Für die einen war er ein Genie, für die anderen ein herzloser Tyrann: Apple-Gründer Steve Jobs (†56) polarisierte. Jetzt wirft ein neues Buch ein dunkles Licht auf den Privatmenschen Jobs. «Für meinen Vater war meine reine Existenz eine Enttäuschung und die Quelle seiner Schande», schreibt Lisa Brennan-Jobs (40), die älteste Tochter des legendären Unternehmers, in ihrer neu erschienen Autobiografie «Small Fry».
«Ich war ein Flecken auf seiner blütenreinen Weste seines Aufstiegs. Unsere gemeinsame Story passte nicht in sein eigenes Bild von seiner Grossartigkeit und Tugendhaftigkeit.»
Jobs führte fünf Jahre lang eine On/Off-Beziehung mit Lisas Mutter Chrisann Brennan (63). Als diese 1978 schwanger wurde, verliess er sie und stritt die Vaterschaft konsequent ab. Zwei Jahre später zwangen ihn die Behörden von San Mateo County zum DNA-Test. Ein Gericht legte am 8. Dezember 1980 fest, dass Jobs 500 Dollar Alimente für seine Tochter zahlen muss. Vier Tage später ging Apple an die Börse und Jobs' Firma war mehr als 200 Millionen Dollar wert.
«Er hat kaum mit mir gesprochen»
Lisa erinnert sich, wie sie ihren Vater im Alter von drei Jahren zum ersten Mal getroffen hat: «Er fragte mich ‹Weisst du, wer ich bin? Ich bin dein Vater. Ich bin einer der wichtigsten Menschen, die du jemals kennen wirst.›» Als Lisa sieben Jahre alt war, holte sie Jobs einmal im Monat mit seinem schwarzen Porsche Cabrio ab, und die beiden gingen Rollschuh fahren. «Ich freute mich immer sehr auf ihn. Er war für mich diese mystische Figur, deren Nähe ich so sehr brauchte. Doch er hat kaum mit mir gesprochen. Und wenn ich seine Blicke gespürt habe und mich umdrehte, hat er schnell weggeschaut.»
Als sie als Teenager über ihren Vater las, dass dieser sich ständig neue Porsches kaufen würde, «wenn der alte auch nur eine Schramme hatte», wagte sie sich, am Ende einer Visite zu fragen: «Kann ich deinen Porsche haben, wenn du ihn nicht mehr willst?» Seine Reaktion traf die 40-Jährige tief ins Mark und hat bis heute seelische Narben hinterlassen. «Er drehte sich zu mir um und sagte mit eisiger Stimme: ‹Du bekommst nichts! Verstehst du? Nichts! Du bekommst nichts.›»
Benannte Computer nach Tochter Lisa
Die Distanz zwischen Vater und Tochter blieb. Jobs dementierte sogar jahrzehntelang, dass 1983 den ersten Personal Computer mit Maus und einem Betriebssystem mit grafischer Benutzeroberfläche nach Lisa benannt hatte. Das rutschte ihm erst raus, als ihn U2-Frontmann Bono (58) auf einem gemeinsamen Yachturlaub in Südfrankreich danach fragte. So erfuhr Lisa im Alter von 27 Jahren endlich die Wahrheit.
Und selbst das letzte Zusammentreffen drei Monate vor Jobs’ Tod 2011 endete mit einer fiesen Bemerkung. Lisa hatte sich kurz zuvor wegen der Hitze auf dem Klo Rosenwasser ins Gesicht gespritzt. «Als ich dann Tschüss zu ihm sagte, meinte er nur: ‹Lis, du stinkst wie eine Toilette›». (ds/brc)