Nacktfotos und Werbung zu Feuer in Kalifornien
Influencer machen Kasse mit Brandkatastrophe

Sie schlagen aus dem furchtbaren Brand eiskalt Profit: Instagram-Blogger nutzen das Feuer in Kalifornien und die Zerstörung, die es hinterliess, um Kasse zu machen.
Publiziert: 23.11.2018 um 11:12 Uhr
|
Aktualisiert: 23.11.2018 um 12:59 Uhr
1/13
Jeremy Kost teilte das Foto eines hüllenlosen Mannes am Strand von Malibu. «#AktuelleLaune, wenn ich die surreale Zerstörung in Malibu durch das Feuer sehe … Es spielte immer eine zentrale Rolle in meiner Arbeit. Ich bin so traurig für alle, die betroffen sind», schrieb er dazu.
Foto: Twitter

83 Menschen verloren bei den verheerenden Waldbränden im US-Bundesstaat Kalifornien ihr Leben, knapp 1000 Leute werden noch immer vermisst, Tausende stehen vor dem Nichts: Durch das Feuer brannten allein in der zerstörten Kleinstadt Paradise rund 9700 Wohnhäuser nieder. Während sich unzählige Stars wie Lady Gaga (32) nun bei Instagram für Spenden starkmachen, welche Betroffenen oder der Feuerwehr zugute kommen, schlagen andere eiskalt Profit aus der Brandkatastrophe.

Wie «Buzzfeed News» berichtet, nutzen zahlreiche Instagram-Blogger das Desaster, um für Produkte oder sich selbst zu werben. Das Thema sorgt zurzeit für Aufmerksamkeit – diese bringt Klicks und Klicks bedeuten Geld. Einer dieser Influencer ist Künstler Jeremy Kost: Der Fotograf, der vor allem nackte Männer ablichtet, teilte das Foto eines hüllenlosen Mannes am Strand von Malibu, der in Gedanken verloren zu Boden schaut. «#Laune, wenn ich die surreale Zerstörung in Malibu durch das Feuer sehe … Es spielte immer eine zentrale Rolle in meiner Arbeit. Ich bin so traurig für alle, die betroffen sind», schrieb er dazu. 

«Ich suchte keine Aufmerksamkeit»

Nachdem Kost das Bild postete, beschwerte sich ein Follower bei ihm. Daraufhin entfernte der Influencer den Geotag und die Bildbeschreibung. Er wollte keinen Schaden anrichten, sagt er zu «Buzzfeed News»: «Ich suchte keine Aufmerksamkeit oder Bestätigung. Ich habe nur meine Arbeit an einem Ort geteilt, zu dem ich eine starke Verbindung habe.»

Userin Raline Shah teilte ein Foto, das sie fröhlich hüpfend zeigte und offensichtlich ein bezahlter Post für eine Kleidermarke war. Im Bildtext schrieb sie nach der Beschreibung ihres Outfits: «Traurig, von den Bränden in Malibu zu hören, und bete für die Sicherheit und Stärke der Feuerwehr.» Ihre Pose wollte nicht ganz zu ihren Worten passen. 

«Das ist ekelhafte Eigenwerbung auf dem Rücken einer Tragödie»

Autorin Kimberly Williams-Paisley zeigte sich in ihrem Post beim Meditieren und «gedachte» sanft lächelnd den Opfern des Feuers. «Leute sind gestorben. Ich hoffe, du meinst diesen Post nicht ernst», so ein User. «Das ist ekelhafte Eigenwerbung auf dem Rücken einer Tragödie und hat absolut nichts mit dem Feuer zu tun», schreibt ein weiterer. 

Unzählige weitere Influencer oder Geschäfte nutzten Hashtags, den Standort oder Stichworte, die mit dem Feuer in Verbindung stehen, für persönliche Beiträge oder Werbeinhalte. US-Forscherin Joan Donovan vom Data & Society Institute in New York nennt dieses Phänomen «Keyword Squatting»: Man nutzt Stichworte, die mit aktuellen Nachrichten, einem Politiker oder Stars zusammenhängen, zur persönlichen Bereicherung. Die Idee dahinter sei laut Donovan, die eigene Popularität auf dem Rücken eines aktuellen Ereignisses zu fördern – so sei Keyword Squatting eine Form von freier Werbung. «Wenn man ein Produkt neben sich selbst verkauft, kann sich das in Geld auszahlen», sagt sie. 

Externe Inhalte
Möchtest du diesen ergänzenden Inhalt (Tweet, Instagram etc.) sehen? Falls du damit einverstanden bist, dass Cookies gesetzt und dadurch Daten an externe Anbieter übermittelt werden, kannst du alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen lassen.

Auch der Comedy-Video-Webseite «Funny or Die» fielen die zahlreichen Blogger auf. Der Account der dazugehörigen Sendung «Like and Subscribe» twitterte dazu: «Wir wollen all den mutigen Influencern danken, die den Opfern der Waldbrände komplett unzusammenhängenden Durst nach Aufmerksamkeit spendeten.» (kad) 

Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?