Porno-Legende (53) besucht die Extasia in Zürich
Rocco Siffredi sucht den Höhepunkt

Er hat in über 1000 Sexfilmen mitgespielt und führt eine eigene Pornoakademie: Rocco Siffredi, «der italienische Hengst». Extra für die Erotikmesse Extasia kam er nach Zürich. Wir haben ihn begleitet.
Publiziert: 29.04.2018 um 11:12 Uhr
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Aktualisiert: 13.09.2018 um 01:45 Uhr
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Der Altstar und die Neue im Business: Milo Moiré (35) und Rocco Siffredi (53)
Foto: Anja Wurm
Christiane Binder

Ein schlanker 53-Jähriger, der auf sein Handy starrt – Rocco Siffredi, als er vom Holiday Inn zur Messehalle eilt, wirkt wie irgendein Mann in der S-Bahn. Den legendären «italienischen Hengst» hätte man sich spektakulärer vorgestellt.

Am Freitagabend beehrt der Pornostar drei Stunden lang die Sex-Messe Extasia. Das darf man sich vorstellen wie den Besuch eines Nationalrats bei der Olma. Honneurs machen, hier auf eine Männerschulter klopfen, da eine Besucherin an sich drücken. Nur muss Siffredi für PR-Pressefotos keine Säuli herzen. Er leckt Plastik-Penisse. Seine Entourage besteht aus Veranstalter Arnold Meyer.

Auf der Extasia präsentiert sich der Zubehörhandel der Sexindustrie. In Folie verschweisste «Vibro-Cockrings» samt «kostenlosen Ersatzbatterien». Hüfthalter in Grösse 46, Nervenräder im Zweierpack. Die nadelbesetzten Werkzeuge sehen aus wie Teigschneider und sind seit «Fifty Shades of Grey» in der Bondage-Szene ein Hit.

Rocco inspiziert konzentriert mal ein Paar feuerrote Damenstiefel, mal einen Gummimantel. Taucht aber eine Kamera auf oder eine Frau, die um ein Selfie bittet, wird er zu einer anderen Person: Er knipst etwas undefinierbar Gewinnendes an. Nettigkeit? Ein Flirt? Jedenfalls nicht unsympathisch.

Es kamen auch schon mehr

45 Franken kostet der Eintritt. Ein Drittel der Besucher sind Frauen, etwa zehn Prozent Paare. Leute zwischen 25 und 40, wie man sie auch auf Strassenfesten in der Agglo sieht. Jeans, Sneakers, Hoodies, T-Shirts. Keine Betrunkenen. Ein paar Exotinnen haben sich pornomässig aufgedonnert, in der Hand ein Cüpli im Plastikkelch. Veranstalter Arnold erwartet bis zum heutigen Messeende 7000 Besucher. Es waren auch schon mal 10'000.

Das unterbeschäftigte Verkaufspersonal löffelt Mitgebrachtes aus der Tupperdose. Die Kundschaft kauft wohl lieber online. Sie kommt, um die Shows zu gucken. «Jack und Shana» zum Beispiel zeigen Bondage, was eher nach Seiltrick im Zirkus aussieht. Das Paar behält die Kleider an. Zwei muskulöse Kerle strippen bis auf die gestreifte Unterhose, junge Frauen mit Pagenfrisur pfeifen.

Vom Moderator angekündigt als «ganz, ganz berühmte Persönlichkeit», besteigt Siffredi die Bühne. «All Swiss girls are beautiful», ruft er ins Mikro. Beifall. «Ihr dürft die Girls nie böse behandeln.» Beifall.

Ja, sie darf «ihn» anfassen

Falls ein Girl möchte, oh yes, «you may touch my dick», sie darf seinen «besten Freund» anfassen. Der ist, wie man in seinen Pornos sieht, bemerkenswert. Aber, ehrlich gesagt, man würde sich das nie trauen. Dazu wirkt Siffredi, ein verheirateter Mann mit zwei Kindern, ein Geschäftsmann in Sachen Porno, dann doch zu respektabel. 

Siffredi lässt sich geduldig fotgrafieren, erklärt ungefragt, was er vom heutigen Porno-Business hält: nichts. Zu mechanisch, besonders die Männer seien schrecklich, «ohne Gefühle». Deshalb habe er eine Porno-Akademie gegründet, er möchte gute «guys» heranziehen, die das nötige «Talent, die Leidenschaft, die Demut und die Ironie für den Job aufbringen». Er wirkt sehr engagiert.

Es folgt die «Nacktselfie-Performance» der Sex-Performerin Milo Moiré (35). Nackt bis auf rote Overknees posiert sie huldvoll mit Freiwilligen, die mit «ihr machen dürfen, was sie wollen». Die Männer simulieren Sex von hinten. Die Frauen, gut ein Drittel, lecken Milos Brustwarzen und schwenken den eigenen Hintern dazu. 

Um 22 Uhr stehen etwa 60 junge Männer und Frauen Schlange für Siffredis Autogrammstunde, die heutzutage eine Selfiestunde ist. Rocco behandelt jeden Kerl, als sei er sein Kumpel, jede Besucherin, als sei sie seine Königin. Dann geht er. Einfach so, über die Strasse ins Hotel. Ein Mann, der in sein Handy blickt. 

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