Neues Werbegesetz in Norwegen
Influencer müssen bearbeitete Bilder kennzeichnen

In den sozialen Netzwerken wimmelt es nur so von vermeintlich perfekten Bildern. Das norwegische Parlament will diese nicht verbieten – verlangt aber, dass Fake-Fotos gekennzeichnet werden.
Publiziert: 19.06.2021 um 14:57 Uhr
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Ab Sommer 2022 müssen Agenturen und Influencer in Norwegen ihre Bilder kennzeichnen – wenn sie digital bearbeitet wurden. Die norwegische Influencerin Janka Polliani begrüsst diese Entscheidung.
Foto: Instagram

Dichte glänzende Haarmähnen, symmetrische Gesichtszüge, volle Lippen, ebenmässiger Teint – scrollt man sich durch Werbefotos und Influencer-Profile, könnte man meinen, die Welt sei voll von Menschen, die niemals altern und kein Gramm zu viel Fett am Körper haben.

Doch auch wenn es nicht auf den ersten Blick erkenntlich ist: Es wird retuschiert und getrickst, was das Zeug hält. Schon mit einfachen Filtern und Apps können Fotos schlanker, jünger und frischer gezaubert werden.

Kinder und Jugendliche leiden unter «Körperdruck»

Das wissen auch die Social-Media-Nutzer. Trotzdem leiden immer mehr Kinder und Jugendliche unter einer verzerrten Wahrnehmung des Körperbildes. In Norwegen wird das mit dem Wort «kroppspress» beschrieben, was übersetzt so viel heisst wie «Körperdruck». Die Umfrage einer Kinderschutzorganisation ergab, dass 43 Prozent der Befragten unter Stress stehen, wenn es um ihr Aussehen geht.

Genau dagegen will Norwegen vorgehen. Ab Sommer 2022 müssen retuschierte Fotos in der Werbung auch so gekennzeichnet werden. Diese Regelung betrifft Agenturen und auch Influencer. Immer, wenn digital etwas an der Haut, dem Körper oder der Grösse der Person auf dem Bild verändert wurde, muss dies ersichtlich gemacht werden. Also kein Anpassen der Gesichtszüge oder ein flacherer Bauch mehr ohne Kennzeichnung. Dieses neue Werbegesetz wurde am 2. Juni vom Parlament verabschiedet.

Norwegens Influencer begrüssen neues Gesetz

Der Verbraucherschutz soll dafür sorgen, dass die Regelung eingehalten wird. Ist das nicht der Fall, droht ein Bussgeld. Laut der norwegischen Zeitung «Verdens Gang» finden die norwegischen Influencer das neue Gesetz gut. Auch aus der Schweiz gibt es positive Stimmen. Ziad El Semari (36), Leiter der Zürcher Influencer-Marketing-Agentur Brandertainment, findet den Entscheid absolut wünschenswert. Er sagt: «Influencer stehen in einer grossen Verantwortung. Viele werden aber dem auch gerecht, denn der Markt weist immer mehr Sinnfluencer auf, welche sich durch ihren Aktivismus für politische Themen oder auch gegen Bodyshaming einsetzen.»

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Der norwegische Familienminister Kjell Ingolf Ropstad sagt ausserdem zu «Bild»: «Wir wollen, dass sich Kinder und Jugendliche in Zukunft so akzeptieren, wie sie sind.» (paf)

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