Politisch korrekte Gegenwart
Jetzt darf offenbar auch Otto nicht mehr über Frauen und Chinesen witzeln

Mit den Witzen des Ostfriesen Otto Waalkes sind Generationen gross geworden. Vor dem Blödler wird jetzt gewarnt. Deutschlands öffentlich-rechtlicher Sender WDR versieht alte Otto-Sendungen mit einer Warnung.
Publiziert: 18.08.2023 um 00:13 Uhr
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Aktualisiert: 19.08.2023 um 15:14 Uhr
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Der deutsche Urkomiker Otto Waalkes bei einem Blick-Interview 2018.
Foto: Daniel Kellenberger

Die Zeiten ändern sich. Menschen müssen heute offenbar zweimal denken, bevor sie über Witze lachen, die mal gänzlich unpolitisch und wohl einfach lustig waren. Der deutsche Sender WDR hat mehrere Ausgaben der «Otto-Show» des Kultkomikers Otto Waalkes (75) in seiner Mediathek zur Verfügung gestellt. Bevor sich die Zuschauer an den Witzen des Ostfriesen aus den Jahren 1973 und 1974 erfreuen dürfen, gibt es vom staatlichen Sender einen «Warnhinweis». Auch vor der Sendung von Kabarettist Harald Schmidt (66) warnt der TV-Sender.

Dabei zeigt sich der WDR noch generös. Mit Selbstlob wirbt man damit, dass die Shows «ungekürzt und friesisch-derb» gezeigt werden. Dann der Wermutstropfen: Zuschauer werden gewarnt, dass das «folgende Programm, als Bestandteil der Fernsehgeschichte, in seiner ursprünglichen Form gezeigt wird. Es enthält Passagen mit diskriminierender Sprache und Haltung» – «Passagen, die heute als diskriminierend betrachtet werden».

Bedrohlicher Humor

Es bleibt dann den Betrachtern überlassen, wo die Toleranzgrenze verläuft. Vielleicht ist die Pille für die katholische Frau heute nicht mehr koscher, die 3,5 Tonnen wiege. «Die können Sie vor ihre Schlafzimmertür schieben», scherzte Otto.

Möglich auch, orakelt die «Bild», dass sich der WDR über Ottos «altes chinesisches Liebeslied» ereifert. Damals witzelte er: «Das Stück heisst Ping-Pong. Die Frau verkörpert das kosmische Prinzip des Ping, während ihr der Mann dabei an den Pong fasst.»

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Warnung auch vor Harald Schmidt

Doch nicht nur vor Ottos Humor warnt WDR. In der Mediathek erscheint auch vor den Sendungen von Harald Schmidt (66) ein Warnhinweis. Der Kabarettist moderierte in den 90er-Jahren gemeinsam mit Kollege Herbert Feuerstein (1937-2020) die WDR-Show «Schmidteinander», deren Humor nun offenbar nicht mehr ganz zeitgemäss erscheint.

Gegenüber «Bild» reagiert Schmidt auf die Warnhinweise seiner Sendung mit Humor. «Weltklasse! Ein echter Schmidteinander-Gag. Nur schade, dass der selige Feuerstein das nicht mehr erlebt hat.»

Otto reagiert

Waalkes sagte «Bild»: «Das ist nun ein halbes Jahrhundert her. Die Moralvorstellungen haben sich seit 1970 gewandelt, jede Zeit hat ihre eigenen Tabus. Komik hat ja immer etwas Anstössiges, weil sie alltägliche Regeln verletzt. Ich war damals Student und habe Scherze gemacht, von denen sich vor allem Autoritäten verletzt fühlten.»

«Vor Komik kann also gar nicht genug gewarnt werden», so Waalkes. «Als ob es keine anderen Probleme gäbe als alte Otto-Scherze.»

Am 22. Juli feierte Waalkes seinen 75. Geburtstag. Dass der Ostfriese, einer der erfolgreichsten Komiker Deutschlands, keinesfalls zum alten Eisen gehört, bewies er mit dem diesjährigen Hit «Friesenjung». Mit einem Remix zweier junger Rapper und Tiktok schaffte es Otto das erste Mal überhaupt auf Platz 1 der deutschen Singlecharts. (kes/emu)

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