Julianne Moore im Blick-Interview
«Sex war schon immer da, oder?»

In der neuen Historienserie «Mary & George» spielt Julianne Moore eine skrupellose Mutter, die ihren Sohn zum Liebhaber des britischen Königs machen will. Eine Rolle, die ihr sofort zugesagt habe, wie sie im Gespräch mit Blick erklärt.
Publiziert: 06.03.2024 um 20:06 Uhr
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Aktualisiert: 06.03.2024 um 21:50 Uhr
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Hollywoodstar Julianne Moore spielt in der neuen Historienserie «Mary & George» die Rolle der verarmten Mary Villiers, die im England des frühen 17. Jahrhunderts einen perfiden Plan entwickelt.
Foto: WWD via Getty Images
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Patricia BroderRedaktorin People

So freizügig hast du die britischen Royals noch nie gesehen: Die neue Historien-Serie «Mary & George», die ab heute auf Sky abrufbar ist, wird von Kritikern bereits als die unzensierte, frechere Version von «Bridgerton» gefeiert. Die Serie erzählt die auf Tatsachen beruhende Geschichte der verarmten Mary Villiers (Julianne Moore, 63), die seit dem Tod ihres landadeligen Mannes im englischen Hinterland des frühen 17. Jahrhunderts lebt. Um ihrem tristen Dasein zu entgehen, entwickelt Mary einen perfiden Plan: Sie schickt ihren jungen, hübschen Sohn George (Nicholas Galitzine, 29) an den englischen Königshof, um dort den amtierenden König James I. (Tony Curran, 54) zu verführen. Hollywoodstar Julianne Moore brilliert in der Rolle als skrupellose Mutter, die immer mehr Einfluss am Königshof gewinnt.

Blick: Julianne Moore, was hat Sie an der Rolle der intriganten Mary gereizt?
Julianne Moore: Ich war fasziniert vom Drehbuch und von der Rolle. Und ich bin ein Fan von Oliver Hermanis, unserem Regisseur der ersten drei Episoden. Die Welt, die er erschafft, sowohl visuell als auch mit dem Soundtrack, ist faszinierend und schön.

Mary Willers ist eine Frau, die keine Macht hat. Sie erhält ihre Macht durch die Männer in ihrem Leben – und dennoch wirkt die Rolle feministisch.
Ja, es ist eine sehr feministische Rolle. Mary ist eine Frau, die versucht, zu überleben. Ihr Ehrgeiz ist vom Überleben bestimmt. Als ihr Mann stirbt, stellt sie fest, dass sie kein Geld hat. Sie hat keinen Besitz. Sie hat keine Möglichkeit, ihre Kinder zu erziehen. Also überlegt sie sich, wie sie sich und ihre Nachkommen voranbringen kann, und sie findet Wege. Historisch gesehen handelt es sich um eine Frau, die aus einem aristokratischen, aber bescheidenen Umfeld stammt und schliesslich in der Westminster Abbey begraben wird. Sie hat es also sehr, sehr weit gebracht. Und ich denke, ihr Wille hat sie dorthin gebracht.

Die Wandelbare

Julianne Moore (63) gehört zu den renommiertesten Schauspielerinnen unserer Zeit. Kritiker loben die Charakterdarstellerin vor allem für ihre Wandelbarkeit. Seit Mitte der 80er-Jahre trat sie in über 90 Filmen auf, war fünfmal für den Oscar nominiert. 2015 gewann sie ihn schliesslich für das Drama «Still Alice». Sie ist mit Regisseur Bart Freundlich (54) verheiratet, das Paar hat zwei Kinder. Moore veröffentlichte mehrere Kinderbücher und engagiert sich gegen Altersdiskriminierung in Hollywood.

Die Wandelbare
Todd Owyoung/NBC via Getty Images

Julianne Moore (63) gehört zu den renommiertesten Schauspielerinnen unserer Zeit. Kritiker loben die Charakterdarstellerin vor allem für ihre Wandelbarkeit. Seit Mitte der 80er-Jahre trat sie in über 90 Filmen auf, war fünfmal für den Oscar nominiert. 2015 gewann sie ihn schliesslich für das Drama «Still Alice». Sie ist mit Regisseur Bart Freundlich (54) verheiratet, das Paar hat zwei Kinder. Moore veröffentlichte mehrere Kinderbücher und engagiert sich gegen Altersdiskriminierung in Hollywood.

Kritiker feiern die Serie bereits und schwärmen, man sehe Julianne Moore in ihrer intrigantesten Rolle. Woran liegt es, dass das Publikum Sie scheinbar besonders gerne in komplexen, intriganten Rollen sieht?
Gute Frage. Ich denke, das hat damit zu tun, dass ich fasziniert bin von menschlichem Verhalten. Ich mag beispielsweise keine Actionfilme, in denen ein Vulkan explodiert. Das interessiert mich nicht. Aber ich liebe es, Menschen in Beziehungen zu beobachten. Ich sehe mir gerne Liebesgeschichten oder Betrugsgeschichten an. Und ich glaube, so geht es vielen. Wir sind fasziniert von der Art und Weise, wie wir miteinander umgehen, miteinander reden, uns ineinander verlieben und Familien gründen. Wir sind einfach immer noch wild, wissen Sie (lacht). Wir sind immer noch «Stammestiere» und an unserem gegenseitigen Verhalten interessiert.

Die Serie spielt vor über 400 Jahren, wirkt aber trotzdem sehr modern. Gerade auch, wie das Thema Homosexualität porträtiert wird.
Ja. Die Darstellung von Sexualität und von Männlichkeit in der Serie ist definitiv sehr aktuell. Und ich denke, das wird viele moderne Zuschauer wirklich ansprechen. Es fühlt sich nicht wie ein konventionelles Historienstück an, sondern hat eine gewisse Modernität an sich. Das ist für das Publikum sehr aufregend. Es gibt viele Themen in unserer Geschichte, die auch heute noch aktuell sind.

Haben Sie bei der Darstellung ihrer Charaktere, die in Skandale am Königshof verwickelt sind, auch Rückschlüsse auf deren Nachkommen, die aktuellen Royals gezogen?
Auch. Aber wir haben vor allem sehr viel darüber nachgedacht, wie die Royals früher miteinander als Menschen und in Beziehung zueinander umgegangen sind. Ich denke, dass die Welt für sie relativ gesehen viel kleiner war als für uns heute. Im übertragenen, aber auch im wörtlichen, geografischen Sinne. Ich habe über Ursache und Wirkung in modernen Beziehungen und Familien nachgedacht und darüber, wie wir uns oft gegenseitig die Schuld geben und wie wir uns dabei fühlen. Es ist faszinierend zu sehen, wie wir aufgrund menschlicher Muster gezwungen sind, uns auf eine bestimmte Art und Weise zu verhalten – auch in der Sexualität. 

Sex ist in der Serie ein grosses Thema und wird vor allem für amerikanische Verhältnisse auf sehr freie und unzensierte Weise behandelt.
Nun, ich denke, zu Recht. Sex war schon immer da, oder? Sonst wären wir alle nicht hier.

Die ersten beiden Folgen von «Mary & George» sind ab Donnerstag, 7. März auf Sky abrufbar. Anschliessend werden jeden Donnerstag zwei weitere Folgen veröffentlicht. 

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