand. Wer holt die Krone? Dann wird Milliken als die Schönste im US-Bundesstaat verkündet. Betreten huscht die Zweitschönste von der Bühne, versucht noch zu lächeln. Milliken hält die Hände vor den offenen Mund und ist ganz im Siegestaumel.
Die Freude der Gekrönten währte nicht lange. Während sie landesweit viel Zuspruch erhält, wird ihr auch vorgeworfen, Übergewicht zu verherrlichen. Ihren Kritikern entgegnet Milliken, dass sie nur «Positivität verbreiten» wolle.
Schönsein allein genügt nicht
Zur Schönsten gekürt wurde Milliken als Kandidatin bei National American Miss. Im Gegensatz zu anderen Schönheitswettbewerben werden Frauen dort nach einer breiten Palette von Fähigkeiten und Eigenschaften bewertet. Es zählen auch «Persönlichkeit, Selbstvertrauen und Kommunikation», heisst es auf der Website der Organisation.
Auch für ehrenamtliche Arbeit und akademische Leistungen gibt es Punkte. Mehr noch: «Zahnspangen, Brillen, Hautprobleme, unterschiedliche Grössen, Gewichte und Erscheinungsbilder sind allesamt Teil der besonderen und einzigartigen Persönlichkeit, die du bist und die wir feiern wollen.»
Häme und Spott
Doch so richtig freuen kann sich Milliken nicht. «Seien wir ehrlich zu uns selbst», kommentiert jemand auf Facebook. «Sie ist extrem ungesund und dies ist ein Schlag ins Gesicht der jungen Mädchen, die hart gearbeitet und eine Diät eingehalten haben, um tatsächlich eine Schönheitskönigin zu werden. Das ist eine Schande für den Staat Alabama.»
«Fettleibigkeit ist ein ernstes Gesundheitsproblem in Amerika», schreibt ein User auf X. «Und dieser Wettbewerb macht es zum Gespött.» Milliken braucht eine dicke Haut für viele der Kommentare. «Gilt das in Alabama eigentlich als attraktiv?», meldete sich ein anderer User zu Wort.
Milliken erhält aber auch Unterstützung. Seit ihre Geschichte viral ging, habe sie Angebote für ein Kleid, Ohrringe und Produkte im Wert von Tausenden von Dollar erhalten, erzählte die Miss Alabama einem örtlichen Newssender. Dies, um sie beim Final der National American Miss Ende November in Florida zu unterstützen.
Jetzt erst recht
«Worte können wehtun», so Milliken über Kritik an ihr. Auch wenn sie vorab online verunglimpft werde, dies könne «einen bleibenden Eindruck bei den Leuten hinterlassen».
«Ich wollte schon immer Positivität verbreiten», sagt sie. Jetzt Miss Alabama zu sein, das bestärke sie noch mehr, «genau das zu tun».
Miss Wahlen im Umbruch
Eine Woche nach Millikens Sieg gewann ein Mann, der sich als Frau identifiziert, den Landeswettbewerb zur Miss USA in Maryland. Es war eine Vorwahl zum Miss-Universe-Wettbewerb, der seit mehr als einem Jahrzehnt Transgender-Teilnehmerinnen zulässt.
Letzten Oktober war die 28-jährige Transgender-Frau Marina Machete zur schönsten Portugiesin gekürt worden. Zuvor hatte mit der 22-jährigen Amsterdamerin Rikkie Kolle erstmals eine trans Frau den Titel «Miss Nederland» gewonnen.