Sie spielte die Sex-Göttin, obwohl ihr nie danach war. Sie zog sich aus, obwohl sie am liebsten davongelaufen wäre. Sie mimte einen Vamp beim Kopulieren – und brach danach in Tränen aus.
Eigentlich ging Kim Basinger (70) bei den Dreharbeiten zum Erotikfilm «9 ½ Wochen» (1986), der sie weltberühmt machen sollte, nur ihrer Arbeit als Schauspielerin nach, nämlich eine New Yorker Galeristin zu spielen, die einem Wall-Street-Börsianer verfällt. Doch ausgerechnet die Rolle, mit der sie in Hollywood den Druchbruch schaffte, setzte ihr zu. In einem Interview mit dem «Studio Magazine» gibt sie zu: «Es gab keinen Tag, an dem ich nicht das Gefühl hatte, an meinen Emotionen zu ersticken.»
Das ist die Geschichte einer Frau, an die man sich noch heute, nach Jahrzehnten, als das Sexsymbol Hollywoods erinnert. Am 8. Dezember wird Kim Basinger 70 Jahre alt. Von Hollywood und seinem unerbittlichen Trubel hat sie sich weitestgehend zurückgezogen, weil sie das auch gesundheitlich nicht mehr erträgt.
Kim Basinger leidet unter einer Angststörung
Sie hat einen komplizierten Lebensweg hinter sich, und es ist eine bittere Ironie, um nicht zu sagen Tragik dieser Geschichte, dass ausgerechnet die junge Südstaatlerin aus Georgia, die unbedingt Schauspielerin werden will, an einem Syndrom leidet, das sich mit der Schauspielerei überhaupt nicht verträgt: Basinger leidet an Agoraphobie, einer Angststörung, die öffentliche Auftritte unendlich erschwert.
Nach der Highschool versucht sich Basinger erfolgreich als Model, ihrer Angst stellt sie sich nicht. Bevor sie ihre Ausbildung im William Esper Studio für darstellende Künste in New York absolviert, ist sie auf den Titelseiten sowie in Hunderten von Werbespots zu sehen. Sie tritt sogar als Sängerin in diversen Clubs im Greenwich Village auf.
Nackt im «Playboy»
Dann zieht es sie nach Los Angeles. Sie gibt das Modeln auf und fasst Fuss in der Schauspielerei. Schliesslich posiert sie nackt für den «Playboy» und wird 1983 Bond-Girl im letzten Film mit Sean Connery (1930-2020) als James Bond in «Sag niemals nie». Das macht sie berühmt – als Sexsymbol.
Dann kommt 1986 das Projekt «9 ½ Wochen». Es ist die Verfilmung eines Bestsellers, in dem die Autorin unter dem Pseudonym Elizabeth McNeill anschaulich über ihre Sadomaso-Beziehung schreibt. Kim Basinger, die schon beim Casting weinend aus dem Studio geflohen ist, verkörpert die verführerische Elizabeth perfekt. Zu den Klängen von Joe Cockers Hit «You Can Leave Your Hat On» legt sie einen Striptease hin, der in die Filmgeschichte eingeht – die Schlüsselszene von «9 ½ Wochen».
Der Film floppt in den USA, wird aber in Europa ein Hit und spielt 100 Millionen Dollar ein. Erst jetzt spielt sie als Schauspielerin in der ersten Liga. Und Basinger gilt als die Verführung schlechthin, derweil sie sich privat mit ihren Ängsten in ihrer Wohnung verbarrikadiert.
Vom Sexsymbol zur Pleite-Schauspielerin
Nach ihrem Riesen-Erfolg mit «Batman» (1989) gehts für Basinger bergab. Sechsmal wird sie als schlechteste Darstellerin für die «Goldene Himbeere» nominiert, 2018 erhält sie den Negativ-Preis als schlechteste Nebendarstellerin für ihre Rolle «Fifty Shades of Grey – gefährliche Liebschaften», es war ihr bislang letzter Film. Später muss Kim Basinger wegen eines teuren Rechtsstreits sogar Insolvenz anmelden.
Ähnlich turbulent verläuft ihr Privatleben. Sowohl ihre erste Ehe mit Maskenbildner Ron Snyder (84) als auch ihre Zweite mit Alec Baldwin (65) wird geschieden. Aus Letzterer ist ein regelrechter Rosenkrieg entbrannt, an dem die Welt teilnimmt.
Heute lebt Basinger frei von Angst
Kim Basinger hat ihre Krankheit weitgehend überwunden. Sie ist Grossmutter, wohnt im Süden von Kalifornien in der Nähe ihrer Tochter und lebt glücklich mit dem Friseur Mitch Stone zusammen.
Sie engagiert sich für den Tierschutz und schreibt viel, vor allem Kinderbücher. Sie sagt, sie habe Frieden mit ihrem Leben und ihrer Karriere gemacht. (Spot On /lia)