Harte Kost für Netflix-Zuschauer: Seit gestern (27. März 2020) ist dort die Dokumentation «Jeffrey Epstein: Filthy Rich» (deutsch: stinkreich) zu sehen. Darin wird der Skandal um Jeffrey Epstein (1953-2019) in vier Stunden beleuchtet. «Diese Serie enthält Darstellungen von sexuellem Missbrauch, unter anderem an Minderjährigen, die verstörend sein können», warnt der Streamingdienst in den ersten Sekunden der Serie. Zeitzeugen und mutmassliche Opfer kommen zu Wort und erzählen, wie sich der millionenschwere Unternehmer ein Schneeballsystem für minderjährige Mädchen aufgebaut hatte.
Teil davon sei auch Shawna Rivera (heute 32) gewesen. Sie wuchs mit einer drogensüchtigen Mutter und einem gewalttätigen Vater in West Palm Beach (Florida) auf, lebte in Heimen und ärmlichen Verhältnissen. Durch eine Freundin lernte sie im Alter von 14 Jahren, im Jahr 2002, Jeffrey Epstein kennen.
Sie mussten ihn nackt massieren
Ihre Freundin habe gesagt «Ich gehe zu diesem Kerl, aber ich kann das alleine nicht. Du musst mit», erzählt sie. Ohne zu wissen, was passiert, schloss sie sich ihr an. Gemeinsam fuhren sie ins Viertel der Wohlhabenden in Palm Beach. Shawna: «Das ist eine ganz andere Welt für mich.»
Im Haus traf sie dann auf den Mann, den ihre Freundin meinte: Jeffrey Epstein. Er sei unfreundlich gewesen und habe schon auf seine Massage gewartet, erinnert sich Shawna. «Meine Freundin sagte zu mir: Wir massieren ihn nur, aber müssen uns beide ganz ausziehen. Komplett. Da stehen wir, ich und meine 14 Jahre alte Freundin, total nackt und ich massiere diesen alten Mann.»
Sie machte sich ein Jahr älter – trotzdem war sie minderjährig
Als ob diese Situation nicht schon erniedrigend genug für das junge Mädchen gewesen wäre, liess sie ihre Freundin, ihre Verbündete, alleine. «Dann fragte mich der Typ nach meinem Alter. Ich weiss noch, dass ich sagte, dass ich 15 bin. Dabei war ich in Wahrheit 14. Er fand es nicht schlimm.»
«Dann drehte er sich um und wollte, dass ich mit der Lotion die Brust einreibe. Er sagte, ich solle seine Brustwarzen so fest wie möglich drücken. Ich erinnere mich, wie ich da stand und dachte: ‹Was ist hier los?› Ich war 14. Und Jungfrau», erzählt sie weiter.
Sie habe wie auf Autopilot gehandelt
Dies sei der Anfang einer rund drei bis vierjährigen Odyssee gewesen. Ihre Handlungen beschreibt Shawna heute «wie auf Autopilot. Ich konnte nicht sagen, dass das nicht normal ist. Und nicht richtig ist», meint sie. Epstein habe ihr bereits nach dem ersten Vorfall viel Geld gegeben und sie mit noch grösseren Beträgen immer wieder in sein Zuhause gelockt.
Neben Shawna Rivera gibt es dutzende andere Frauen, die von ähnlichen Vorfällen mit Epstein berichten. Dem Unternehmer wird vorgeworfen, einen ganzen Pädophilen-Ring aufgebaut zu haben. Auch der britische Prinz Andrew (60) soll in den Fall mit involviert sein. Ihm wird unter anderem ein Verhältnis zur damals 17-jährigen Virigina Roberts Giuffre (heute 36) vorgeworfen. Jeffrey Epstein nahm sich 2019 in seiner Gefängniszelle in New York das leben. (imh)