Grosses Zittern gestern Abend im Zürcher Hallenstadion: Nach den mittelmässigen Konzerten von Nicki Minaj (36) in Deutschland (ewige Pausen, viel Playback) und dem Konzertabbruch im französischen Bordeaux (offiziell wegen technischer Probleme, nachdem das ganze Publikum schon in der Halle war), war man sich auch in der Schweiz nicht sicher, was die erfolgreichste Rapperin aller Zeiten hier bieten würde.
Sie liess die Fans warten
Tritt sie überhaupt auf die Bühne? Was wird Minaj – die auch schon mit Diva-Gehabe und ihrem Streit mit der aufstrebenden Rapperin Cardi B (26) für Schlagzeilen sorgte – denken, wenn sie das halbleere Hallenstadion (6'000 Besucher) sieht? Zeit zum Überlegen hatte man jedenfalls genug: Nach der Vorgruppe, der Walliser Rapperin KT Gorique (28) und Minaj' Tourpartner Juice Wrld (20), stand die Rapperin schliesslich um 21:50, rund 30 Minuten später als ursprünglich geplant und 140 Minuten nach dem auf dem Ticket aufgedruckten Konzertstart, auf der Bühne.
Nachdem sich die Rapperin auf einem riesigen Einhorn auf die Bühne fahren liess, stimmte sie zu einem Konzert im Eilzugtempo an. Ihre grössten Hits fanden auf der Setliste genauso Platz wie neue Lieder. Viele der fast vierzig Songs wurden nur kurz angestimmt, um dann gleich zum nächsten überzugehen.
Die Bühne präsentierte sich überraschend leer, nur wenige Elemente wurden während der bunten Show vor den riesigen LED-Screen geschoben: Ein paar Stühle zum Tanzen, ein übergrosses Bett, eine Chaise und eine Art Duschkabine, in die Minaj einen 14-jährigen Fan aus Schänis SG sperrte, um danach vor diesem zu twerken. «Ich liebe dich so sehr», meinte er nervös, als die Rapperin ihn fragte, woher er sei.
Gesang oft Playback, Rap live
Tiefgründige Worte hatte sie fürs Schweizer Publikum nicht übrig, es mussten ja so viele Lieder wie möglich abgespult werden. «Ist Zürich im Haus?» fragte sie immer wieder, schulpflichtige Mädchen rief sie dazu auf, die Ausbildung nicht abzubrechen und den Abschluss zu machen. Später fragte sie, wo die Typen mit grossen Penissen seien.
Der Stimmung schadeten die wenigen Zuwortmeldungen der Musikerin aus Trinidad und Tobago nicht, im Gegenteil: Spätestens beim Hit «Anaconda» jubelte das Publikum, das zum Grossteil aus jugendlichen Mädchen bestand, der Sängerin und ihrem Hintern, der ihr Markenzeichen ist, zu. «Oh my god, look at her butt» auch in Zürich. Auffällig: Minaj machte aus ihrem Playback kein Geheimnis und legte des öfteren das Mikrofon weg, während ihr Gesang weiterlief. Ihre Rap-Künste präsentierte sie aber live.
Nach drei Kostümwechseln und rund 80 Minuten – eine angemessene Zeit für ein Konzert – war das Spektakel vorbei. Die Rapperin zeigte sich gut gelaunt und liess sich von den leeren Rängen – die grösstenteils abgedeckt waren – nicht beeindrucken. Auf dem bunten Einhorn liess sich Minaj, bei Konfettiregen, aus der Halle tragen. Die Rap-Fasnacht war vorbei.
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