Auf einen Blick
- Rea Garvey findet Inspiration im Leben und kämpft für Hoffnung
- Das Album widmet er Menschen, die ihn unterstützt haben
- Rea Garvey arbeitete mit Stress zusammen
Rea Garvey (51) ist aus dem Musikbusiness kaum mehr wegzudenken. Mit seiner ehemaligen Band Reamonn und dem Song «Supergirl» gelang ihm der Durchbruch, seither ging seine Karriere nur noch bergauf. Mit «Halo» bringt der Ire heute, am 13. September, sein bereits sechstes Studioalbum auf den Markt. Mit Blick spricht er über Inspiration, Aberglaube, seine Wurzeln – und wieso er für einen, nicht ganz ernst gemeinten Moment überlegte, die Zusammenarbeit mit Rapper Stress (47) zu beenden
Rea Garvey, woher haben Sie die Inspiration für das Album genommen?
Rea Garvey: Ich nehme die Inspiration von überall her. Man geht manchmal blind in eine Songwriting Session und hat vielleicht eine Idee davon, über was man schreiben möchte. Aber wenn man dann an einem Abend 60, 70, 80 Songs schreibt, ist es schwer, mit nur einem Gedanken durch alle Sessions zu gehen. Man ist offen und irgendwann entsteht ein Lied, bei dem man weiss, dass es das ist. Und diesem Lied folgen wir dann alle. Das war bei «Halo» beispielsweise so. Ich war zuerst hin- und hergerissen, welches Lied die Platte tragen soll, habe dann zwei Wochen vor Veröffentlichung die Playlist noch einmal komplett geändert. Ich wollte einen roten Faden im Album haben, eine Platte, die ein Hoffnungsträger ist und zeigt, dass man genug ist und man nicht alleine ist. Das Leben inspiriert mich.
Für mich ist das Leben das absolut Schönste, was es gibt, auch wenn es nicht immer leicht ist. Dann muss man eben kämpfen. Und im Moment ist alles so schwer, die Themen sind schwer, die Menschen sind belastet. Als mir das kürzlich in den Sinn kam, musste ich lachen, denn ich weiss, dass vor den guten Zeiten immer schwere Zeiten kommen. In denen sind wir jetzt und das heisst, dass bald die guten Zeiten kommen. Als mir das bewusst wurde, habe ich mich total gefreut. Ich glaube, dass diese Mentalität mir bei allen Liedern des Albums geholfen hat. Rückblickend habe ich den ganzen Prozess zu diesem Album geliebt, auch wenn es mich an meine Grenzen gebracht hat. Ich wollte, dass es toll wird. Und wenn Leute gesagt haben, es sei gut, habe ich gesagt, wenn es gut ist, dann ist es nicht toll. Und wenn es nicht toll ist, ist es nicht gut genug. Diese Einstellung kommt vielleicht nicht immer gut an, aber viele waren mit «okay» zufrieden, aber das bin ich nicht. Nur, wenn ich das Album als grossartig ansehe, wird es auch als etwas Grossartiges geschätzt.
Die Lieder wirken sehr persönlich. Wem widmen Sie das Album?
Verschiedenen Leuten aus meinem persönlichen Umfeld. Ich glaube, innerhalb meiner Familie haben wir alle ein gewisses Wachstum durchgemacht. Wir kamen aus der Pandemie und es war einfach nicht leichter. Vor allem als Musiker. Durch dieses Album habe ich es, glaube ich, spüren lassen, dass wir alle durch diese Erfahrung gewachsen sind. Ich widme das Album all den Menschen, die mich unterstützt haben, ohne die ich es nicht geschafft hätte. Die Menschen, die dich tragen, wenn du denkst, dass du fällst. Auf die ich mich immer verlassen kann. Nicht jedes Lied auf der Platte ist so tiefsinnig. Ein Lied wurde zum Beispiel von meinem Schwiegervater geprägt. Ich erinnere mich an eine Überraschungsparty, die ich für meine Frau geschmissen habe. Mein Schwiegervater und ich haben angefangen, etwas zu trinken, und waren irgendwann in richtig guter Stimmung. Meine Frau meinte dann, dass es wohl Zeit sei, zu gehen. Woraufhin er nur meinte: «Nein, ich gehe nicht!» Daraus wurde dann der Song «I don’t wanna go» – ein rockiger Song, denn mein Schwiegervater ist für mich ein absoluter Rockstar!
Die Iren haben den Ruf, sehr abergläubisch zu sein. Wie stehen Sie dazu?
Ich glaube nicht, dass die Iren so abergläubisch sind. Wir sind sehr gläubig, aber abergläubisch und gläubig geht ja nicht unbedingt Hand in Hand. Musiker und Künstler hingegen sind wahnsinnig abergläubisch. Ich habe auch gewisse Rituale, die ich vor einem Auftritt unbedingt machen muss und wenn mir auf der Bühne einfällt, dass ich eine Sache nicht gemacht habe, denke ich auch «Oh, oh».
Machen Sie sich also Sorgen, dass Ihr neues Album am Freitag, dem 13. erscheint?
