Sexuelle Belästigung gegen die hauseigenen Engel, frauenfeindliche Sprüche, Verachtung von Übergewichtigen – die «New York Times» verrät die dreckigen Geheimnisse des berühmtesten Dessous-Händlers der Welt. In Interviews erheben ehemalige Angestellte und Models schwere Vorwürfe gegen den Victoria’s-Secret-Eigentümer Les Wexner (82) und seine langjährige rechte Hand Ed Razek (71).
Laut Bericht hatte Wexner jahrzehntelang Beschwerden von Mitarbeiterinnen und Models gegen Razek ignoriert und nichts dagegen unternommen.
Rechte Hand von Gründer Wexner soll jahrelang belästigt haben
Razek (71) hatte als Chief Marketing Officer 27 Jahre lang für Wexner die Victoria’s-Secret-Engel ausgewählt. Er trat nach einem öffentlichen Shitstorm im vergangenen Sommer zurück, weil er keine Übergrössen-Engel oder transsexuelle Models für die jährliche Fashion-Show engagieren wollte. Doch gegen die neuen Anschuldigungen war dieser Skandal noch harmlos. Denn Razek soll die Model-Engel und seine Mitarbeiter jahrelang belästigt, gemobbt und bedrängt haben. Durch seine Verbindung zu Wexner habe er allerdings Immunität genossen.
So macht die US-Zeitung nun etwa seine sexuell anzüglichen Bemerkungen gegenüber Supermodel Bella Hadid (23) öffentlich. Razek war 2018 mit bei der Anprobe des Supermodels vor der Victoria’s Secret Fashion Show mit dabei und sagte nach mehreren Zeugenaussagen in Richtung Hadid: «Lass das Höschen weg.» Später habe er laut in den Raum gefragt, ob es die TV-Sender erlauben werden, dass Bella «den Laufsteg mit diesen perfekten Titten runterläuft».
Nach Abfuhr gab es keinen Job mehr
Weitere Vorwürfe gegen Razek: Er soll seine Hand in den Schritt eines Models gelegt haben und habe regelmässig Frauen, die nur in BH und Höschen bekleidet vor ihm standen, um deren Telefonnummern gebeten oder sie aufgefordert, sich auf seinen Schoss zu setzen. Das Model Andi Muise (33) beschreibt, wie ihr Razek monatelang mit intimen E-Mails nachgestellt hatte: «In einer schrieb er: ‹Ich muss dich mal mit an einen sexy Ort nehmen.›» Nachdem sie sein Angebot ausschlug, sei sie nie mehr für eine der legendären Modenschauen angestellt worden.
Mehr als ein Dutzend Beschwerden
Mehr als ein Dutzend Beschwerden gegen Razek sollen in der Personalabteilung eingegangen sein. Nur dass, so wie im Fall von Casey Crowe Taylor, nie etwas gegen die Nummer 2 im Unternehmen unternommen wurde. Die Mitarbeiterin der PR-Abteilung war 2015 bei einem Firmen-Bankett von Razek vor aller Augen niedergemacht worden, als sie sich einen zweiten Teller holen wollte.
Als Razek sah, dass die 1,77 Meter grosse und 65 Kilo schwere Frau erneut zum Buffet ging, habe er geschrien: «Du solltest weniger Brot und Pasta essen! Wie kannst du dich eigentlich jeden Morgen im Spiegel anschauen?» Crowe Taylor: «Ich habe am ganzen Körper gezittert und bin dann rausgerannt.» Am nächsten Morgen ging sie zur Personalabteilung, die sie allerdings nicht ernst genommen haben soll. Sie reichte zwei Wochen später die Kündigung ein und litt nach eigener Aussage noch jahrelang unter dem traumatischen Vorfall: «Jedes Mal hatte ich Eds Stimme in meinem Kopf, wenn ich was gegessen oder in den Spiegel geschaut habe.»
Freundschaft mit Jeffrey Epstein
Die Abneigung gegen Dicke schien von ganz oben zu kommen. Wexler soll laut Bericht intern abschätzig den Vorschlag abgelehnt haben, sich öffentlich für Frauen in allen Größen und Formen einzusetzen: «Es geht ja auch niemand zum Schönheitschirurgen und sagt ‹Mach mich fett!›»
Ebenfalls Brisant: Victoria's-Secret-Chef Wexner verband eine lange Geschäftsbeziehung und Freundschaft mit Jeffrey Epstein (†66). Der VS-Boss hatte dem verurteilten Sextäter unter anderen die New Yorker Villa verkauft, in der der verstorbene Hedgefond-Manager Sexpartys mit minderjährigen Girls gefeiert hatte.
«Ich hatte das Gefühl, in der Hölle zu sein»
Laut drei ehemaligen, hochrangingen Victoria’s-Secret-Mitarbeitern sei Wexner bereits Mitte der 90er-Jahre gewarnt worden, dass Epstein mit dem Namen seiner Firma Jungmodels anlockte. So habe der verurteilte Sex-Täter Models unter falschen Vorwänden an Vorstellungsgespräche für seine Sex-Partys eingeladen. «Es war ein Casting für Prostituierte. Ich hatte das Gefühl, in der Hölle zu sein», schildert ein Model ihr Erlebnis. Es gibt keinen Beleg dafür, dass Wexner jemals etwas gegen Epstein unternommen hat.
In einem Statement von Victoria's Secret dementiert die Firma die Enthüllungen der «New York Times» nicht. «Wir wollen, dass sich alle unsere Mitarbeiter wohlfühlen. Wir bereuen jeden Moment, in dem das nicht der Fall war und wollen uns darauf konzentrieren, uns zu verbessern.» Razek bezeichnet die Vorwürfe als «nicht wahr, missdeutet und aus dem Kontext gerissen». (ds/klm)