Vorzeichen für die Küblböck-Tragödie
Drama mit Ansage

Heftige Gefühlsausbrüche bei der Castingshow «DSDS» liessen schon 2003 daran zweifeln, ob Daniel Küblböck die Bühne nicht mit der Realität verwechselte.
Publiziert: 16.09.2018 um 07:59 Uhr
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Aktualisiert: 17.09.2018 um 11:41 Uhr
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So wurde er 2003 im ganzen deutschsprachigen Raum bekannt: Daniel Küblböck in der Castingshow «Deutschland sucht den Superstar», die er auf dem dritten Platz beendete.
Foto: Getty Images / Peter Bischoff
Jean-Claude Galli, Peter Padrutt

Es ist eine heftige, im deutschsprachigen ­Reality-TV bisher nie dagewesene Szene: Der damals 17-jährige Daniel Küblböck (33) bricht 2003 bei «Deutschland sucht den Superstar» nach dem Ausscheiden von Mitkonkurrentin Gracia in einen Weinkrampf aus. Ist das noch Show?

Das fragt sich Moderator Carsten Spengemann (46), und Co-Moderatorin Michelle Hunziker (41) sagt entlarvend: «Ich mach das nicht mehr mit. Das ist wirklich unangenehm jetzt ...»

«Offensichtlich nicht psychisch gesund»

Letzten Sonntag ist Küblböck vor Neufundland über Bord des Kreuzfahrtschiffes Aidaluna gegangen. Die Suche wird zwei Tage später abgebrochen. Über die genauen Gründe wird spekuliert – Vorzeichen für eine Tragödie aber waren früh vorhanden.

Der deutsche Psychiater Borwin Bandelow (66) sagte in einem Interview 2006: «Bei Herrn Küblböck würde ich mich nicht wundern, wenn er eine Borderline-Persönlichkeit wäre. Typisch ist auch, dass er es so weit gebracht hat, obschon er nicht singen kann. Er ist offensichtlich nicht ­psychisch gesund.»

Nicht der Ruhm treibe Künstler in die Krankheit, vielmehr sei sie der Grund für ihren Erfolg. Ursachen und Symptome seien eine zerrüttete Kindheit, pathologischer Narzissmus, emotionale Instabilität und Depressionen, die in Selbstmordgedanken mündeten. Alles Volltreffer in Bezug auf Küblböck.

Gerade die Last des Elternhauses wiegt enorm. Mutter Bianca (58) verprügelt ihn im Rausch, auch das Verhältnis zu Vater Günther (54) ist getrübt. Sein Bruder Michael († 28) stirbt 2013 an den Folgen einer Überdosis. Schliesslich landet Küblböck bei der Immobilienmillionärin Kerstin Elisabeth Kaiser (75), die ihn 2011 adoptiert.

Frauenkleider und hohe Schuhe

Nach einem Imagewechsel – 2007 lanciert Küblböck ein Jazzprogramm – stockt die Gesangskarriere. Er setzt auf die Schauspielerei und besucht das Europäische Theaterinstitut Berlin. Bei seiner letzten Arbeit soll er die Transvestitin Aurora verkörpern. Im Stück «Niemandsland» geht es um eine geheimnisvolle Rosa, die ins Wasser geht.

Küblböck ist offen schwul, zwischen 2014 und 2017 lebt er mit Maskenbildner Robin Gasser zusammen. Auf dem Kreuzfahrtschiff trägt er Frauenkleider und hohe Schuhe.

Ist die Transformation zur Frau sein Wunsch oder Teil seiner Borderline-Veranlagung? Verwandt gar mit dem Schicksal von Eve-Claudine Lorétan alias Coco, der ersten bekannten Transfrau der Schweiz, die sich 1998 das Leben nahm?

Das Glas ist zersprungen 

Es gebe mindestens 60 Formen von Transsexualität, sagt Andrea von Aesch (50), die früher ein Mann war und heute als Carchauffeurin Gäste durch Europa fährt.

«Ich glaube nicht, dass er das von langer Hand geplant hat. Wer transsexuelle Gefühle hat, der hat einfach immer ein paar Steine mehr im Lebensglas – das Wasser schwappt schneller über. Wenn er dann noch verhöhnt wird wie Küblböck auf dem Schiff und im falschen Moment an einer Reling steht, springt er eher.» Fest steht bei Daniel Küblböck einzig: Das Glas ist zersprungen, die Scherben liegen auf Grund.

Update:
Von den letzten Minuten von Küblböck soll es nach «Bild am Sonntag»-Informationen einen Video-Aufnahme geben. Das Material der Überwachungskamera wurde beschlagnahmt und befindet sich in den Händen der kanadischen Polizei. Darauf soll zu sehen sein, wie Küblöck über die Reling klettert und ins Meer stürzt. Sein Vater, Günther Küblböck (55) will die Aufnahmen sehen. Doch die kanadischen Behörden geben sie wegen der laufenden Ermittlungen nicht frei. Ein Sprecher der Reederei sagt: «Wir kooperieren in vollem Umfang mit den kanadischen Behörden.»

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