Nein, ich feiere das! In Irland sagen wir: «13th is lucky for some». Das heisst, dass es für die einen das ein absolutes No-Go wäre, das Album am 13. zu veröffentlichen, für andere wäre es ein totaler Glücksfall. Ich liebe aber halt auch Zahlen. 13, 14, 7, 11 – das sind meine Zahlen. Und ich kann nicht einmal sagen, wieso. Aber wenn ich zum Beispiel eine Entscheidung treffen muss und dann auf die Uhr schaue und es ist 11:11 Uhr, dann denke ich: «Ja, mach!» Das ist vielleicht blöd, aber wir treffen am Tag so viele Entscheidungen und wieso soll deine Entscheidung dann nicht auf so etwas basieren? Das hat dich in dem Moment eben beeinflusst und bei mir ist es dann schon ganz, ganz oft die richtige Entscheidung gewesen, wenn ich nach sowas gegangen bin. Wenn man mich kennt, weiss man, wie wichtig mir diese Zahlen sind und findet die auch in meinem Artwork wieder. Freitag, der 13. ist einfach mein Tag!
Rea Garvey wurde am 3. Mai 1973 im irischen Örtchen Tralee geboren. 1998 schaffte er mit seiner Band Reamonn und dem Song «Supergirl» den Durchbruch. Nachdem sich die Band 2010 auflöste, startete Garvey als Solo-Künstler durch und sass unter anderem bei «The Voice of Germany» in der Jury. Rea Garvey studierte Marketing. Seit 2002 ist der Ire mit seiner Ehefrau Josephine verheiratet. Das Paar hat zwei gemeinsame Kinder. Während seiner bisherigen Karriere gewann Rea Garvey unter anderem zwei Echos und einen Bambi.
Rea Garvey wurde am 3. Mai 1973 im irischen Örtchen Tralee geboren. 1998 schaffte er mit seiner Band Reamonn und dem Song «Supergirl» den Durchbruch. Nachdem sich die Band 2010 auflöste, startete Garvey als Solo-Künstler durch und sass unter anderem bei «The Voice of Germany» in der Jury. Rea Garvey studierte Marketing. Seit 2002 ist der Ire mit seiner Ehefrau Josephine verheiratet. Das Paar hat zwei gemeinsame Kinder. Während seiner bisherigen Karriere gewann Rea Garvey unter anderem zwei Echos und einen Bambi.
Bei einigen Liedern hört man einen starken irischen Einfluss heraus. War das gewollt?
Es ist auf jeden Fall so, dass das Thema Mental Health einen Einfluss auf die beiden Songs hatte. Aber es geht eher um schwierige Zeiten, die man im Leben durchmacht. Eher die «Challenge of life». «Halo» geht um meine Tochter, um verschiedene Phasen, die sie in ihrem Leben durchgemacht hat und noch durchmachen wird. Und dass es nichts gibt, was man nicht überstehen kann. Und «New Day Tomorrow» zeigt einfach schön, dass man nach einem schlechten Tag einfach am nächsten Morgen aufsteht und es ein neuer Start ist. Man darf die ganze Last von gestern nicht mittragen. Wie soll man das schaffen? Wenn ich all die Dummheiten, die ich gemacht habe, jeden Tag mit mir mittragen würde, würde ich nicht einmal die ersten paar Kilometer schaffen. Morgen ist also ein neuer Tag. Ein Neustart für uns alle. Und wenn du dich manchmal für das, was gestern war, entschuldigen musst, dann mach das und schliesse damit ab. Wir müssen einfach ein bisschen liebevoller mit uns sein und nicht immer so streng. Ich glaube, dadurch dass ich viele Fehler gemacht habe, bin ich ein bisschen entspannter.
Den Song «Yeah, Yeah, Yeah» haben Sie mit dem Schweizer Rapper Stress aufgenommen. Wie war die Zusammenarbeit mit ihm?
Unglaublich! Ich liebe Stress, er ist so ein cooler Typ. Er hat eine eigene Meinung, die er vertritt. Es hat bei uns sofort geklickt. Wir verstehen uns wirklich gut. Als meine Frau seinen Gesang das erste Mal gehört hat, meinte sie «Das ist sehr sexy». Da dachte ich mir dann «Dann nehmen wir den Song vielleicht nicht!» (lacht) Stress hat so eine coole Stimme – und dann noch auf Französisch! Das ist die Sprache der Liebe! Er hat eben etwas, das ich nicht habe. Und eine solche Fusion finde ich immer toll, wenn Dinge zusammenkommen und etwas Neues entsteht. Ich hoffe – und bin mir sicher – dass es nicht das letzte Mal war, dass wir zusammengearbeitet haben.
Die Schweiz, aber auch Irland, sind bekannt für ihre schönen Landschaften. Welche gefällt Ihnen besser?
Das kann ich gar nicht sagen. Irland hat halt das Meer, die Schweiz hat die Berge. Aber auf dem Meer ist es schwierig, Ski zu fahren. Ich liebe die Schweiz, verbringe hier auch privat sehr viel Zeit. Ich habe schon oft gesagt, irgendwann bleibe ich hier. Aber jetzt ist noch nicht der Zeitpunkt dafür gekommen.
Sie sind Ire, wohnen aber schon lange in Deutschland. In welchen Momenten merken Sie, dass Sie immer noch Ire sind, und wann kommt der Deutsche in Ihnen durch?
Ich hoffe, ich nehme von beidem die positiven Dinge mit. Ich bin aber letztlich so, wie ich bin. Egal, wo ich wohnen würde. Ich bin Ire und habe, glaube ich, mehr irischen Dreck im Blut als alles andere. Aber ich fühle mich in Deutschland sehr wohl. Und wenn ich versuchen würde, nach Irland zurückzukehren, glaube ich nicht, dass das funktionieren würde. Wir als Familie fühlten uns schon immer sehr international. Auch die Namen, die unsere Eltern uns gaben, sind eigentlich keine typisch irischen Namen – obwohl wir in der irischen Geschichte sehr verwurzelt sind. Aber wir sind letztlich nur die Nachfolger.