Er gewann vier Grammys und ist seit Jahrzehnten einer der populärsten Sänger überhaupt. Dennoch beschwerte sich Lenny Kravitz (59) gerade, dass er für seine Erfolgskarriere nie genug gewürdigt wurde: «Es stand mal geschrieben, ‹Wenn Lenny Kravitz weiss wäre, hätte man ihn längst zum Retter des Rock'n'Rolls gekürt› – das fasst es zusammen!».
Für seinen Song «Road to Freedom», den er für den Netflix-Film «Rustin» (er handelt von Bayard Rustin, einem Berater für die Bürgerrechtslegende Martin Luther King Jr.) geschrieben hat, erhielt er eine Golden-Globe-Nomination für den «Besten Filmsong». Doch – passend zu seiner Aussage – blieb ihm die Auszeichnung verwehrt.
Blick: Was war Ihre Inspiration für den Song?
Lenny Kravitz: Was braucht man, um inspiriert zu sein? Das Leben! Ich bin ein Beobachter. Ich beobachte, fahre meine Antenne aus und warte darauf, etwas zu empfangen, was ich empfangen soll. In diesem Fall habe ich allerdings als Inspiration mir einfach den Film angeschaut. Er hat mich unheimlich berührt.
Und dann hatten Sie sofort einen Song im Kopf?
Nein. Nach dem Abspann bin ich erst einmal still sitzengeblieben und habe gewartet. Ich wollte mich nicht zu hart pushen. Und dann hörte ich Sounds, einen Akkord in meinem Kopf. Ich habe mich ans Klavier gesetzt und fragte mich «Was fühlst du?» Dann habe ich angefangen, zu spielen.
Und schon war der Song fertig…
… so schnell auch nicht. Ich habe mir für den Text als Nächstes Inputs von Colman Domingo geholt, der Bayard Rustin spielt. Wir haben uns 2013 am Set von «The Butler» kennengelernt und sind Freunde geworden. Ich wollte von ihm wissen, wie er die Essenz seiner Filmfigur beschreiben würde. Er sagte «Für Rustin ging es immer nur um all die Arbeit, die noch zu tun ist.» Das habe ich in den Songtext mit eingebaut. In der Zeile «So viel Arbeit, die noch zu tun ist, um an diese Stelle auf der Strasse zur Freiheit zu gelangen».
Lenny Kravitz ist der Sohn eines ukrainischen TV-Produzenten und einer bahamaischen Schauspielerin. Mit fünf Jahren wusste er, dass er Musiker werden wollte. Seit 2008 lebt er in Paris, zu seinen Ex-Freundinnen gehören die Kinostars Nicole Kidman, Vanessa Paradis und Penélope Cruz. Tochter Zoë Kravitz (35) ist heute ebenfalls eine bekannte Schauspielerin. Sein Debüt-Album «Let Love Rule» erschien 1989, seither wurde er mit vier Grammys ausgezechnet. Kravitz arbeitete mit Mick Jagger, Madonna, Michael Jackson und Jay-Z. Der Multi-Instrumentalist drehte auch Filme («Die Tribute von Panem»).
Lenny Kravitz ist der Sohn eines ukrainischen TV-Produzenten und einer bahamaischen Schauspielerin. Mit fünf Jahren wusste er, dass er Musiker werden wollte. Seit 2008 lebt er in Paris, zu seinen Ex-Freundinnen gehören die Kinostars Nicole Kidman, Vanessa Paradis und Penélope Cruz. Tochter Zoë Kravitz (35) ist heute ebenfalls eine bekannte Schauspielerin. Sein Debüt-Album «Let Love Rule» erschien 1989, seither wurde er mit vier Grammys ausgezechnet. Kravitz arbeitete mit Mick Jagger, Madonna, Michael Jackson und Jay-Z. Der Multi-Instrumentalist drehte auch Filme («Die Tribute von Panem»).
Was genau bedeutet für Sie die «Road to Freedom»?
Der Kampf um Freiheit, der hört nie auf. Wir müssen uns als Menschen stets dafür einsetzen und auch für mehr Einigkeit. Ich habe als Kind Ende der Sechziger- und Anfang der Siebzigerjahre den Kampf um die Bürgerrechte in meiner eigenen Familie mitbekommen. Und ich habe beim Schreiben des Songs die Präsenz meiner Mutter und meiner Grosseltern gespürt. Das hat den Druck auf mich erhöht, meiner Verantwortung gerecht zu werden.
Der Sound hat Retro-Feeling. Wie erzeugt man das?
Mit der Hand. Ich habe verschiedene Instrumente selbst eingespielt: Bass, Drums, Gitarre und Orgel. Sie klingen zeitlos. Der Sound hat seine Wurzeln im Blues, aber vor allem in der Gospelmusik. Ich habe als Kind in einem Gospelchor gesungen und mich total darauf gefreut, nach langer Zeit wieder mit einem zusammenzuarbeiten.
Bayard Rustin ist kein Name in der schwarzen Bürgerrechtsbewegung, den man gut kennt…
… ich habe ihn ehrlicherweise auch nicht gekannt. Es hat mich umgehauen, als ich von seiner Geschichte erfahren habe und wie wichtig er an der Seite von Martin Luther King war. Ein Held, der nicht gewürdigt wurde – dessen Einsatz unter den Tisch gekehrt wurde. Genauso wie mein Onkel, nach dem ich benannt bin!
Der war auch Bürgerrechtler?
Nein. Mein Onkel Leonard Martin Kravitz war als junger Soldat im Koreakrieg und ist mit 19 oder 20 Jahren umgekommen. Aber zuerst hat er seinen ganzen Platoon (eine etwa aus 40 Soldaten bestehende Teileinheit im Militär, Anm. d. Red.) gerettet. Doch eine Auszeichnung dafür hat er erst vor wenigen Jahren durch Präsident Obama bekommen: die Congressional Medal of Honor.
Wieso wurde er vorher nicht für seine Tapferkeit ausgezeichnet?
Weil er jüdisch war, hat man seine Heldentaten ignoriert. Deshalb ist es auch meine grosse Hoffnung, dass Leute aus dem Film lernen, dass sie andere Menschen akzeptieren müssen – auch wenn diese anders sind als sie selbst. Wir sind alle einzigartig. Und wenn wir spirituell andere Ansichten haben, dann sollten wir diese Unterschiede feiern.
Sie haben vor 35 Jahren Ihr erstes Album herausgebracht. Wie sehr hat sich die Welt seither verändert?
Viel zu wenig! Vielleicht war ich in meinen 20ern damals naiv, aber ich war überzeugt, dass die Welt heute viel weiter und besser sein würde, als sie es ist.
In Bezug auf was?
Bei all der neuen Technologie haben wir noch immer nicht das einfache Prinzip des friedlichen menschlichen Miteinanders begriffen. Dabei haben wir alle dieselben Wurzeln, stammen vom selben Schöpfer und sind alle Brüder und Schwestern. Und um meinen eigenen Song «Here to Love» zu zitieren: «Wir sind nicht hier, um zu werten, wir sind hier, um zu lieben. Es gibt keinen Platz für Hass!» Nach dieser Maxime lebe ich.