Schweizer Models sind schockiert
Wolfgang Joop verharmlost sexuellen Missbrauch in der Modewelt

Mit seinen Aussagen zu den ehemaligen Missständen in der Modewelt sorgt Wolfgang Joop für einen Aufschrei im Netz. Jetzt hat sich der Designer entschuldigt.
Publiziert: 15.11.2021 um 12:01 Uhr
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Wolfgang Joop, hier im Januar 2017, hat mit Aussagen über die Modewelt für Aufsehen gesorgt.
Foto: Getty Images

Wolfgang Joop (76) trauert in einem neuen Interview mit dem «Spiegel» vergangenen Tagen nach. Laut des Designers sei Mode früher «ein böser Spass» gewesen. Das habe sich spätestens mit dem Tod von Karl Lagerfeld (1933–2019) geändert: «Ich habe bei Lagerfelds Tod geweint, weil diese Welt so wunderbar frivol und frigide war. Alles war käuflich.»

Dann kommen die Sätze, die derzeit im Netz für Wirbel sorgen: «Die Agenturen gaben die Schlüssel zu den Zimmern der Models, die nicht so viel Geld brachten, an reiche Männer. Und wenn sich ein Mädchen beschwerte, hiess es: Wir können auch auf dich verzichten.» Das sei zwar auch «fürchterlich» gewesen. Aber: «Wirklich schön ist die Modewelt nur, wenn es auch die Sünde gibt.»

Shitstorm in den sozialen Medien

Für viele hat Joop eine Grenze überschritten, indem er sexuellen Missbrauch in der Modewelt nicht nur verharmlost, sondern auch glorifiziert. Im Netz brach ein Shitstorm gegen Joop aus. «Wie nonchalant Wolfgang Joop hier über sexualisierte Gewalt hinwegsieht. Faszinierend fürchterlich», schreibt etwa ein User zum Interview-Ausschnitt auf Twitter. Ein anderer Twitter-User schreibt schockiert: «Wolfgang Joop heult buchstäblich der ‹guten alten Zeit› hinterher, als man Models noch wie fleischliche Ware verschachert und missbraucht hat. Widerlich!»

Auch in der Schweizer Modeszene hat die Aussage für Ärger gesorgt. «20 Minuten» gegenüber haben sich die Schweizer Models Tamy Glauser (36) und Nadine Strittmatter (37) dazu geäussert – und ausgeteilt. «Ich frage mich, was das innerlich für ein Mensch ist, der ohne den Missbrauch von jungen Mädchen die Schönheit der Modewelt nicht sehen kann», ärgert sich Glauser. «Was Joop hier gutheisst, ist eine Form von Menschenhandel. Das öffentlich zu verharmlosen, ist ein Skandal.» Strittmatter findet das Statement «unmenschlich»: «Joop scheint in einer Parallelwelt zu leben und weit entfernt von der Realität zu sein. Das sind offenbar Halluzinationen von alten Männern.»

Wolfgang Joop hat sich entschuldigt

Inzwischen hat sich Wolfgang Joop für seine Aussagen entschuldigt. Im Interview habe er «auf die Korruption und Frivolität der 70er- und 80er-Jahre in der Branche» hingewiesen, «deren Bestandteil bedauerlicherweise auch der respektlose und missbräuchliche Umgang mit Models war», erklärte Joop am Sonntagabend bei Instagram. Dafür wolle er sich bei allen entschuldigen, die er verärgert oder verletzt habe: «Meine Aussage bezüglich der Sünde in der Modewelt war im Kontext deplatziert.» Er lehne jegliche Form von Machtmissbrauch und Gewalt «damals wie auch heute zutiefst ab». (klm)

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