Joan Collins (85) über ihre Geheimnisse
«Ich war Vorreiterin der MeToo-Bewegung»

Das einstige Biest aus dem TV-Hit «Denver Clan» kehrt zurück! Joan Collins (85) über ihre neue Serie «American Horror Story», ihr Fitness-Geheimnis und schlechte Erfahrungen mit Männern.
Publiziert: 27.10.2018 um 10:42 Uhr
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Aktualisiert: 27.10.2018 um 12:10 Uhr
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Joan Collins wurde mit 18 Jahren zur schönsten Frau Englands gewählt.
Foto: imago
Dierk Sindermann

Mit «Denver Clan» wurde Joan Collins (85) vor fast 40 Jahren zum Weltstar. Jetzt kehrt die ehemalige Schönheitskönigin zurück – als durchtriebene Power-Lady in der Serie «American Horror Story». 

Rollen dieser Art scheinen Ihnen zu gefallen. Schon beim «Denver Clan» walzten Sie als rachsüchtige Intrigantin die Schwachen nieder.
Joan Collins: Ich war nicht böse. Ich gab bloss eine starke Frau, die sich nichts gefallen liess. Von daher fühle ich mich wie eine Vorreiterin der #MeToo-Bewegung.

Haben Sie als junge Schauspielerin auch schlechte Erfahrungen mit Männern machen müssen?
Die traurige Antwort ist, dass fast alle Girls meiner Generation von Männern ausgenutzt wurden. Wir haben es nur nicht Missbrauch genannt. Es war einfach die Art, wie junge Schauspielerinnen behandelt wurden. Wissen Sie, wer mich davor als eine der ersten gewarnt hat?

Wer?
Marilyn Monroe! Es war an einer Party im Haus von Gene Kelly. Marilyn hat mich zur Seite genommen und meinte, dass ich mich vor all den bösen Männern in Hollywood in Acht nehmen soll.

Haben Sie auf die Monroe gehört?
Sie hat mir nichts Neues erzählt, die gab es nämlich in meiner Heimat England auch. Dort hatte ich einige schlechte Erfahrungen gemacht. Gott sei Dank war ich ziemlich gut darin, mein Knie in ihre Weichteile zu rammen. So habe ich es nie zugelassen, dass ich zum Opfer wurde. Ich finde es übrigens fantastisch, dass die Frauen jetzt in die Offensive gehen.

Mit 18 sind Sie zur schönsten Frau Englands gekürt worden. War das eine Hilfe oder ein Hindernis für den Verlauf Ihres weiteren Lebens?
Eher ein Hindernis. Als schöne Frau hatte man sofort das Stigma, nicht gut schauspielern zu können. Aber die grösste Gefahr wäre eher gewesen, wenn ich mir zu viel auf meinen Look eingebildet hätte. Das hab ich aber nicht. Dank meines Vaters!

Was hatte er damit zu tun?
Als er von meiner «Most Beautiful Woman in Britain»-Wahl erfahren hat, meinte er nur: «Das erstaunt mich. Du siehst zwar manierlich aus, aber etwas Besonderes bist du nicht.» Das hat gesessen – und mir im Nachhinein geholfen, auf dem Boden der Tatsachen zu bleiben. Mein Vater war kein Mensch, der gelobt hat.

Wie schafften Sie es, so lange im Geschäft zu bleiben?
Meine Stärke ist, dass mich mein Vater als Schauspielagent bestens auf die Filmindustrie vorbereitet hat. Er wollte mit allen Mitteln verhindern, dass ich einsteige und hat mir alle schlechten Seiten der Branche vorgebetet. Dass ich dauernd abgelehnt würde. Dass ich schon mit 26 nicht mehr gefragt sein würde. Und dass mich viele Männer schlecht behandeln. Ich wusste also genau, was auf mich zukommt.

Was bereuen Sie?
Zwei meiner Ehemänner. Im Ernst: Es gibt nichts, was ich ganz anders machen würde. Ich habe wundervolle Kinder und habe wegen ihnen meine Karriere unterbrochen, weil ich Mutter und Ehefrau sein wollte. Bis ich dann wieder arbeiten musste, um die Kids ernähren zu können.

Sie sind noch immer sehr schlagfertig. Wie halten Sie sich in Schuss?
Scrabble und Poker. Nein, ich habe keine Ahnung. Ich fühle mich wie vor 30 Jahren. Ich lese drei bis vier Zeitungen am Tag und habe das grosse Glück, gute Gene zu haben. Ich treibe auch noch ein bisschen Sport, aber nicht mehr so viel, bis mir alles weh tut.

Ihr aktueller Mann Percy Gibson ist 32 Jahre jünger.
Was sicher auch ein Faktor ist! Ein jüngerer Mann an deiner Seite hindert dich daran, dich gehen zu lassen. Ich kann mir nicht vorstellen, mit einem Mann meines Alters zusammen zu sein. 

Wie haben Sie es geschafft, nach vier Enttäuschungen nun mit Gatte Nummer fünf richtig zu liegen?
Ich habe aus meinen Fehlern gelernt. Nein, die zähle ich jetzt nicht alle auf. Ausser vielleicht einen Fehler: Dass man nicht als Jungfrau in die Ehe gehen sollte (lacht). Wer sich für die anderen Ungeschicklichkeiten meines Lebens interessiert, soll meine Autobiografie lesen.

Sie sind seit über 60 Jahren bekannt. Wie gehen Sie damit um?
Ich habe mich selbst nie als Berühmtheit betrachtet. Und mittlerweile haben viele junge Leute auch keine Ahnung mehr, wer ich bin. Damit kann ich leben. Ich habe den Ruhm nie gemocht. Ich bin nicht Schauspielerin geworden, weil ich prominent sein wollte.

Die Böse aus dem «Denver Clan»

Joan Collins ist die Schwester von Bestseller-Autorin Jackie Collins (†77). Seit den frühen 50er-Jahren trat sie in zahlreichen Film- und TV-Produktionen auf («Starsky & Hutch», «Raumschiff Enterprise»). 1981 folgte der grosse Durchbruch mit «Denver Clan». Nach dem Ende des TV-Hits 1989 verdiente sie ihr Geld hauptsächlich durch ihre Romane, Biografien und Schönheitsratgeber. Collins hat fünfmal geheiratet. Sie hat drei Kinder; zwei aus der zweiten und eins aus der dritten Ehe. Dieses Jahr feiert sie ihr Serien-Comeback in der preisgekrönten Anthologie-Serie «American Horror Story».

Joan Collins mit John Forsythe und Linda Evans (v.l.n.r.).
imago

Joan Collins ist die Schwester von Bestseller-Autorin Jackie Collins (†77). Seit den frühen 50er-Jahren trat sie in zahlreichen Film- und TV-Produktionen auf («Starsky & Hutch», «Raumschiff Enterprise»). 1981 folgte der grosse Durchbruch mit «Denver Clan». Nach dem Ende des TV-Hits 1989 verdiente sie ihr Geld hauptsächlich durch ihre Romane, Biografien und Schönheitsratgeber. Collins hat fünfmal geheiratet. Sie hat drei Kinder; zwei aus der zweiten und eins aus der dritten Ehe. Dieses Jahr feiert sie ihr Serien-Comeback in der preisgekrönten Anthologie-Serie «American Horror Story».

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