Schlagerstar Howard Carpendale über Politik, Donald Trump und Drogen
«Lieber Kaugummis und Joints als Alkohol»

Howard Carpendale gehört zu den grössten Namen im deutschsprachigen Schlagerbusiness. Mit Blick schaut er auf seine lange Karriere zurück und erklärt, wieso er keine Alben mehr herausgeben will.
Publiziert: 30.05.2024 um 00:10 Uhr
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Aktualisiert: 30.05.2024 um 06:53 Uhr
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Howard Carpendale hat mit «Let's Do It Again» sein letztes Album auf den Markt gebracht. Aufhören will er trotzdem nicht.
Foto: Keystone
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Michel ImhofTeamlead People

Er kam aus Südafrika und erarbeitete sich einen der grössten Namen des deutschen Schlagerbusiness. Letztes Jahr veröffentlichte Howard Carpendale (78) mit «Let's Do It Again» sein letztes Album, aktuell ist er auf grosser Tour, die ihn am 3. Juni auch ins Zürcher Hallenstadion bringt. Der blonden Sänger ist berühmt für seine Hits wie «Ti Amo» oder «Hello Again» – und dafür, dass er immer Kaugummi kaut. So steht auch eine Packung Airwaves mitten auf dem Tisch, als der Musiker Blick zum Interview empfängt. 

Blick: Die Bühne und Kaugummi sind Ihr grösstes Suchtmittel. Stimmt das?
Howard Carpendale: Wenn Sie Kaugummi ein Suchtmittel nennen möchten, dann ja.

Kauen Sie tatsächlich immer Kaugummi?
Ja. Ich mag die Frische in meinem Mund und will meine Stimme feucht halten. Bei TV-Auftritten verzichte ich mittlerweile darauf, bei Konzerten nicht.

Auf Alkohol können Sie besser verzichten.
Ja, den trinke ich meiner Frau zuliebe nicht mehr, da sie lange mit einer Sucht zu kämpfen hatte. Ich mag Alkohol sowieso nicht, war nur wenige Male so richtig betrunken. Ich bevorzuge lieber einen Joint.

Sie kiffen?
Ich laufe jetzt nicht herum und suche nach Gras. Aber wenn jemand einen Joint dabei hat, habe ich nichts gegen einen Zug. Ich finde das weitaus ungefährlicher als Alkohol. In einer dunklen Gasse begegne ich lieber einem Bekifften als einem Besoffenen. 

Apropos Begegnungen: Sie haben in ihrer 57-jährigen Karriere viele spannende Menschen getroffen. Welche ist ihnen am meisten geblieben?
Das war eine Begegnung, die ich nie hatte: Ich bin extra nach Zürich gefahren, um Muhammad Ali beim Boxen zu sehen. Er ist knapp an mir vorbeigegangen, und das ist mir bis heute in Erinnerung geblieben. Er ist eine Lichtgestalt und eine unglaublich charismatische Person. Aber auch meine Begegnung mit Nelson Mandela war sehr inspirierend. Das ist ein schöner Teil meiner Karriere, dass ich solche Persönlichkeiten kennenlernen durfte. Auch Donald Trump.

Donald Trump?
Ja, als ich in Florida wohnte, war er mein Nachbar, und es wurde viel über ihn geredet. Einmal habe ich ihn auch getroffen. 

Wie war das?
Es ist komisch und ungewöhnlich, einen Präsidenten kennenzulernen. Er war damals der mächtigste Mensch der Welt. Es wird in diesem Jahr höllisch spannend, wie das in Amerika weitergeht. Und nicht unbedingt schön.

Persönlich: Howard Carpendale

Howard Carpendale wurde 1946 in Durban (Südafrika) geboren und wanderte 1966 nach Europa aus. Mit Hits wie «Ti Amo» und «Hello Again» wurde er zu einem grossen Namen der deutschen Schlagerszene. 2003 machte er bekannt, an Multipler Sklerose zu leiden und sich vom Musikbusiness zurückzuziehen, 2007 kehrte er zurück. Später wurde bekannt, dass Carpendale auch an Depressionen litt. Der Musiker lebt mit seiner zweiten Ehefrau in München und hat zwei Söhne.

Howard Carpendale spricht offen über seine Erkrankung an Multipler Sklerose und seine Depression.
Keystone

Howard Carpendale wurde 1946 in Durban (Südafrika) geboren und wanderte 1966 nach Europa aus. Mit Hits wie «Ti Amo» und «Hello Again» wurde er zu einem grossen Namen der deutschen Schlagerszene. 2003 machte er bekannt, an Multipler Sklerose zu leiden und sich vom Musikbusiness zurückzuziehen, 2007 kehrte er zurück. Später wurde bekannt, dass Carpendale auch an Depressionen litt. Der Musiker lebt mit seiner zweiten Ehefrau in München und hat zwei Söhne.

Was sagen Sie voraus?
Es werden Dinge auf uns zukommen, die wir nicht erwartet haben. Und wie die Wahl ausgeht, ist eh scheissegal, weil es in jedem Fall Probleme geben wird. Wenn Biden gewinnt, wird Trump sagen, die Wahl sei gefälscht. Wenn Trump gewinnt, dann haben wir so oder so ein Problem. Ich bin sehr besorgt über die Welt.

Sie sind während der Apartheid in Südafrika aufgewachsen. Welche Verbindung haben Sie heute zu ihrer Heimat?
Ich mag es, wenn kleine Nationen grossen Ländern zeigen, wie es funktioniert – und Südafrika hätte so ein Vorbild sein können. Leider ist die Nation aber noch immer stark gespalten, und das tut mir sehr weh.

Was gibt Ihnen Mut?
Ich finde das schwierig und hatte schon immer eine gewisse Melancholie in mir. Gestern Abend habe ich von meinem Bett aus die Nachrichten geschaut. Ich sah nur Feuer, Feuer, Feuer, Feuer. Es passiert so viel Schreckliches auf der Welt, und ich tue mich schwer damit, zu sagen, dass ich rundum glücklich sei. Und ich bin auch nicht unbeteiligt, wir sind alle ein bisschen schuld. Ich fühle mich deswegen hilflos und tue meinen kleinen Teil, indem ich für Unterhaltung sorge.

Sie haben auch politische Botschaften in Liedern. So wie auf dem aktuellen Album beim Titel «Die weisse Taube».
Das mache ich immer wieder. Ich will die Botschaft über Emotionen vermitteln, nicht mit einem politischen Zeigefinger. Das nimmt man mir auch ab. Ich bin nicht ein Typ, der mit lauter Stimme energetisch eine faktenbasierte Rede halten kann oder will. Ich singe darüber, dass mir Kinder beispielsweise so unendlich leidtun. Das ist meine Art, mit diesen Themen umzugehen.

«Let's Do It Again» ist ihr letztes Album. Wieso?
Die Musikindustrie hat sich dermassen verändert, dass ich da nicht mehr mitmischen möchte. Einzelne Titel will ich weiterhin herausgeben, allerdings keine ganzen Alben. Ich denke, das halten Plattenfirmen für nicht mehr zeitgemäss. Auf der Bühne stehen möchte ich aber, solange es mir möglich ist.

Howard Carpendale tritt am 3. Juni 2024 im Hallenstadion Zürich auf. Tickets gibts bei Ticketcorner. Am 5. Juli 2024 erscheint zudem eine Neuauflage seines neuen Albums mit dem Titel «Let's Do It Again, Again!» 

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