Darum gehts
- Steve Lukather von Toto spricht über Musik und Karriere
- Lukather kritisiert moderne Musikproduktion und betont Bedeutung von Authentizität
- Toto spielt am 16. Februar Konzert im Hallenstadion für über 10'000 Fans
Im Gregory's brennt noch Licht. Das Pub im Zürcher Langstrassen-Quartier ist Abend für Abend für all diejenigen da, die noch nicht nach Hause gehen wollen, vornehmlich Singles, Expats und Single-Expats. Ausser der Lust auf Schnaps und Schäferstündchen treibt sie aber vor allem das Karaoke in Scharen in den grossen, schummrigen Raum. Das Mitsingspiel erfreut sich in Zürich seit mehreren Jahren besonders grosser Beliebtheit. Einer der Hits, die mehrmals pro Abend gewünscht werden: der 80er-Jahre-Hit «Africa» von Toto. Morgen Sonntag werden ihn beim Konzert im Zürcher Hallenstadion über 10'000 Menschen mitsingen – das ehrt Frontmann Steve Lukather (67), wie er im Interview mit Blick erzählt. Der Amerikaner sprüht vor Energie – mehr denn je.
Diese neu entfachte Liebe für die Musik ist begrüssenswert: 2008 erklärte Lukather in einem Interview, dass es Toto nicht mehr gebe – zu viele Bandmitglieder seien verstorben oder hätten die Gruppe verlassen. Trotz der Auflösung spielten Toto in den 2010er-Jahren in anderer Besetzung wieder vereinzelt Konzerte – um 2019 erneut die Gitarre an den Nagel zu hängen. Spätestens sechs Jahre später hat Frontmann Lukather eingesehen: Ein Leben ganz ohne Toto kann es für ihn nicht geben. Und es wäre schade, würde man die Hits der Band nur noch in schummrigen Karaokepubs hören.
Mister Lukather – war früher alles besser?
Steve Lukather: Zumindest was Musik angeht, sind die Menschen faul geworden, ja. Heute geht alles mit dem Computer. Wir waren früher noch unendlich lange in unseren Studios, haben Hunderttausende von Dollars ausgegeben, Monate in Detailarbeit gesteckt – Blut, Schweiss und Tränen, bis das Solo richtig sitzt. Der echte Scheiss, wissen Sie?
Das klingt, als würde heute niemand mehr richtige Musik machen.
Heute gibt dir einfach niemand mehr Geld für diesen Aufwand. Du nimmst ein Album auf, am ersten Tag verkauft es sich – und am nächsten ist es gratis auf Youtube. So bringst du dich um.
Ist es wirklich so dramatisch?
Ich bin mit Alben wie «Sgt. Pepper's Lonely Hearts Club Band» von den Beatles aufgewachsen. Mit Led Zeppelin und den Rolling Stones. Das war damals ein gesunder Wettbewerb, jede Band hatte ihren eigenen Sound – man hat sich ständig gefragt, was als Nächstes kommt. Heute ist alles sehr generisch. Die KI ist ja schön und gut – sie raubt uns aber im wahrsten Sinne des Wortes die Menschlichkeit.
Sie sehen die Magie also darin, dass früher alles weniger perfekt war?
Lassen Sie es mich so sagen: Da kam noch Soul aus den Lautsprechern. Oder soll ich es mit einer Analogie erklären? Gott hat uns doch aus einem Grund so aussehen lassen, wie wir aussehen. Und heute rennen alle zum Schönheitsdoktor, um wie jemand anders auszusehen.
Wenn wir gerade bei früher sind: Können Sie sich noch an Ihren Auftritt in Montreux 1991 erinnern?
Aber natürlich! Oh, Mann, Montreux war damals eine Art mythischer Ort. Claude Nobs (Gründer des Festivals, 1936–2013, Anm. d. Red.) hat uns damals persönlich eingeladen, als sich Montreux gerade vom Jazz- zum Musikfestival im allgemeinen Sinn wandelte. Er war ein grossartiger Mensch, ein sehr guter Freund.
Steve Lukather (67) ist Frontmann der US-Rockband Toto und einer der arriviertesten Gitarristen weltweit. Lukather wuchs in Los Angeles (USA) auf und begann schnell, sich als sogenannter Sessionmusiker in der Szene zu etablieren. Zu den Künstlern, mit denen er zusammenarbeitete, gehören Elton John (77), Paul McCartney (82) oder Michael Jackson (1958–2009). 1977 war er Mitgründer der Band Toto, die mit Hits wie «Africa» oder «Hold the Line» Weltruhm erlangte. Lukather ist mehrfacher Grammypreisträger und Vater von vier Kindern.
Steve Lukather (67) ist Frontmann der US-Rockband Toto und einer der arriviertesten Gitarristen weltweit. Lukather wuchs in Los Angeles (USA) auf und begann schnell, sich als sogenannter Sessionmusiker in der Szene zu etablieren. Zu den Künstlern, mit denen er zusammenarbeitete, gehören Elton John (77), Paul McCartney (82) oder Michael Jackson (1958–2009). 1977 war er Mitgründer der Band Toto, die mit Hits wie «Africa» oder «Hold the Line» Weltruhm erlangte. Lukather ist mehrfacher Grammypreisträger und Vater von vier Kindern.
Waren Sie damals der typische Rockstar?
(Lacht) Ich war tatsächlich mit einem Victoria’s-Secret-Model zusammen, ich war Anfang 30 – und auf dem Höhepunkt meines Lebens, ja.
Das klingt wild! Sie sind ja schon seit den 1970ern im Musikbusiness.
(Unterbricht) Ich weiss, worauf Sie hinauswollen. Und nein, ich habe nie in diesen dunklen Kreisen verkehrt, da gab es keine Tausende Flaschen Babyöl (er spielt auf die Anschuldigungen gegen Rapper P. Diddy an, Anm. d. Red). Ich war sicherlich ab und zu high, hatte den einen oder anderen Drink und habe ein paar Frauen in meinem Leben kennengelernt. Aber Drogen und Gewalt? Hell no!
Gut, dass Sie das von sich aus ansprechen – jetzt wird es spannend.
Natürlich gab es da Mädchen. Ich war lustigerweise verheiratet, als wir die Band gründeten. Angefangen, «Spass zu haben», habe ich erst nach meiner Scheidung – und den Spass hatte ich dann zehn Jahre lang. Aber: Jedes Treffen war toll, und es war aber auch klar: Wir heiraten nicht, wir haben heute Abend Spass. Es wurde nie jemand schwanger – und ich hatte auch nie eine Geschlechtskrankheit.
Danke für diese Ausführungen.
Ich habe alles erlebt, es war eine riesige Party – bis zu dem Punkt, an dem die ewige Party Einfluss auf die Konzerte hatte und mein Leben begann, zu ruinieren. Stand heute bin ich seit 15 Jahren nüchtern.
Mister Lukather – wir müssen ganz zum Schluss über «Africa» sprechen.
«Africa» ist ein alberner Song! Und ich meine das im besten Sinne. An alle da draussen: Der Song ist nicht politisch, aber auch nicht genug komisch, um laut darauf loszulachen. «Africa» ist einfach ein lustiges, etwas seltsames Stück – mit einer sehr eingängigen Melodie.
Toto mit Steve Lukather spielen am 16. Februar ein Konzert im Hallenstadion. Via Ticketcorner gibt es noch vereinzelte Karten.