Sängerin Paloma Faith kritisiert perfektes Elternbild von Influencern
«Mit diesem Mythos kommen sie an ihr Geld»

Die britische Sängerin Paloma Faith wird im Februar bei Art on Ice performen. Im Interview mit Blick spricht sie über ihr neues Album, ihre politischen Ansichten und die Herausforderungen als zweifache Mutter.
Publiziert: 05.01.2025 um 15:53 Uhr
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Aktualisiert: 05.01.2025 um 16:03 Uhr
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Paloma Faith wird 2025 Art on Ice musikalisch begleiten. In der Schweiz ist sie vor allem mit den Liedern «Stone Cold Sober», «New York» und «Only Love Can Hurt Like This» bekannt.
Foto: keystone-sda.ch

Auf einen Blick

  • Paloma Faith tritt 2025 bei Art on Ice auf
  • Sie kritisiert gesellschaftliche Erwartungen und glorifiziert Traurigkeit in ihrem Album
  • Faith hat zwei Kinder und geht wöchentlich zur Therapie
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Michel ImhofTeamlead People

Paloma Faith ist eine wandelbare Künstlerin: Sie ist Musikerin, zweifache Mutter und Bestsellerautorin. Und steht im Februar auf der Bühne von Art on Ice. Bereits im Oktober besuchte sie für die Proben die Powerplay-Studios in Maur, in der schon Grössen wie Lady Gaga (38), Prince (1958–2016) und Lenny Kravitz (60) Lieder einsangen. Blick traf die britische Sängerin und sprach mit ihr über ihre Offenheit, ihre Kinder und die Schweiz. 

Blick: Ihr aktuelles Album heisst «Glorification of Sadness», also «Glorifizierung der Traurigkeit». Wer glorifiziert die Traurigkeit: die Gesellschaft oder Sie? 

Paloma Faith: Der Titel entstand nach einem Treffen mit meiner Plattenfirma. Ich habe einem Manager den Titel «Divorce» vorgespielt, der traurig und sehr emotional für mich ist. Und er meinte: «Das ist ein toller Song, aber wie machen wir das unterhaltend?» Ich war so verärgert und schockiert, dass er ein Lied über ein Thema, das mich fast in einen Nervenzusammenbruch getrieben hat, zu Unterhaltung machen wollte. Also habe ich das Album so genannt, um meiner Plattenfirma den Mittelfinger zu zeigen.

Sie lassen sich Ihren Mund nicht verbieten. Das wird auch in Ihrem Buch «MILF: Motherhood, Identity, Love and F*ckery» klar.  

Offiziell heisst MILF ja «Mother I'd like to fuck» (Mutter, mit der ich gerne schlafen würde, Anm. d. Red.), und ich finde diesen Begriff degradierend, weil er impliziert, dass Frauen nur da sind, um sie ins Bett zu bekommen und Kinder zu kriegen. Also wollte ich als Feministin den Begriff nehmen und die Bedeutung verändern, wie beispielsweise Schwule oder Schwarze auch Fluchwörter, die eigentlich negativ konnotiert waren, für sich zum Positiven gewandelt haben.

Woher kommt Ihre politische Ader? 

Ich komme aus einem sehr linken Haushalt, und ich denke, es liegt mir im Blut, gesellschaftliche Erwartungen und Druck zu hinterfragen und für das Richtige einzustehen. Beim Konflikt zwischen Israel und Palästina haben viele Menschen in meiner Position Angst zu sagen, dass das, was abgeht, falsch ist. Für mich ist aber Moral mehr wert als Geld. Ich bin froh, sagen zu können, dass ich das, was abgeht, für falsch halte.

Sie haben in den sozialen Medien einen Beitrag geteilt, in dem Sie sagen, dass es keine Kriege gäbe, wenn alle Menschen in Therapie gehen würden. Wie meinen Sie das? 

Ich denke viel darüber nach, wie man das Chaos dieser Welt lösen könnte. Mit Krieg sicher nicht, Psychotherapie täte hingegen jedem gut. Dort lernt man viel über Verständnis, Empathie und intelligente, emotionale Intelligenz. Und auch, dass die Idee des Gewinnens lächerlich ist. Ich wollte in meinem Leben noch nie gegen jemanden gewinnen, ausser gegen mich selbst. 

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Gehen Sie selbst zur Therapie? 

Ja, das ist ein grosser Teil meines Lebens. Auch die meisten Leute, mit denen ich eng befreundet bin oder nah zusammenarbeite, gehen jede Woche. Ich empfinde es sogar als schwierig, mich mit Leuten zu verstehen, die nicht in Therapie gehen. Wenn ich mit jemandem zusammen bin, geht es maximal ein Jahr, bis diese Person auch zum Therapeuten geht.

Sie bezeichnen sich als Feministin. Und schreiben auch über den Druck, der auf den Frauen liegt. Darf man Frauen heutzutage fragen, wie sie mit Job und Familie alles unter einen Hut bringen? 

Ja. Es ist fast unmöglich, das unter einen Hut zu bringen. Ich weiss nicht, wie eine berufstätige Mutter das schafft, und ich weiss nicht, wie eine Mutter, die zu Hause bleibt, das schafft. Ich glaube, manchmal haben meine Kinder das Gefühl, dass sie zu wenig Zeit mit mir verbringen, aber in anderen Fällen sind sie sich der Abenteuer bewusst, die mein Job ihnen beschert. Als Mütter müssen wir aufhören, uns so schuldig zu fühlen. Und dafür sorgen, dass wir, wann immer wir können, Zeit mit unseren Kindern verbringen, selbst wenn das nur selten der Fall ist. Was auch immer passiert, sie werden sich beschweren, dass sie sowieso eine Therapie brauchen! (Lacht.)

Sie hatten einst eine Influencerin zur Rede gestellt, die das perfekte Mama-Bild abgab. Was haben Sie ihr gesagt? 

Ich habe ihr nichts Böses geschrieben. Aber ich habe ihr Profil angeschaut und fühlte mich schlecht. Also schrieb ich ihr: «Ich sehe deine Posts und habe das Gefühl, dass ich eine nicht so gute Mutter bin. Ist das, was du zeigst, real?» Sie verneinte. Mit diesem Mythos des perfekten Elternlebens komme sie aber an Geld. Darum bekomme ich wohl keine Firmen-Kooperationen für soziale Medien. Weil mir Wahrheit und Authentizität so wichtig sind. 

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Werden Sie Ihre Kinder mitnehmen, wenn Sie im Februar bei Art on Ice auftreten? 

Ich hoffe es! Ich würde gerne mit ihnen Ski fahren, das haben sie noch nie gemacht, obwohl ihr Vater sehr gut darin ist. Trotz unserer Trennung sind wir noch gut befreundet, also werde ich ihn wohl von der Idee überzeugen, ein paar Tage freizunehmen und mit in die Schweiz zu kommen und den Kindern das beizubringen. Immerhin wohnen seine Eltern auch nicht weit, sie sind in Grenoble.

Werden wir Sie bei Art on Ice auf dem Eis stehen? 

Das weiss ich noch gar nicht. Ich habe dem Leiter jedenfalls gesagt, dass ich zu mehr bereit bin als bei jedem anderen Act zuvor. Er meinte nur, das sei ja perfekt. 

Art on Ice ist vom 6. bis 9. Februar 2025 im Hallenstadion Zürich, am 11. und 12. Februar 2025 in der BCF Arena Fribourg und am 14. und 15. Februar 2025 im Eisstadion Davos zu sehen. Tickets gibts bei Ticketcorner.  

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