Modeexperte Jeroen van Roijen über den Tod von Vivienne Westwood
«Gestern ist die zweite Queen gestorben»

Vivienne Westwood war eine der schillerndsten Persönlichkeiten in der Modewelt. Ehemalige Weggefährtinnen- und gefährten auf der ganzen Welt trauern um eine Visionärin. Modeexperte Jeroen van Roijen erklärt, wieso die Britin einzigartig war.
Publiziert: 30.12.2022 um 13:54 Uhr
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Die Star-Designerin Vivienne Westwood ist am Donnerstag im Alter von 81 Jahren gestorben.
Foto: DUKAS
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Laszlo SchneiderTeamlead People-Desk

Rund um die Welt trauern Menschen aus Musik, Schauspiel und Mode um Vivienne Westwood (†81). Die Star-Designerin war gestern Donnerstag im Alter «friedlich eingeschlafen». Die Britin stand wie keine zweite für den modischen Punk – für den Zürcher Modeexperten Jeroen van Rooijen (52) ist mit Westwood dieses Jahr sogar «die zweite Queen gestorben», wie er Blick sagt. Sie habe Mode «nie nur als Oberfläche und Gestaltungsmittel für den Körper verstanden». Kleidung sei für Westwood immer auch «der Überbringer einer Botschaft gewesen», erklärt der Stilexperte. Ihre Mode sei vor allem zwischen den 1970ern und 1990ern ein Statement zum gesellschaftlichen Wandel gewesen.

Die Modeschöpferin, die bei Berufskolleginnen- und Kollegen angeeckt habe, habe aber vor allem eines ausgezeichnet: «Sie hat ihre Konsumentinnen und Konsumenten aufgefordert, weniger und bewusster zu kaufen», so van Rooijen. Das sei zwar immer gewagt, aber auch richtig gewesen. Über allem steht für den Zürcher deshalb: «Was Westwood gemacht hat, war nicht nur Fashion, sondern vor allem auch Aktivismus.»

«Besser kannst du eine Welle nicht reiten»

Vivienne Westwood prägte die Modewelt – «und das tat sie auf eigene Faust. Sie sei in einer eigenen Liga gewesen: «Westwood war alleinerziehende Mutter und hat sich nie von einem der gängigen Luxuskonzerne vereinnahmen lassen», erklärt van Rooijen. Solche Veteranen, die vor allem nie pleite gegangen seien, «gibt es nicht mehr viele». Dazu passe, dass sie den Zeitgeist mit dem aufkommenden Punk in den 1970er-Jahren brillant umgesetzt habe: «Sie war diejenige, die die Band Sex Pistols einkleidete – und hat gemerkt: Die Leute finden Fetischklamotten, Nietengürtel und Sicherheitsnadeln verstörend.» Trotzdem habe sie daraus ein erfolgreiches Business machen können, erklärt er. «Besser kannst du eine Welle nicht reiten.»

Später sei Westwood ruhiger geworden, ihre Mode habe mit der Zeit fast schon zum Establishment gehört – «etwas, wogegen sie sich immer gewehrt hat». Deswegen seien andere Fashion-Statements zu Umweltschutz, Konsumkultur und zur freien Meinungsäusserung mit zunehmendem Alter wichtiger geworden, sagt van Rooijen. Wer das modische und gesellschaftspolitische Erbe Westwoods nun übernehme, ist für den Experten klar – sie habe sich ihre Nachfolge «zeitlebens gesichert»: Sie heiratete ihren begabtesten Schüler Andreas Kronthaler (56). Einen eigentlichen Ersatz benötige es gemäss dem Experten nicht: «Irgendwann wird man wieder eine junge Galionsfigur einstellen – es eilt aber nicht.»

Trauerbekundungen aus aller Welt

Viele ehemalige Weggefährtinnen- und gefährten äusserten sich bestürzt zum Tod der Designerin. Model und Modeschöpferin Victoria Beckham (48) würdigte das Schaffen der Britin genauso wie Rockstar Billy Idol (67), der auf Twitter schrieb: «Ruhe in Frieden. Es wird eine Weile dauern, das zu verarbeiten.»

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Model Bella Hadid (26) schrieb in einem Instagram-Post: «Königin des Punks: Du hast mich vom ersten Tag, seit dem wir uns gekannt haben, zum Lächeln gebracht. Das hier ist für den coolsten, spassigsten, unfassbarsten, bescheidensten, kreativsten, […], Menschen, der je gelebt hat.»

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Auch Yoko Ono (89), die Frau des ermordeten Beatles-Mitgliedes John Lennon (1940–1980), veröffentlichte ein Foto, das sie gemeinsam mit Westwood zeigt.

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