US-Hollywoodstar Sissy Spacek debütiert mit 72 im Sci-Fi-Fach
«Entweder bin ich voll dabei oder gar nicht»

Als Aussenseiterin Carrie wurde Sissy Spacek 1976 mit Brian De Palmas gleichnamigem Horror-Schocker weltberühmt. Nun wagt sich der sechsfach oscarnominierte US-Hollywoodstar in der Serie «Night Sky» mit 72 erstmals an einen Science-Fiction-Stoff.
Publiziert: 30.05.2022 um 09:40 Uhr
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«Still going strong» mit 72: US-Hollywoodstar Sissy Spacek.
Foto: Rebecca Cabage/Invision/AP
Jean-Claude Galli

Mit 72 betritt Hollywood-Ikone Sissy Spacek Neuland: In der soeben angelaufenen Amazon-Prime-Serie «Night Sky» spielt sie mit Oscar-Preisträger J. K. Simmons (67) zusammen ein jahrzehntelang verheiratetes Ehepaar, das durch einen Geheimgang Zugang zu einem verlassenen Planeten hat.

«Ich habe noch nie Science-Fiction gemacht. Mein Respekt vor diesem Experiment war gross. Sonst hatte ich es bisher meistens mit realen Dingen zu tun», sagt Spacek. «Die innige Beziehung von Irene York zu ihrem Mann Franklin war es, was mich an der Rolle am meisten reizte.»

Die Parallelen zum echten Leben sind augenfällig: Seit 1974 ist Spacek mit Regisseur Jack Fisk (76) verheiratet. Das Paar lebt grösstenteils auf einer Farm in Virginia. Eine Konstante, die ihr den nötigen Halt und Ausgleich in der manchmal ziemlich verrückten Show-Welt gibt. Die Arbeit der Eltern hat sich aber auch in der Abgeschiedenheit auf die Kinder abgefärbt. «Unsere ältere Tochter Schuyler ist eine grossartige Sängerin, und die jüngere Tochter Madison malt exzellent.»

Ein traumatischer Verlust

Nicht zum ersten Mal spielt Spacek in «Night Sky» jemanden, der ein Kind verloren hat. Das Ehepaar in der Serie ist immer noch mit dem weit zurückliegenden Freitod ihres Sohnes beschäftigt. Auch hier gibt es Verbindungen zur Realität. Als Spacek 17 war, starb ihr geliebter 19-jähriger Bruder Robert an Leukämie. Sein Verlust sei traumatisch gewesen. Aber erstaunlicherweise habe sie es geschafft, daraus etwas Positives zu schöpfen. Der frühe Tod sei eine Art Inspiration für ihre Karriere gewesen und habe sie mutiger werden lassen.

«Carrie – Des Satans jüngste Tochter» machte Spacek 1976 als gequälte Schülerin mit telekinetischen Fähigkeiten weltberühmt und bescherte ihr 1977 die erste Oscarnomination. Obwohl sie erst vier Jahre später für «A Coal Miner's Daughter» die Trophäe holte und weitere vier Mal als beste Hauptdarstellerin vorgeschlagen war, wird sie bis heute vor allem auf den Horror-Klassiker nach dem Buch von Stephen King (74) angesprochen – auch von ganz jungen Menschen. «Es ist eine universelle, zeitlose Geschichte mit Bildern, die man kaum mehr aus dem Kopf bringt.»

«Ich wollte nicht ausbrennen»

In Bezug auf ihr Erfolgsrezept stapelt Spacek tief und betont, dass sie ursprünglich eher eine Gesangskarriere angestrebt habe. «Ich bin sicher nicht die allerbeste oder fantasievollste Schauspielerin. Aber ich habe mir eine eigene Methode angeeignet, die für mich stimmt.» Ausserdem sei sie sehr leidenschaftlich und intensiv, im Beruf wie im Leben. «Entweder bin ich voll dabei oder gar nicht.»

Sie habe früh gemerkt, dass sie mit ihren Ressourcen haushälterisch umgehen musste – obschon sie sehr viele der schlussendlich abgelehnten Filme gerne realisiert hätte. «Ich wusste, dass ich nicht ganz alles machen konnte, was mich reizte. Also wählte ich meine Rollen mit Bedacht. Ich wollte nicht ausbrennen, sondern als Schauspielerin auf längere Sicht existieren.» Was Spacek in der Tat hervorragend hinbekommen hat.

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