Das Leben der unzähligen Strassenhunde in Rumänien ist hart – für Ursulet ganz besonders. Der Rüde wurde mit einer Schrotflinte schwer verletzt und einfach liegen gelassen. «Er lag angeschossen im Graben», erzählt Tierschützerin Susy Utzinger (48). Das war im letzten Dezember. Halb erfroren wurde der Hund ins Tierwaisenhospital nach Galati gebracht. «Sein Lebenswille war enorm», erinnert sich Utzinger, «darum erhielt er den Namen Ursulet, was übersetzt ‹Bärchen› heisst.» Ein Auge und ein Bein hat er verloren, doch Ursulet hat sich inzwischen von den Strapazen erholt. Trotz der Narben sei er «eine Seele von einem Hund», so die Tierschützerin. «Am liebsten würde ich ihn selber mit nach Hause nehmen. Aber hier warten 1000 Hunde und über 100 Katzen auf ein Zuhause.»
In ihr rumänisches Spital werden minütlich verletzte Tiere eingeliefert
Utzinger ist diese Woche mit ihrem Team aus dem Einsatz in Galati zurückgekehrt. Dort hat sie über die letzten Jahre mit der Stiftung Sust ein modernes Tierheim und -spital aufgebaut. «Es werden minütlich verletzte Tiere eingeliefert», so Utzinger. Darunter sind nicht nur Hunde und Katzen, sondern etwa auch ein Fuchs mit gebrochenem Bein, ein verletzter Esel und sogar eine Schildkröte mit zerbrochenem Panzer.
«Ohne das Spital würden die Tiere alle kläglich auf der Strasse verenden», so Utzinger. Das ganze Jahr über wird jedes Tier gratis behandelt, 2017 waren es 1136 Fälle, hinzu kommen jährlich fast 1000 Kastrationen. Neben dem Sust-Tierwaisenhospital in Galati gibt es weltweit vier weitere.
Zustände in öffentlichen rumänischen Tierheimen ist desolat
Schlimmer als das Schicksal von Ursulet ist jenes der Hunde, die in einem öffentlichen Tierheim enden. Die Zustände seien «himmeltraurig». Vernachlässigt, abgemagert und oft krank leben die Hunde in beengten Verhältnissen, darum verletzen sie sich auch noch gegenseitig.
«Wenn wir die Einwilligung bekommen, versuchen wir bei unserem Einsatz, so viele Hunde medizinisch zu versorgen, wie wir können. Das Wichtigste sind Kastrationen, damit nicht noch Welpen in dieses Elend hineingeboren werden», so Utzinger.
Tierschutz-Einsätze, die nahegehen
Ein solcher Einsatz geht auch der abgehärteten Tierschützerin jeweils nahe und sie ist froh, wenn sie daheim wieder von ihrem Mann und ihrem Hund Noroc begrüsst wird. Den Mischling hat sie vor fünf Jahren in Rumänien zu sich genommen und ihn mitgebracht.
Vielleicht findet auch Ursulet bei ihr ein neues Zuhause. Ein Platz wäre da, im April musste sich Utzinger von ihrem geliebten Schäferhund Arab (†13) verabschieden. «Mein Herz ist noch nicht frei für einen neuen Hund», sagt Utzinger. «Aber ich gehe bald wieder nach Galati, um zu sehen wie es all unseren Schützlingen dort geht.»